Von Sarah Lena Grahn

Berlin/Stuttgart - Natürlich geht es irgendwann um ihr Alter. Die Veteranen des deutschsprachigen Hip-Hop sind am Donnerstagabend etwa eine gute Stunde lang über die Bühne im Sommergarten der Berliner Messe gehüpft und haben mit Hits wie „Was geht“ und „Sie ist weg“ auch die in der Zuschauermenge vertretenen Polizisten zum Tanzen gebracht, als Smudo ins Mikrofon brüllt: „Die Fantastischen Vier sind alt. Deswegen wird ihnen ein Denkmal gebaut. Hier auf dem Gelände der IFA entsteht das erste Hip-Hop-Altersheim.“ Michi Beck klagt über einen tauben Arm. Die Musiker sind heute Ende 40.

27 Jahre schon stehen sie auf der Bühne, veröffentlichten vier Nummer-1-Alben, gewannen mehrere Echos, die Goldene Kamera sowie diverse Cometen und 1Live-Kronen. Im vergangenen Jahr erschien ihr zweites Best-of-Album „Vier und Jetzt“, mit dem sie nun auf Tour gehen. Das Konzert in Berlin ist der Auftakt, und es wirkt ein bisschen so, als müssten sich die Vier erst einmal warm machen. Smudo springt etwas unbeholfen über die Bühne und sieht manchmal aus wie ein Tanzbär, der nicht so recht weiß, wohin mit sich.

Thomas D. scheint zwar der Fitteste von allen zu sein, gibt aber zu, dass er am Donnerstag ursprünglich auf eine Hochzeit von Freunden fahren wollte. Die musste er dann wegen des Konzerts absagen. „Ich hab da was durcheinander gebracht“, sagt der 47-Jährige, der mit seiner Familie auf einem Bauernhof in der Eifel lebt.

Auch Kinder im Publikum

Dass sie ihren Poprap noch immer draufhaben, stellen Thomas D., Smudo, Michi Beck und And.Ypsilon jedoch von Beginn des Konzerts an unter Beweis. Sie scheinen nicht müde zu werden, was ihre Stimmgewalt, ihre sprachliche Flinkheit und ihren Humor betrifft. Die meisten ihrer Songs sind Hits, gemacht zum Mitrappen, zum Kopfnicken und zum Arme in die Höhe reißen. Der damit erzielte Erfolg hat den vier Fantas aber auch immer wieder Kritik eingebracht: Kommerzialisierung des Hip-Hops und Spaßmusik statt Sozialkritik lauteten die Vorwürfe.

In Berlin stehen an diesem Abend etwa 10 000 Fans vor der Bühne, homogen ist das Publikum keineswegs. Was die Band macht, scheint verschiedenen Generationen zu gefallen. Auffallend ist, dass viele Kinder unter den Besuchern sind und auf den Schultern ihrer Eltern hockend zu den Fanta-Texten wippen. Auch Michi Becks Töchter sind dabei - für die jüngste ist es der erste Konzertbesuch ihres Lebens. Für die Tour haben die Musiker - allesamt Familienväter - zum ersten Mal vergünstigte Karten für Sechs- bis Zwölfjährige angeboten. Dass es beim Sound immer wieder Probleme gibt, scheint die kleinen Besucher nicht zu stören. Nur die Erwachsenen quittieren einzelne Aussetzer mit Buh-Rufen und ratlosen Blicken. Das Fazit vieler Besucher lautete trotzdem: super. „Die alten Herren haben es noch drauf“, sagt eine junge Frau.