Ein perfekt eingespieltes Team: das Los Angeles Guitar Quartet. Foto: Iro Quelle: Unbekannt

Von Eberhard Iro

Nürtingen - Als Magier der feinen leisen Töne wird der junge spanische Gitarrist Rafael Aguirre dem Nürtinger Publikum in Erinnerung bleiben. Er setze die Tradition von Andrés Segovia und Narciso Yepes fort, so die Ankündigung. Mit zutiefst romantischen Interpretationen steht Aguirre ganz in der Tradition Segovias, aber eben auch sein bunt zusammen gestelltes, von Mauro Giuliani bis George Gershwin reichendes Programm. Nur spielt Aguirre wesentlich intimer und die Art, den leisen Tönen zu frönen, ist fern von Yepes.

Mit geschlossenen Augen versank er in den „Tres piezas españoles“ Emilio Pujols, verliebt in jeden der einzelnen Töne, aus denen er behutsam Melodien formte. Doch beherrschte er auch die große Geste (Francisco Tárregas „Gran Jota“). Rasante Läufe sah man kaum, so diszipliniert ist Aguirres exquisite Technik. Als Zugabe fürs johlende Kreuzkirchenvolk: Flamenco. Seine heimliche Liebe?

Sind die zwei in der Ehe so eins wie als Duo, sind sie zu beneiden. Das Gitarrenduo Anabel Montesinos und Marco Tamayo gastierte erstmals in Nürtingen: faszinierende Technik und klangliche Harmonie, die Ihresgleichen sucht. Sie Spanierin, er Kubaner, tags zuvor Aguirre: Rückt da der Fokus der Gitarre nach Dekaden nordländischer Dominanz (Fisk, Bream, Williams, Russell) wieder gen Süden? Vom Programm, das von J. S. Bach über Debussy zu den Beatles und Nikita Koshkin reichte, überzeugte allein Bachs „Wohltemperiertes Klavier I“ nicht, zu unorganisch die Zäsuren in der Fuge Nr. 3. Allein durch die Fülle an Klangfarben hingegen versetzte das Duo in der Ouvertüre zum „Barbier“ (Mauro Giulianis/Gioachino Rossini) die Hörer mitten in die Oper.

Maßgeschneiderte Kompositionen

Als raffinierte Dramaturgin erwies sich Montesinos auch solistisch: in Giulianis „Grand Ouverture“. Tamayo seinerseits ließ als Solist augenzwinkernd mit überlegener Technik die Variationen zu „El Carneval de Venezia“ von Francisco Tárrega virtuose Kapriolen schlagen.

Sein 20-jähriges Jubiläum in Nürtingen feierte das Los Angeles Guitar Quartet beim Abschlusskonzert. Die vier bereichern das Spektrum des Festivals stets durch neue Farbkleckse. Dabei haben sie das Privileg, maßgeschneiderte Kompositionen zu erhalten. Alfonso Montes, dessen „Llanura“ rhythmisch seine venezuelanische Heimat verriet, ist einer der Komponisten, die für das LAGQ schreiben. Bei Tilman Hoppstocks impressionistischer „Suite Transcendent“ reizte das Quartett die Klangmöglichkeiten der Gitarre aus, dazu Atanas Ourkouzounov mit den szenischen Klangbildern „Motus Bulgaricus“. Ansonsten LAGQ-Arrangements. Plastisch wanderten in J. S. Bachs 6. „Brandenburgischen“ die Themen von Gitarre zu Gitarre.

Diese vier Musiker bilden ein perfekt eingespieltes Team, das mit Experimentierfreude, Humor und solider Technik nicht nur bei Aoron Coplands „Two Mexican Pieces“ und Manuel de Fallas „El amor brujo“ bestach.