Von Dietholf Zerweck

Stuttgart - Mehr Besucher, zum Beispiel bei Mark Padmores „Winterreise“, eine wachsende Mitgliederzahl, neue Konzepte: die Internationale Hugo-Wolf-Akademie für Gesang, Dichtung und Liedkunst blickt auf eine erfreuliche Saison zurück, und ihre Intendantin Cornelia Weidner kündigt wieder abwechslungsreiche, traditionsverbundene und aktuelle Programme für die neue Spielzeit an. Sie beginnt schon im September mit dem Internationalen Wettbewerb für Liedkunst, der zum zehnten Mal in Stuttgart ausgetragen wird. Deshalb gibt es schon am kommenden Sonntag in der Musikhochschule ein Jubiläumskonzert, bei dem Preisträger aus allen bisherigen Wettbewerben beteiligt sind. Von Birgid Steinberger (1990) bis zu Diana Haller (2012) und Ludwig Mittelhammer (2014) kommen drei Generationen von international renommierten Sängern zusammen.

Vom 20. bis 25. September treffen dann beim 10. Liedwettbewerb der Hugo-Wolf-Akademie 29 Duos in drei Runden aufeinander, die auch per Live-Stream im Internet übertragen werden. Beim Preisträgerkonzert am Schlusstag werden Preise in Höhe von 35 000 Euro vergeben, zur hochkarätigen Jury unter Vorsitz von Birgid Steinberger gehören Koryphäen wie Peter Schreier, Graham Johnson und Dame Ann Murray. Das Repertoire umfasst neben Liedern von Schubert und Hugo Wolf Liedkunst des 20. und 21. Jahrhunderts. Um das zeitgenössische Lied geht es auch mit Salome Kammer im Oktober im Wilhelma-Theater, und als Fortsetzung des letztjährigen Festivalprojekts „Sind noch Lieder zu singen?“ gibt es eine Reihe mit dem Titel „Stuttgarter Premiere“, in der speziell neue Liedkunst geboten wird. Das Debüt-Konzert im Hospitalhof am Ende der Saison wird von den beiden Pianisten Steffen Schleiermacher und Axel Bauni sowie von Caroline Melzer (Sopran) und Holger Falk (Bariton) gestaltet.

In der etablierten Reihe der Galeriekonzerte im Vortragssaal der Staatsgalerie beenden der Bariton Christoph Pohl und Marcelo Amaral den dreijährigen Schubert-Zyklus nach „Schöner Müllerin“ und „Winterreise“ mit dem „Schwanengesang“. Die finnische Sopranistin Soile Isokoski kontrastiert Schumann und Hugo Wolf mit Leonard Bernstein, Grieg und Toivo Kuula; Roman Trekel und Birgid Steinberger widmen sich Hugo Wolfs „Hommage an Goethe“. Im Zusammenhang mit der Postimpressionismus-Ausstellung „Aufbruch Flora“ in der Staatsgalerie präsentiert die Pianistin Anne Le Bozec im April ein Salon-Konzert mit Liedern und Kammermusik, im Mai hat die holländische Mezzosopranistin Olivia Vermeulen eine Soirée mit Liedern von Mozart bis Hanns Eisler ausgesucht. Im letzten Galeriekonzert im Juli singt Helene Schneiderman, begleitet von Barrie Kosky, jiddische Lieder aus der Emigrantenszene New Yorks am Beginn des 20. Jahrhunderts: „Farges mihk nit!“.

Bei den in Kooperation mit der Staatsoper veranstalteten Liedkonzerten verabschiedet sich Matthias Hölle im November aus dem Stuttgarter Ensemble. Einige Mitglieder der „Fairy Queen“-Besetzung widmen sich Henry Purcell mit Duetten und Terzetten aus seinen Schauspielmusiken, die Sopranistin Sophie Marilley und die Schauspieler Jean Manifacier und Matti Krause gedenken mit Liedern und Briefen französischer und deutscher Soldaten der Weltkrieg-Katastrophe vor 100 Jahren. Gergely Németi erinnert mit einem Liederabend an „Meine drei Tenöre“ Fritz Wunderlich, Jussi Björling und Nicolai Gedda, und Diana Haller spürt mit Aufführungen von Benjamin Brittens „Death in Venice“ dem Mythos Venedig nach. Die Mezzosopranistin und der Bariton André Morsch sind auch Protagonisten in einem Konzert der im März begonnenen Reihe „Der ganze Hugo Wolf“, in der auch Annelie Sophie Müller und Kresimir Strazanac auftreten. Ein Porträtkonzert mit Liedern und Texten von Max Reger im Fruchtkasten und eine szenische Version der „Winterreise“ im Theaterhaus ergänzen das weit gefächerte Programm. Zweimal kooperiert die Hugo-Wolf-Akademie bei Sonderkonzerten mit Ludwigsburger Institutionen: Thomas Hampson gastiert mit der Amsterdam Sinfonietta im Forum, und Mark Padmore singt im Ordenssaal des Schlosses Schubert ein neues Werk von Thomas Larcher.

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