Unter anderem an der Katharinenlinde gibt es jetzt Sitzbänke, die dazu einladen, sich mit Nachhaltigkeit zu beschäftigen. Foto: Finep/oh Quelle: Unbekannt

Von Rainer Kellmayer

Die in vierzehntägigem Rhythmus stattfindende „Stunde der Kirchenmusik“ ist programmatisch breit gefächert, konzentriert sich jedoch im Wesentlichen auf sakrale Musik zwischen Renaissance und Moderne. Am Vorabend des zweiten Advents bereicherte Volles Jazz Quartett die Reihe durch eine neue Facette: In der Evangelischen Stadtkirche St. Dionys erklangen bekannte Weihnachtslieder in neuem Gewand - jazzig angehaucht und frisch interpretiert.

Dezent leiteten Bass und Schlagzeug „Maria durch ein Dornwald ging“ ein, das von Jochen Feucht mit butterweichem Ton geblasene Saxofon intonierte die Melodie, und allmählich entwickelten sich expressive Soli. Das Saxofon machte Ausflüge durch jazzige Skalen, der Bass von German Klaiber stieg virtuos in tiefste Regionen hinab, und Jochen Volle entlockte dem Flügel perlende Kaskaden. Bei „Tochter Zion“ schimmerte die Melodie immer wieder durch den Klaviersatz. Sie erklang nach dem Einsatz des Saxofons in Reinkultur, löste sich in den Improvisationen auf, um sich schließlich in einem Duo von Klavier und Saxofon wieder zu verdichten.

Groovend kam „Hört der Engel helle Lieder“ daher, mit virtuosen Bassgängen, brillierenden Saxofonläufen und einem dezenten Schlagzeugsolo von Dieter Schumacher. Man spürte, dass die Mannschaft um den Esslinger Musikschulleiter Jochen Volle bereits seit mehr als 20 Jahren gemeinsam musiziert. Das Zusammenspiel war perfekt, der Sound gut ausbalanciert, und da man fast ohne elektronische Verstärkung auskam, klang alles natürlich und dynamisch angenehm temperiert. „Unsere CD mit deutschen Weihnachtsliedern „O du fröhliche“ wurde 2014 produziert.

Es war ein Wagnis, das sich gelohnt hat: Die CD fand große Resonanz“, sagte Bandleader Volle. Er schrieb die Arrangements, entwickelte diese zusammen mit seinen Kollegen weiter, und gemeinsam gab man jedem Stück eigenes Kolorit: Mal jazzig groovend, dann wieder im Calypso-Stil, oder an Bossa Nova und Swing angelehnt.

Obwohl Volles Jazz Quartett das Weihnachtsprogramm schon oft aufgeführt hat, entstand zu keiner Zeit das Gefühl angestaubter Routine - alle Wiedergaben waren lebendig und von geschmeidigem Klang bestimmt. Bei „Kling, Glöckchen klingeling“ garnierten helle Flötentöne den Satz, „Es ist ein Ros’ entsprungen“ brachte zunächst besinnlich Töne, um dann in jazzige Regionen zu gleiten.

Von ganz eigenem Reiz war das ausgefeilte Arrangement von „Ich steh an deiner Krippen hier“. Balladenhaft ruhig ertönte „O du fröhliche“, und auch bei „Leise rieselt der Schnee“ bewegte sich der unverwechselbare Bandsound auf sicherer Spur. Das Publikum applaudierte begeistert und nahm das meditativ-besinnliche „Stille Nacht, heilige Nacht“ mit auf den Heimweg.