Nach Stationen in Berlin und Stuttgart hat Sofie Alice Miller an der Esslinger Landesbühne ihre neue künstlerische Heimat gefunden. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Thomas Krazeisen

Esslingen - In der aktuellen WLB-Produktion nach Joseph Roths Roman „Hiob“, in der sie die freiheitsliebende Tochter eines galizischen Juden spielt, liegt ein ganzer Ozean zwischen ihrer osteuropäischen Geburts- und ihrer neuen Heimat Amerika. Im echten Leben hat Sofie Alice Miller, die seit dieser Spielzeit festes Ensemblemitglied der Esslinger Landesbühne (WLB) ist, nicht weit von ihrer neckarschwäbischen Geburtsstadt ihre neue Heimat gefunden. 1987 wurde die Schauspielerin in Tübingen geboren. In der Uni-Stadt sammelte sie als Schülerin erste Theatererfahrungen in einem Janosch-Stück. Dass daraus professionelle Schauspielerei werden sollte, war für Sofie Alice Miller früh klar - „ich hatte nie wirklich einen anderen Berufswunsch“, sagt die Neue im WLB-Ensemble.

Für ihre Schauspielausbildung zog die Tübingerin, die schon seit dem Ende ihrer Schulzeit bei Produktionen des Melchinger Lindenhof-Theaters mitgewirkt hatte, vom Neckar an die Spree. Miller absolvierte von 2009 bis 2013 ihr Studium an der Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf, der Potsdamer „HFF“ - einer Nobeladresse unter Deutschlands Filmhochschulen, die inzwischen zur Filmuniversität Babelsberg aufgewertet wurde. Im Rahmen ihres Studiums spielte Miller auch im Potsdamer Hans Otto Theater, unter anderem in Schillers „Die Räuber“ - inszeniert von Regisseur Wulf Twiehaus, der seit einigen Jahren auch als Dozent an der Ludwigsburger Akademie für darstellende Kunst lehrt. Eine der Studienarbeiten führte Miller ans Berliner bat-Studiotheater im Prenzlauer Berg, wo die Mimin in René Polleschs Projekt „I am stalking myself to death“ mitwirkte.

West-östliche Begegnungen

Anfang 2013 stand Miller am Stadttheater Ingolstadt auf der Bühne. Sie spielte die Hauptrolle in Knut Webers Inszenierung von Soeren Voimas Komödie „Ursprung der Welt“, in der eine uralte griechische Erzählung mit der aktuellen Integrationsproblematik verknüpft wird. West-östliche Begegnungen, zum Beispiel in Roland Schimmelpfennigs Stück „Die Arabische Nacht“, standen auch bei Sofie Alice Millers erstem Festengagement in der hiesigen Region auf dem Spielplan. Es führte sie an die Stuttgarter tri-bühne, wo sie von September 2013 an für drei Spielzeiten als festes Ensemblemitglied unter Vertrag stand. In dem von tri-bühne-Leiterin Edith Koerber inszenierten Tragödien-Klassiker „Antigone“ überzeugte Sofie Alice Miller als Titelprotagonistin. Die spielte sie auch in Büchners „Leonce und Lena“ und in der Strindberg-Tragödie „Fräulein Julie“ - Regie führte bei dieser Produktion Christine Gnann, die sich unter Friedrich Schirmer auch an der Esslingen Landesbühne als Regisseurin etablieren konnte.

Reiten statt singen

An ihrer neuen Wirkungsstätte, wo sie zum Auftakt in „Doctor Faustus‘ Magical Circus Part II“ auftrat und demnächst in Karl Wittlingers „Seelenwanderung“ als Stubenmädchen und eine der Gattinnen zu sehen sein wird, vermisst Sofie Alice Miller nichts - vom Singen im Berliner Solistenchor mal abgesehen. In ihrer ersten Zeit an der tri-bühne sang sie noch in Christian Steyers mit etlichen Jazzpreisen ausgezeichnetem Berliner Chor mit, doch irgendwann ließ sich beides von Stuttgart aus nicht mehr unter einen Hut bringen. Dafür kann Miller zum Ausgleich weiter einer anderen Passion frönen. Auf der Schwäbischen Alb steht ihr Pferd - es muss nicht mehr so lange auf die Ausritte warten.