Schmissige Klänge im Neckar Forum: Das Heeresmusikkorps Ulm, festgehalten in Ton und Bild auch vom SWR-Fernsehen (rechts). Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Rainer Kellmayer

Das Heeresmusikkorps Ulm (HMKU) war ein Publikumsmagnet: Sein Esslinger Gastspiel lockte so zahlreiche Blasmusikfreunde an, dass im Neckar Forum zusätzliche Stuhlreihen aufgebaut werden mussten. „Wir sind überwältigt vom Zuspruch des Publikums“, äußerte sich Uwe Eberspächer, Vorstandsmitglied des Musikvereins Wäldenbronn, begeistert. Die Wäldenbronner, deren Dirigent Konzertmeister im HMKU ist, hatten die Kontakte geknüpft und das Konzert organisiert. Markus Grübel, Staatssekretär im Verteidigungsministerium und Schirmherr der Veranstaltung, war erfreut, dass ein großer Teil der Einnahmen des Benefizkonzertes der Lebenshilfe Esslingen zufließt. In einem prägnant gehaltenen Grußwort überbrachte Bürgermeister Markus Raab die Glückwünsche der Stadt Esslingen, und die Vertreterin der Lebenshilfe zeigte sich dankbar für die Unterstützung ihrer Organisation, die sich für geistig Behinderte einsetzt.

Das Konzert wurde aus Anlass des 60-jährigen Bestehens des HMKU von einem Kamerateam des SWR-Fernsehens aufgezeichnet: Ausschnitte der Esslinger Veranstaltung werden in einem Porträt des traditionsreichen Militärorchesters erklingen. Die mehr als 50 Musikerinnen und Musiker starteten furios, brachten nach einem eröffnenden Marsch Antonin Dvoraks „Carnival Ouverture“ zum Erklingen. Der musikalische Drive beeindruckte, dynamisch wurde gestuft und eine breite Palette der Klangfarben ausgebreitet. Auch wenn sich das Orchester in puncto Intonation und Zusammenspiel nicht durchgängig auf der Idealspur bewegte, so begeisterte das zupackende Spiel: In einem atemlosen Wirbel stellten Dvoraks programmatische Klänge Menschen in ihrer Lebendigkeit und Fröhlichkeit dar. Ganz andere Töne brachte Edward Elgars „Chanson de Matin“. Oberstleutnant Matthias Prock führte kluge Klangregie, sorgte für ein durchsichtiges Stimmgeflecht, über dem die ruhigen Melodien spannungsvoll gezogen wurden.

Effektheischender kamen die „Shakespeare Pictures“ von Nigel Hess über die Rampe. Nach schwingendem Walzertakt in „Much Ado about nothing“ und den mystischen Tönen der „Winter Tales“ brachen im finalen „Julius Caesar“ Klangeruptionen auf, schmetterten die Blechbläser pompöse Fanfaren ins Neckar Forum. Nach dieser Musik im Breitwandformat führte John Philip Sousas Marsch „Across the Danube“ wieder zurück in traditionellere Gefilde der Militärmusik.

In einer gekonnten Bearbeitung hat Jörg Murschinski verschiedene „Musical Milestones“ zusammengesetzt. Hier waren die Ulmer in ihrem Element, musizierten frisch und stilsicher, mal mit ruhig fließendem Melos der Melodien, dann wieder mit fetzigen Chorussen und hämmerndem Drive. Da tat es gut, dass Stabsfeldwebel Ralf Huber mit dem durch Céline Dion bekannt gewordenen „All by Myself“ einen Ruhepol setzte. Herrlich weich blies er sein Flügelhorn, um dann mit der Trompete über sparsamer Orchesterbegleitung strahlende Klangspuren zu ziehen.

Evergreens der Beatles und ein zünftiger Marsch von Carl Teike beendeten das Programm. Die Ulmer Militärmusiker wurden vom Publikum nicht nur mit Beifall überschüttet, sie konnten auch diverse Geschenke von Sponsoren mit nach Hause nehmen: Von Sekt und Wein über einen gut gefüllten „Fresskorb“ bis hin zum Sauerkraut einer bekannten Esslinger Firma.