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Stuttgart - Kunststaatssekretärin Petra Olschowski (Foto) kommt im Unterschied zu vielen Kollegen nicht aus der Politik, sondern aus der Kulturszene. Sie will neue Gruppen für die Kunst gewinnen und bringt dazu einen freien Eintritt in die Sammlungen von Museen in die Debatte.

Museen müssten sich neu erfinden, heißt es oft. Stimmt das?

Olschowski: Angesichts der gesamtgesellschaftlichen Veränderungen stehen auch die Museen vor neuen Herausforderungen. Das Kunstsystem globalisiert sich, es gibt weltweite Migrationsbewegungen - um einige Aspekte zu nennen. Hier ist entscheidend, dass Museen ihre Rolle als Instanz innerhalb der Gesellschaft besetzen und den Wandel mitgestalten. Dies kann gelingen, wenn sie sich noch stärker öffnen. Neue Besucherschichten gewinnen, sich im Bereich kulturelle Bildung stark engagieren, international vernetzt arbeiten. So entstehen Ideen und Konzepte, die es ermöglichen, dass Museen noch stärker in die Gesellschaft wirken. Das Museum schafft so einen öffentlichen Raum.

Sollte der Eintritt zu den Sammlungen eines Museums frei sein?

Olschowski: Ich sehe es als eine zentrale Aufgabe, neue Besuchergruppen für Kunst und Kultur zu gewinnen. Damit meine ich etwa Kinder und Jugendliche sowie bildungsfernere Schichten. Freier Eintritt für die Sammlungen von Museen kann dabei ein Baustein innerhalb eines Gesamtkonzeptes sein - siehe Folkwang Museum Essen. Es konnte seit 2015 seine Besucherzahlen vierfachen. Beispiele für vielfältige Vermittlungsangebote in Verbindung mit freiem Eintritt gibt es durchaus, etwa auch in Großbritannien.

Womit kann die Museumslandschaft in Baden-Württemberg heute punkten - und woran mangelt es ihr?

Olschowski: Der Vorteil der Museumslandschaft ist ihre Breite in der Fläche und die hohe Qualität. Sie ist äußerst vielfältig in nahezu allen Bereichen. Damit kann sie punkten. Außerdem tragen Museen zu einer hohen Lebensqualität bei, die nicht zuletzt durch immaterielle Faktoren geprägt ist. Derzeit haben wir 1293 Museen im Land, die meisten in kommunaler und privater Trägerschaft. Hier sind die unterschiedlichsten Disziplinen vertreten, von Archäologie bis zu neuen Medien. Die Museen leisten eine unverzichtbare Arbeit, an der alle teilhaben - unabhängig von Alter, sozialer Herkunft, Religion. Was fehlt: eine noch bessere Vermittlung in die Öffentlichkeit.

Petra Olschowski wurde am 29. Juni 1965 in Stuttgart geboren. Nach dem Studium der Kunstgeschichte und Germanistik in Stuttgart arbeitete sie unter anderem als Journalistin. Nach einer Zeit an der Kunststiftung Baden-Württemberg und an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste ist sie seit Mai 2016 Staatssekretärin im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst.

Die Fragen stellte Wolfgang Jung.