Stuttgart - Der Schöpfer der Astronautenhymne „Major Tom“ aus den frühen 80er-Jahren will es nochmal wissen: Sänger und Songschreiber Peter Schilling geht im Herbst wieder auf Tournee, Auftakt ist am 17. November im Ludwigsburger Scala. Deutlich entspannter sei er heute als zu Zeiten der Neuen Deutschen Welle, sagt der Stuttgarter im Interview. Damals folgte dem großen internationalen Erfolg der gesundheitliche Absturz. Nach Burnout und Nahtoderfahrung kündigte Schilling 1989 alle Plattenverträge. Erst Ende der 90er-Jahre bahnte er allmählich ein Comeback an.

Haben Sie „Major Tom“ eigentlich auch mal verflucht?

Schilling: Das Leben ist eine Wellenbewegung, da ist nicht immer alles gleich. Ich spiele auf den Konzerten alle meine Hits, auch den. Und ich spiele ihn - ehrlich - gern. Ich habe ihn komponiert, getextet, arrangiert und produziert. Das ist ein Teil meines Lebens. Damit habe ich überhaupt kein Problem.

Und er schwebt nicht manchmal völlig losgelöst durch Ihre Alpträume, weil Sie ihn selbst nicht mehr hören können?

Schilling: Das ist eine Leistung, die weltweit honoriert wurde und immer noch wird. Es gibt keinen Grund, das zu verstecken. Ich bin stolz darauf. Ein Konzert ohne „Major Tom“ geht nicht. Das dürfte ich nicht machen. Aber ich spiele ja zwei Stunden.

Was unterscheidet den Peter Schilling heute von dem der 80er-Jahre?

Schilling: Jeder Mensch durchläuft eine Entwicklung. Man ist reifer geworden. Man sieht viele Dinge entspannter. Die Konzerte sind ausgereifter. Das ist ein tolles Gefühl, auf der Bühne zu stehen und sie im Griff zu haben.

Was haben Sie denn vor 30 Jahren nicht so entspannt gesehen?

Schilling: Wenn man wie ich über Nacht erfolgreich wird, muss man sein Leben völlig neu sortieren. Da bleibt wenig Zeit für Entspannung. Man muss ja erst einmal verstehen, was da um einen herum passiert. Und das ist brutal. Von Erfolg träumen, ist eines - Erfolg haben etwas ganz anderes.

Inwiefern?

Schilling: Wenn Sie Erfolg haben, kommt der Druck dazu. Für eine Plattenfirma sind Sie

ein Wirtschaftsfaktor. Mein Plattenboss kam damals und fragte: „Wann kommt denn dein neues Album? Du bist in der Kalkulation für das nächste Jahr drin.“ Das sind plötzlich knallharte Fakten.

Sie singen auf Deutsch. Warum?

Schilling: Ich träume auf Deutsch. Ich lebe in Deutschland. Es ist meine Muttersprache. Deutsch ist eine ganz tolle Sprache. Man kann sehr viel damit machen. In den vergangenen Jahren hat deutschsprachige Musik noch einmal einen Schritt nach vorne gemacht. Das ist gigantisch. Der Wincent Weiss - das ist so genial, easy, entspannt gemacht. Oder Silbermond. So etwas ist auch motivierend für mich als Songschreiber.

Wieviel Schwabe steckt in Peter Schilling?

Schilling: Oh, eine ganze Menge. Ich bin durch und durch Schwabe, Stuttgarter. Wenn ich mich ärgere oder fluche, dann immer auf Schwäbisch. Auch wenn ich mich freue. Ich bin immer gerne hier, lebe aber auch gerne in München. Wenn ich dort irgendwas nicht vermisse, dann ist es die Kehrwoche. Sparsam oder knausrig bin ich auch nicht. Ich habe gelernt, mit Geld umzugehen. Wer nichts gibt, bekommt auch nichts.

Das Interview führte Roland Böhm.

ZUR PERSON

Peter Schilling wurde 1956 in Stuttgart geboren. 1982 wurde er mit dem Hit „Major Tom (völlig losgelöst)“ quasi über Nacht berühmt. Die englische Version hielt sich dann 1983 mehrere Wochen auch in den US-Charts. 1989 erlitt er ein Burnout-Syndrom, seit den späten 90er-Jahren ist er nicht nur musikalisch, sondern auch als Autor von Ratgeberliteratur wieder aktiv.