Neue Regeln und Pläne sollen den Hangrutsch und das Verkehrschaos verhindern – damit überzeugen die Planer aber nicht jeden. Foto: Zimmermann - Zimmermann

Von Greta Gramberg

Der Gemeinderat Plochingen hat dem Bebauungsplanentwurf für das Gebiet „Oberer Haldenweg“ zugestimmt. Die relativ kleine Fläche inmitten bestehender Häuser ist sehr umstritten. Anwohner fürchten durch künftige Neubauten mehr Verkehr, Lärm und einen Hangrutsch durch die Erdarbeiten. Die Planer sind in der Sitzung am Dienstag zwar auf alle Einwände eingegangen. Doch was sie zu erzählen hatten, hat noch immer nicht allen Betroffenen gepasst.
Ein Areal von lediglich einem halben Hektar beschäftigt Plochingen nun seit mehr als drei Jahren. Im Juli 2013 hatte der Gemeinderat beschlossen, anstelle der früheren Kleingärten auf Grundstücken der Deutschen Bahn künftig den Bau von Wohnhäusern zu ermöglichen – und damit eine Lücke innerhalb der Stadt zu schließen, statt grüne Wiesen außerhalb zu opfern. Doch die Anwohner hatten erhebliche Bedenken gegen die Häuser an einer Verlängerung des heutigen Oberen Haldenweges.
In den vergangenen Jahren wurden als Reaktion auf die Proteste bereits die Anzahl der Häuser stark auf 16 reduziert und auch die Pläne für große Mehrfamilienbauten samt Tiefgarage ad acta gelegt. Doch bis zur Sitzung des Gemeinderates am Dienstag waren für die Anwohner noch einige Fragen offengeblieben: Sie haben Angst, dass der steile Hang durch den erneuten Eingriff in den empfindliche Untergrund Knollenmergel rutschen und ihre Häuser beschädigen könnte. Außerdem erwarten sie durch die künftigen Nachbarn erheblich mehr Autos auf ihren Straßen.
Gabriele Kauß-Brockmann vom Ingenieurbüro Rauschmaier zählte in diesem Zusammenhang einige Änderungen auf, die in den mittlerweile vierten Entwurf für das Areal aufgenommen wurden. So soll es für jedes künftige Bauvorhaben Pflicht sein, den Untergrund nochmal untersuchen zu lassen. Wasserdurchlässige Beläge auf Zufahrten und Parkplätzen sind nicht mehr festgesetzt. Denn durch zu viel Sickerwasser könnten die Tonmineralien im Boden aufquellen und der Hang rutschen. Außerdem gibt es nun eine Empfehlung an die Anrainer, noch vor Baubeginn auf dem Areal den Status quo ihres Hauses dokumentieren zu lassen, um Beweise zu haben, falls durch die Arbeiten auf dem Nachbargrundstück Schäden entstehen sollten.
Die Stellungnahmen der Bürger seien keine grundsätzlichen Blockaden, sondern ernst zu nehmende Einwände, sagte CDU-Fraktionssprecher Reiner Nußbaum. Den Planentwurf hielten aber alle Fraktionen für einen guten Kompromiss. „Alle Wünsche kann man nicht erfüllen, aber wir haben im Abwägungsverfahren versucht, alle Seiten zu einem gemeinsamen Ergebnis zu bewegen“, resümierte Gerhard Remppis (SPD).
Die Anwohner sind dagegen geteilter Meinung. „Ich bin zufrieden mit den Änderungen“, sagt Erhard Schill aus dem Oberen Haldenweg. Ihm war es vor allem darum gegangen, den schmalen Verbindungsweg zwischen seiner Straße und dem Mühlhaldenweg zu sperren, wofür er Unterschriften gesammelt hatte. Dort herrscht nach seinen Angaben bereits jetzt viel Schleichverkehr und mangelnde Sicherheit für Fußgänger. Die Planer sind auf seine Bedenken eingegangen und haben einen Poller am oberen Ende vorgesehen. Allerdings regt sich gegen diesen Widerstand anderer Anwohner, die künftig Umwege auf stark befahrene Straßen nehmen müssen.
„Wir fühlen uns für dumm verkauft“, sagt dagegen Manfred Müller, der mit Familie am südöstlichen Ende des künftigen Baugebietes wohnt. Seiner Meinung nach sind die Hangrutschgefahr und die Verkehrsprobleme durch die Änderungen nicht behoben. Er berichtet von Unfällen, Parkplatznot und Lärm, die sich durch die zusätzlichen Häuser noch verstärken würden. Für ihn gibt es für diese Probleme keine andere Lösung, als nicht zu bauen oder zumindest weniger.
Dieser Wunsch wird aber wohl nicht erfüllt. „Wohnraum wird weiterhin dringend gesucht“, signalisierte Bürgermeister Frank Buß zu Beginn der Diskussion am Dienstag. Nun wird der Bebauungsplanentwurf samt aller Gutachten nochmals einen Monat lang ausgelegt. Eingehende Bedenken müssen dann erneut abgewägt werden, bevor der Satzungsbeschluss gefasst werden kann. „Wir sind guter Hoffnung, das Verfahren im Frühjahr abschließen zu können“, sagt Verbandsbauamtsleiter Wolfgang Kissling. Manfred Müller will dagegen erneut Einspruch einlegen.