(rok) - Mit „großer Vehemenz“ habe die Stadt Leinfelden-Echterdingen um Lärmschutz gerungen, sagte Peter Schütz, Anwalt der Bahn AG, als die Schallschutzmaßnahmen entlang des S21-Filderabschnitts vorgestellt wurden. Neben Schutzwänden sind Schienen-Ummantelungen und Schienenschmieranlagen vorgesehen. Die hohen Wände stoßen aber bei den Gemeinderäten nicht nur auf Lob.

Im Zuge des Planfeststellungsverfahrens (PFA) 1.3b plant die Deutsche Bahn Schallschutzmaßnahmen. Wie sie konkret aussehen, haben Vertreter der DB Projekt Stuttgart-Ulm GmbH kürzlich dem Gemeinderat und Mitgliedern der AG Stuttgart 21 erläutert.

Vorgesehen ist eine Kombination aus Schallschutzwänden sowie neuartigen Möglichkeiten des Lärmschutzes, die direkt an den Schienen greifen. Darunter fällt die Schienensteg-Abschirmung, bei der eine spezielle Schienenummantelung die Abstrahlung des Luftschalls minimiert. Das Rollgeräusch reduzieren sollen auch Schienenschmieranlagen vor engen Kurven sowie die regelmäßige Kontrolle, um dann bei Bedarf die Schienen zu schleifen.

Vor allem die zwischen 1,5 und bis zu vier Meter hohen Schallschutzwände, bei Oberaichen auf 195 Meter Länge, stießen im Gremium nicht auf Begeisterung. „Leinfelden wird zerschnitten“, kritisierte Stadträtin Claudia Moosmann (Filderpiraten) die hohen Wände. „Gewöhnungsbedürftig“ nannte auch Stadträtin Fellmeth (CDU) die Optik. Sie bemängelte aus Sicherheitsgründen, dass der Bahnhof Oberaichen nicht mehr einsehbar wäre. Am Bahnhof Leinfelden steigt die Wand gestaffelt von 2,50 auf vier Meter.

Anwalt Schütz erinnerte daran, dass Leinfelden-Echterdingen „mit großer Vehemenz“ um Lärmschutz gerungen habe, jetzt sei er „ein Muss“. Er betonte: „Nicht das ästhetische Interesse der Gesamtbevölkerung, sondern die Ansprüche der Anwohner stehen im Vordergrund.“ Da die Strecke zwischen Rohrer Kurve und Flughafen aufgrund der Variante „Drittes Gleis“ als Neubaustrecke gilt, entfällt der Schienenbonus. Er hätte erlaubt, bei der Berechnung der Schutzansprüche den Schallpegel um fünf Dezibel zu reduzieren.

Zum Material der Wände erklärte Heiko Siebenschuh von der DB Projekt GmbH, dass ein hochabsorbierendes, poröses Material verwendet werde. Glatte Flächen wie Glas nähmen Schall nicht auf, weshalb transparente Wandteile allenfalls in geringem Umfang eingesetzt werden sollten: „Das verringert die Wirkung.“ Zum Thema Erschütterungsschutz lägen Messungen vor, weshalb beispielsweise in Oberaichen „besohlte Schwellen“ eingebaut würden, die für eine gleichmäßigere Kräfteverteilung sorgen.

Von einem „anspruchsvollen Konzept, das deutliche Verbesserungen bringt“ sprach der Gutachter der Stadt, Professor Michael Koch. Freilich sei aus städtebaulicher Sicht noch manches verbesserungswürdig. Wände könnten begrünt oder farblich gestaltet werden, darüber werde noch zu diskutieren sein, sagte auch Erste Bürgermeisterin Eva Noller.

Im August werden die Planfeststellungsunterlagen beim Eisenbahnbundesamt eingereicht. Mit der Planfeststellung rechnet die Bahn im ersten Halbjahr 2018, so dass 2019 die Bauaktivitäten starten könnten. Bis 2023 soll der Abschnitt 1.3b fertig sein. Ein Zeitplan, der von Steffen Siegel, Vorsitzender der Schutzgemeinschaft Filder, angesichts der jüngst bekanntgeworden Verzögerungen bezweifelt wurde. Befragt nach den Mehrkosten durch die Planung „Drittes Gleis“ sagte Siebenschuh, es seien 80 Millionen Euro mehr eingeplant, die ausreichen dürften.