Hagos Samuel und Barzan Mohammadi (von links) üben sich in der Ibus-Lernwerkstatt im Malerberuf. Foto: Bail Quelle: Unbekannt

Von Petra Bail

Es gibt kein Geld, aber Zuwendung und Zeit. Die Ibus-Lernwerkstatt in Nellingen vermittelt jungen Flüchtlingen eine Ahnung von deutscher Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit im Arbeitsleben. Denn um Regeln und Verhalten geht es in erster Linie, wenn Zuwanderer ins Arbeitsleben integriert werden sollen. Die 18 bis 35 Jahre alten Männer erhalten in Kursen Einblicke in verschiedene Handwerksberufe und sie erwerben Grundfertigkeiten.

Das Abbruchhaus in der Hindenburgstraße 47 ist nicht nur zum Malern, Verputzen, Sägen und Bohren ideal. Dort befindet sich seit dem Frühjahr vergangenen Jahres auch die Kleiderkammer sowie die Abgabe- und Ausgabestelle für Sachspenden und Fahrräder. Damit die Bevölkerung weiß, was dort möglich ist, hatten die Initiatoren des auf drei Jahre angelegten Projekts Ibus (Integration-Beschäftigung-Unterstützung-Sprache) der Kreisdiakonieverband Esslingen als freier Träger in Kooperation mit der Stadt Ostfildern und dem Freundeskreis Asyl gestern zum Tag der offenen Tür eingeladen.

Seit Oktober läuft die Lernwerkstatt im Testmodus. Derzeit kommen 16 Geflüchtete, bislang nur Männer, wie Projektleiter Friedrich Becker vom Kreisdiakonieverband erklärt. Das liegt unter anderem auch an den angebotenen Kursen in den Fachbereichen Maler/Gipser sowie Elektrohandwerk. Die beiden ehrenamtlich tätigen Handwerksmeister Erich Claß und Sascha Thiel leiten die jeweils zwölf Wochen dauernden Kurse, an deren Ende ein Zertifikat winkt. Dafür muss allerdings einiges geleistet werden, auch wird ein Arbeitsbuch geführt und nachgeforscht, wenn mal jemand nicht kommt.

Insgesamt sollen vier Handwerksberufe angeboten werden. Laut Andrea Koch-Widmann, zuständig für Integration und Flüchtlingshilfe bei der Stadt, ist die Lernwerkstatt noch auf der Suche nach Personen, die sich in den Bereichen Metall und Holz auskennen. „Meister im Ruhestand wären ideal“, sagt sie, die die Idee des niederschwelligen Arbeitstrainings für Flüchtlinge in Schwäbisch Gmünd kennenlernte. Margret Claß macht in der Lernwerkstatt zusätzlichen Sprachunterricht. Ursula Zitzler, Vorsitzende des Freundeskreises Asyl, freut sich, dass nun alles unter einem Dach ist. Die Kurse liefern ohne großen bürokratischen Aufwand eine erste Orientierung. Bürgermeister Rainer Lechner findet das Angebot in zweifacher Hinsicht gut: Es bringe einen Rhythmus in den Tagesablauf und erste Kenntnisse in handwerklichen Grundeigenschaften.

Finanziert wird die Lernwerkstatt aus Mitteln der Deutschen Fernsehlotterie, die Stadt stellt das Gebäude zur Verfügung. Bei der Einrichtung waren Förderer und Spenden wie die EZ-Weihnachtsspendenaktion hilfreich.