Die Kunst zu fördern, liegt Rolf Haas am Herzen. Das Gemälde Anton Mahringers im Sitzungssaal des Rathauses Neuhausen mag der scheidende Stellvertreter des Bürgermeisters. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Elisabeth Maier

Wer den scheidenden stellvertretenden Bürgermeister Rolf Haas mit seinen 76 Jahren trifft, glaubt kaum, dass der rüstige Senior nun auch im Ehrenamt in den Ruhestand geht. Am Dienstag gab er nach 27 Jahren im Gemeinderat sein Mandat bei den Freien Wählern an Ulrike Müh ab. Der stets elegant gekleidete Ingenieur mit den grauen Haaren hat sich den Entschluss nicht leicht gemacht, „aber wenn die Gesundheit nachlässt, muss man Jüngeren den Vortritt lassen.“ Dennoch blickt der leidenschaftliche Kommunalpolitiker gerne zurück: „Ich hatte das große Glück, in einer Zeit Gemeinderat sein zu dürfen, in der erhebliche Entwicklungsschritte in städtebaulicher Hinsicht stattfanden.“

Da denkt er an die Neugestaltung des Schlossplatzes ebenso wie an die vielen neuen Baugebiete, die Neuhausen in den vergangenen Jahren entwickelt hat und noch entwickeln wird. Das Quartier für Generationen hat er mit auf den Weg gebracht, damals mit dem Beigeordneten Thomas Deißler. „Es bleibt die Frage, wie viel soll Neuhausen noch wachsen?“ sagt der besonnene Schwabe. Wichtig sei, dass die katholisch geprägte Fildergemeinde „ihr Profil bewahrt, dass sich die Menschen mit ihren Neigungen in ihr wiederfinden.“

Anspruchsvolle Ästhetik

Das Vereinsleben hat Haas rege mitgestaltet, insbesondere im kulturellen Bereich. Als langjähriger Vorsitzender des Kunstvereins hat er mit dessen innovativer und bestens vernetzter Leiterin Susanne Jakob dafür gesorgt, dass in der Gemeinde ästhetisch anspruchsvolle Projekte möglich sind. Auch für die Musikschule engagiert sich Haas. „Es ist wichtig, dass die Kinder da Instrumentalunterricht bekommen.“ Die Disziplin, die sie da lernten, helfe ihnen später im Berufsleben. Die Renovierung des Oberen Schlosses und dessen Umbau zum Bildungszentrum hat Haas ebenfalls begleitet und vorangetrieben. Heute ist er stolz auf das Erreichte und freut sich, dass dort Bücherei, Musikschule, Volkshochschule und die Gemeinschaft für Heimatkunde ein Domizil gefunden haben.

Wie kam der viel beschäftigte Ingenieur, der beruflich oft im Ausland zu tun hatte, eigentlich zur Kommunalpolitik? Da lächelt Haas verschmitzt. Sein Schwiegervater Alfons Frick, ehemaliger Bürgermeister von Neuhausen und Landtagsabgeordneter der CDU, habe jahrelang versucht, ihn für die Kommunalpolitik zu begeistern. Anfangs habe er sich schwer getan, erinnert sich Haas. Dann lernte er Heinz Plust kennen, den langjährigen Vorsitzenden der Freien Wähler. „Auf unseren Hochgebirgstouren hat er mich dann überredet“, erinnert Haas an das Motivationstalent seines verstorbenen politischen Mentors. Im Gemeinderat gestalteten die Männer viele Jahre lang die Kommunalpolitik mit.

Gefragter Repräsentant

Das Ehrenamt als stellvertretender Bürgermeister habe ihm immer Freude gemacht, sagt Haas. Diese gute Zusammenarbeit schätzte auch Bürgermeister Ingo Hacker, der seinen Stellvertreter nach zwölf Jahren sehr ungern ziehen ließ. „Die Besuche bei Jubilaren waren für mich immer ein Geschenk“, sagt der 76-Jährige. Von diesen Zeitzeugen habe er viel über die Geschichte gelernt. Und der weltoffene Ingenieur, der sich im Beruf ganz selbstverständlich auf internationalem Parkett bewegte, war auch bei Empfängen der internationalen Neuhäuser Firmen wie Fanuc, Balluff, Thyssen und vielen anderen ein gefragter Repräsentant der Gemeinde. Seine Frau Monika habe ihn da wunderbar unterstützt.

Ein Motor war Haas auch für den Austausch mit der französischen Partnerstadt Péronnas, für den er sich leidenschaftlich einsetzte. Gerade in Zeiten, da das Klima zwischen den Staaten frostiger werde und eine Rechtspopolistin wie Marine Le Pen im Aufwind sei, „ist es wichtig, dass wir uns auf persönlicher Ebene verstehen.“ Gerade jetzt seien Städtepartnerschaften so wichtig.

Die Entwicklung auf den Fildern verfolgt Haas weiter aufmerksam. Probleme wie die Verkehrsmassen könne man nur gemeinsam lösen. Deshalb habe er auch die Arbeit der Schutzgemeinschaft Filder sehr geschätzt, denn sie wache über die Landschaft. Vor allem aber sei der Dialog mit den anderen Kommunalpolitikern auf den Fildern wichtig, zum Beispiel im Kommunalen Arbeitskreis Filder.