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Bereits am Sonntagnachmittag verteilte die Feuerwehr in Altbach Flugblätter  an rund 700 Haushalte. Das Gesundheitsamt hatte für die Niederzone der Gemeinde ein Abkochgebot für Leitungswasser ausgesprochen. Eine Routinekontrolle der Wasserqualität hatte ergeben, dass das Trinkwasser mit coliformen Keimen belastet ist. Eine weitere Überprüfung ergab nun, dass der gesamte Ort betroffen ist. Das Abkochgebot wurde deshalb auf die kommenden acht Tage ausgedehnt.

Gegen 15 Uhr am Sonntag erhielt Altbachs Bürgermeister Wolfgang Benignus die Nachricht, dass das Leitungswasser in der Niederzone rund um die Esslinger Straße, Kirch-, und Lenaustraße mit coliformen Keimen belastet sei. Weitere Untersuchungen ergaben heute, dass die gesamte Wasserversorgung im Altbacher Gemeindegebiet betroffen ist. Vor allem der Grenzwert des Escherichia coli, einem Fäkalindikator, sei deutlich überschritten worden. „Wir haben Werte zwischen eins und 29 gemessen. Der Grenzwert liegt bei Null“, erklärte Martin Schneider, Laborleiter bei der Netze BW Wasser GmbH. „Wir haben daraufhin in Absprache mit dem Gesundheitsamt Esslingen ein Abkochgebot ausgesprochen“, sagte Benignus.

Abkochen bedeutet, dass das Wasser einmal sprudelnd aufgekocht werden und danach zehn Minuten lang abkühlen muss, bevor man es bedenkenlos verwenden kann. Dies gilt bis auf Widerruf für die kommenden acht Tage. „Das Ganze ist allerdings eine reine Vorsichtsmaßnahme. Wir wollen damit schlicht alle Eventualitäten ausschließen“, betonte Joachim Gelewski, Teamleiter der Abteilung Wasser bei der Netze BW GmbH. Aus gesundheitlicher Sicht sei „von keiner konkreten Gefährdung auszugehen“, heißt es dazu auch in einem Flugblatt, das die Altbacher Feuerwehr gestern und am Sonntag an alle Haushalte verteilte. Vor allem Eltern von Kleinkindern sowie gesundheitlich angeschlagene und ältere Menschen sollten jedoch unbedingt das Abkochgebot befolgen. „Wer das Wasser zu sich nimmt, ohne es abzukochen, muss im Zweifelsfall mit mehr oder weniger starken Magen-Darm-Problemen rechnen. Das ist von Person zu Person unterschiedlich. Es gibt sicherlich auch Menschen, die gar nichts davon bemerken“, sagte Schneider.

Besonders hoch war die Keimbelastung in den beiden Wasserhochbehältern Wannenrain und Egertenäcker. Wodurch die Verunreinigung entstanden ist, ist derzeit noch unklar. „Wir werden uns bei der Ursachenforschung zunächst auf diese beiden Behälter konzentrieren. Denn offensichtlich ist der Ausgangspunkt der Verunreinigung in einem der Behälter zu suchen“, sagte Benignus und ergänzte: „Möglicherweise hat sich ein Tier wie ein Siebenschläfer in den Behälter verirrt und das alles angerichtet.“

Grundsätzlich werden während des Reinigungsprozesses alle Wasserhochbehälter gechlort und alle Rohre des Wasserversorgungssystems durchgespült. Die Reinigung des Hochbehälters Wannenrain ist dabei besonders aufwendig. „Dieser Behälter hat zwei Kammern. Wir haben also doppelte Arbeit, weil wir das Wasser nicht gleichzeitig ablassen können. Sonst  wären wir von der Landeswasserversorgung abgeschnitten“, erklärte der Bürgermeister.

Die Wasserversorgung in Altbach setzt sich zu 47 Prozent aus eigenem Wasser, das zu 90 Prozent aus Grundwasser besteht, und zu 53 Prozent aus Fernwasser von der Landeswasserversorgung zusammen. Dieses Fernwasser fließt durch Rohre, die über den Schurwald verlaufen, nach Altbach. Dort wird das Wasser in Wasserhochbehältern gesammelt. Diese liegen jeweils oberhalb der drei Zonen, die sie mit Wasser versorgen, nämlich Hoch-, Mittel- und Niederzone. Die Verunreinigung ist in Altbach offenbar in der Hochzone entstanden und hat sich bis in die Niederzone fortgesetzt.

  

COLIFORME KEIME

Coliforme Keime sind eine Gruppe von Umweltkeimen. In Altbach wurde im Wasser eine Überschreitung des Grenzwerts für das Kolibakterium Escherichia coli gemessen. E. coli ist kein Krankheitserreger, sondern ein Bakterium, das im Darm vorkommt und deshalb als Indikator gilt, der eine Verunreinigung mit menschlichen oder tierischen Fäkalien anzeigt.