Geschäftsführende Mitarbeiter der Genossenschaft Norandino aus Peru trafen sich mit Vertretern von Weltläden, die Pidecafé im Sortiment haben. Vom Köngener Laden nahm Gerlinde Maier-Lamparter (Mitte) teil. Foto: oh Quelle: Unbekannt

„Tatort“, „Polizeiruf 110“, „Rosenheim Cops“, „Der Bergdoktor“, „Forsthaus Falkenau“ - wer gerne Serien schaut, der hat Markus Ertelt bestimmt schon im Fernsehen gesehen. Derzeit macht der Wendlinger aber einen ungewöhnlichen Karriereschritt: Er spielt in einem indischen Bollywood-Kinofilm mit.

Von Sylvia Gierlichs

Nach dem Abitur, das er im Jahr 2000 machte, und einem halben Jahr Auszeit in den USA besuchte Markus Ertelt die „Akademie für Darstellende Kunst“ in Ulm. Doch wie kommt man aus dem „Forsthaus Falkenau“ nach Indien? Für das Film- und Stuntproduktionsunternehmen Action Concept, das unter anderem für RTL die Serie „Alarm für Cobra 11“ produziere, habe er vor einigen Jahren einen Cage-Fighter, also einen Käfigkämpfer gespielt. „So kam ich in Kontakt mit dem Stuntman und Action-Regisseur Stefan Richter. Als er das Drehbuch für den Film „Shivaay“ auf den Tisch bekam, in dem es die Figur eines russischen Agenten gibt, hat er mich eingeladen und ich wurde gecastet“, erklärt der 37-Jährige, warum es ein deutscher Schauspieler in eine indische Mega-Filmproduktion geschafft hat.

„Shivaay“ ist offenbar eine der größten Filmproduktionen, die in Indien in den vergangenen Jahren realisiert wurde. „Man wollte etwas Neues machen, von den Tanz-Romanzen wegkommen, für die Bollywood-Filme ja bekannt sind,“, sagt Ertelt schmunzelnd. „In diesem Film wird nicht getanzt.“ Der Film wird von Ajay Devgan produziert und in Indien (Hyderabad und Mumbai) sowie in Bulgarien gedreht. Der indische Superstar führt auch Regie und spielt die Hauptfigur des Films, die Gottheit Shiva. „Shivaay“ bedeutet „Für Shiva“.

Für Markus Ertelt waren die bisherigen Dreharbeiten eine bereichernde Erfahrung. 140 Drehtage sind angesetzt, bei einem „Tatort“. sind es 24 bis 32 Drehtage. Das Budget liegt mit gut 30 Millionen Euro weit höher als bei deutschen Produktionen. In Hyderabad befinde sich „der größte Filmpark der Welt“, erzählt Ertelt. Die Arbeit war für ihn ungewohnt. „Die Inder mögen es ein wenig größer. Mehr Emotion. Mehr Drama. In Deutschland spielt man eher zurückhaltend. In Indien ist das fast schon ein wenig wie im Theater. Sie lieben auch Nahaufnahmen und Slow Motion.“ Gedreht wird auf Englisch. Ertelt muss noch einen russischen Akzent unterlegen.

Der Film enthält viele spektakuläre Stunts. Den Deutschen beeindruckt der technische Aufwand. Sein Gesicht wurde abgescannt, damit es für manche Stuntszenen statt des Gesichtes des Stuntman eingesetzt werden kann. „So manche Bildbearbeitung aus Hollywood wird mittlerweile in Indien gemacht, weil die Inder da einfach sehr stark sind und natürlich kostengünstiger arbeiten“, weiß Ertelt.

Anekdoten gibt es auch. So sollte sich ein 1,90-Meter-Mann schwungvoll auf einen Stuhl setzen. Doch der Stuhl krachte zusammen, erzählt Ertelt lachend. Die zwei kaputten Stuhlbeine wurden nicht etwa repariert, vielmehr mussten zwei Mitarbeiter den Stuhl halten, damit die Szene gedreht werden konnte. Ertelt, der auf den sitzenden Hünen zulaufen musste, hatte Mühe, ernst zu bleiben, als er die Männer hinter dem Stuhl knien sah. Im Film sind sie nicht zu erkennen.

Aus der Arbeit in der indischen Produktion nimmt Markus Ertelt viele Erfahrungen mit, die ihm als Schauspieler künftig nützen können. Schade findet er, dass es immer noch so etwas wie Schubladendenken bei den für die Besetzung zuständigen Agenturen gibt. So war es für ihn schwer, sich aus dem Image des Waldarbeiters im „Forsthaus Falkenau“ zu lösen. Er wünscht mehr Bereitschaft, Schauspielern ganz unterschiedliche Charaktere zuzutrauen.

Extremsportlern dürfte Markus Ertelt ebenfalls ein Begriff sein. Er hat sich mit dem Nürtinger Verein „Getting Tough“ einen Namen gemacht. Vereinsmitglieder haben den Wettbewerb „Tough Guy“ in England sieben Mal hintereinander gewonnen. Ertelt hat im Taekwondo den schwarzen Gürtel, im Kickboxen den Trainerschein.