Hans-Günther Driess (links) mit Jürgen Klenk. Foto: Ait Atmane Quelle: Unbekannt

Langjähriges, überdurchschnittliches Engagement reicht nicht aus, um den Titel „Chordirektor BDC“ zu erhalten. Er ist immer auch an eine herausragende künstlerische Leistung geknüpft. Dass Hans-Günther Driess diese seit Jahrzehnten erbringt, weiß man in Plochingen und Umgebung. Und auch der Gutachter des Dachverbands war offensichtlich überzeugt: Am Freitag empfing der Vollblutmusiker die hochkarätige Auszeichnung.

Von Karin Ait Atmane

Die junge Band „Helium 5“ rahmte den Festakt ein. Nicht nur mit ihrer musikalischen Qualität war sie kennzeichnend für Driess’ Arbeit, sondern auch mit ihrer Zusammensetzung: Alle Mitglieder waren mal Schüler bei Driess, in der früher von ihm geleiteten Bigband oder im Folklorechor aktiv. Sie brachten eine beschwingte Stimmung ins Alte Rathaus, die sich in den Grußworten des Abends fortsetzte. Jeder Redner hob einen aus seiner Sicht wichtigen Aspekt seines künstlerischen Schaffens hervor.

Für Bürgermeister Frank Buß war das an erster Stelle der vom Geehrten gegründete und seit 41 Jahren bestehende Folklorechor, „ein Aushängeschild für unsere Stadt mit einer hervorragenden Reputation“. Dass die teilweise sehr anspruchsvollen internationalen Stücke in Originalsprache und „ausschließlich auswendig, ohne Noten und Textvorlagen“ vorgetragen werden, nannte er als weiteres Qualitätskriterium. Wobei das auch eine praktische Seite habe, wie später Wilfried Junk als Vertreter des Folklorechors sagte: Die Sängerinnen und Sänger hätten manchmal genug damit zu tun, ihren Chorleiter im Auge zu behalten, wenn er in seiner quirligen Art die ganze Bühnenbreite nutze.

Hans-Günther Driess stellt nicht nur das Programm zusammen, er arrangiert die Stücke, organisiert seinen Chor und ist ständig am Wirbeln. Seit 1991 unterstützt der Folklorechor zudem die EZ-Weihnachtsspendenaktion und hat weit mehr als 100 000 Euro gesammelt. Driess kümmere sich „um alle Belange aller Sängerinnen und Sänger“, sagte Junk und dankte dem Kopf und der Seele des Chors: „Es ist wirklich ein ganz tolles Gefühl, mit dir zusammenzuarbeiten.“

Von diesem Gefühl profitieren nicht nur die Mitglieder des Folklorechors. Es hat auch die Schüler, die Bigband und den Chor des Gymnasiums geprägt, als Hans-Günther Driess noch im Berufsleben stand. Den Zuhörern sind viele großartige Konzerte im Gedächtnis geblieben. So erinnerte der Bürgermeister an die legendären Folklorenächte, die am Vorabend des Plochinger Marquardtfestes auf dem Marktplatz stattfanden.

„Sie waren der erste Chorleiter in unserem Verband, der zur Weiterentwicklung Folklore-Musik vorgeschlagen hat“, sagte Udo Goldmann, der Vorsitzender des Karl-Pfaff-Gaus. Damit habe er die Gründung junger Chöre mit neuen Musikstilen ausgelöst. Ohne seine Initiative „wären heute viele Vereine nicht mehr existent, viele Chöre würden nicht mehr singen“, sagte Goldmann.

Der Titel Chordirektor mit dem Zusatz BDC für „Bundesvereinigung Deutscher Chorverbände“ sei keine Ehrenauszeichnung, „sondern eine Qualitätsprüfung“, unterstrich Jürgen Klenk als Vertreter ebendieser Vereinigung. Sie unterliege strengen Maßstäben und sei mit einem langen Prozedere verbunden, wobei die praktische Begutachtung am Ende den Ausschlag gebe. Sie fand für Hans-Günther Driess anonym beim zweiten Weihnachtskonzert des Folklorechors in der Esslinger Stadtkirche statt.

So hochkarätig die Auszeichnung auch sei, sagte Alfred Lutz als Leiter des Sängerbundes Liederkranz - dem Mutterverein des Folklorechors - in seinem Schlusswort: „Ich habe festgestellt, dass diese Auszeichnung nicht annähernd aussagt, was du für deinen Chor und für die Musik im allgemeinen leistest.“