21.04.2017 In Unterensingen wurden am Morgen zwei tote Kinder gefunden.

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Unterensingen (dpa/rok) - Die Nachbarn in Unterensingen reden von einer „Bilderbuchfamilie“, der Mann ein erfolgreicher Selbstständiger, die Frau im Sozialbereich tätig. Doch der Schein trog. Der 45-jährige Mann hat aller Wahrscheinlichkeit nach in der Nacht auf Freitag den vier Jahre alten Sohn und die acht Jahre alte Tochter umgebracht. Danach fuhr er am frühen Morgen zum Aichtal-Viadukt der B 27 und stürzte sich in den Tod. Von diesem Ablauf gehen die Staatsanwaltschaft Stuttgart und das Polizeipräsidium Reutlingen bislang aus.

Heute früh gegen 6.45 Uhr meldete eine Anruferin bei der Polizei, dass ein Mann auf dem Aichtal-Viadukt außerhalb des Brückengeländers stehe. Die daraufhin sofort anfahrenden Rettungskräfte konnten jedoch nicht mehr verhindern, dass sich der Mann von der Brücke stürzte. Wenig später ging ein weiterer Notruf ein, dass in der Wohnung des Verstorbenen der vier Jahre alte Sohn und seine acht Jahre alte Tochter leblos aufgefunden worden waren. So verbreitete die Polizei gestern in nüchternen Worten die Nachricht von der Familientragödie.

Als Rettungskräfte und Polizei in der Wohnung eingetroffen seien, habe der Notarzt nur noch den Tod der beiden Kinder feststellen können. Die Todesursache scheint noch nicht sicher festzustehen. Eine Obduktion soll Anfang nächster Woche darüber genaueren Aufschluss geben.

Das mehrstöckige Haus neben der alten Unterensinger Schule hatte die Polizei weiträumig abgesperrt. Aus der Entfernung war zu beobachten, wie Spezialisten der Kriminalpolizei die Ermittlungen aufnahmen. Etliche Fahrzeuge des Rettungsdienstes waren vorgefahren, auch ein Notfallseelsorger. Die Familienangehörigen werden psychologisch betreut, teilte die Polizei mit, sagte aber nicht, wer die Kinder gefunden hat.

Zum Schutz der Familie gebe man nur die nötigsten Fakten bekannt, erklärte Christian Wörner, der Sprecher des Reutlinger Polizeipräsidiums. „Alles andere geht die Öffentlichkeit nichts an.“ Schließlich müsse die Mutter mit diesem Verlust weiterleben. Das polizeiliche Verfahren ende quasi mit dem Tod des Mannes.

Der hatte jedoch über das Internet einiges über Beziehungsprobleme in der Ehe verbreitet. Auf seiner Facebookseite postete der Mann offenbar kurz vor seinem Sprung mehrere Beiträge und schilderte darin seine Sicht. Seine Frau habe seit mehreren Monaten eine Affäre, schrieb er. „Die Vorstellung, dass ich unsere Kinder nicht mehr jeden Tag sehe, dass ein anderer Mann sie anfasst, sie ins Bett bringt, sie in den Schlaf streichelt bringt mich um den Verstand.“ Das reichte ihm scheinbar, um das Leben seiner Kinder auszulöschen. Viele äußern sich auf der Facebook-Seite fassungslos.

Familientragödien

Anfang März versuchte ein 52-jähriger in Oberndorf (Schwarzwald), seine Frau und den 13-jährigen Sohn zu erschlagen. Frau und Sohn überlebten schwer verletzt. Der Mann brachte sich um.

In Hamburg fand die Polizei im März die Leichen eines 53-Jährigen und seines neun Jahre alten Sohnes - beide starben an einer Vergiftung

Im Juli 2016 tötete ein 52-jähriger in Untereschach bei Ravensburg die Ehefrau und die beiden Stiefkinder (14 und 18 Jahre). Sieben Woche später erhängte er sich in der Untersuchungshaft.

In Köngen, nur wenige Kilometer von Unterensingen entfernt, ereignete sich Anfang November 2014 ein Drama, bei dem zwei Mädchen im Alter von sieben und zehn Jahre ihr Leben verloren. Die 41-jährige Mutter erstach sie mit einem Messer. Sie habe den Vater bestrafen wollen, in dem sie ihm die Kinder wegnahm, hieß es in der Urteilsbegründung. Die Frau wurde zu lebenslanger Haft verurteilt.

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