Derzeit dürfen nur Radler über den beschrankten Bahnübergang an der Schützenstraße fahren. Er wird nun beseitigt. Quelle: Unbekannt

Von Elisabeth Maier

Mit dem ersten Spatenstich begannen gestern die Bauarbeiten für die Bahnunterführung an der Schützenstraße in Wendlingen. „Das lange Warten hat sich gelohnt“, sagte der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann in seiner Rede. Denn nun bekomme die Stadt neben einer sicheren Querung der Bahnlinie auch eine deutliche Verkehrsentlastung. Seit 1981 liegen die Pläne für das Projekt in der Schublade.

Das Bauprojekt kostet insgesamt 16,74 Millionen Euro. Die Kosten teilen sich der Bund, die Deutsche Bahn AG und die Stadt Wendlingen je zu einem Drittel. Allerdings bekommt die Kommune vom Land einen Zuschuss, sodass das Projekt im städtischen Etat mit 1,5 Millionen Euro zu Buche schlägt. Weil das Projekt wegen den Erfordernissen der Neubaustrecke Stuttgart - Ulm deutlich teurer wird, zahlt das Land nach den Worten von Minister Hermann mehr, als das sonst üblich ist. Dafür hatten die Wendlinger vehement gekämpft.

„Seit Jahren eine Problemstelle“

Wenn die 800 Meter lange Unterführung, der Bau einer Straßenbrücke für die Heinrich-Otto-Straße und der Bau einer Eisenbahnbrücke über die Neckartallinie fertig sind, umfährt der Durchgangsverkehr die Wendlinger Innenstadt. Darauf warten die Bürger bereits seit Jahrzehnten. „35 Jahre sind eine lange Wartezeit“, blickte Bürgermeister Steffen Weigel bei der kleinen Feier zum Auftakt der Bauarbeiten auf den langen Entwicklungsprozess. Anfang des Jahres 2019 sollen die Arbeiten fertig sein. Nachdem die Stadt Wendlingen bereits 1986 den ersten Bauabschnitt der Unterführung mit dem Bau einer Rampe realisiert hatte, lagen die Pläne für die Unterführung der Bahnstrecke jahrzehntelang aus Eis.

„Das lag an den Plänen für die Neubaustrecke zwischen Stuttgart und Ulm“, erinnerte Weigel. Die städtischen Planer hätten mehrere Anläufe genommen, um die Unterführung für den Bahnübergang am Stadion des Turn- und Sportvereins (TVU) zu bauen. „Das ist seit Jahren eine Problemstelle“, schilderte Weigel die Situation. Wenn Züge auf der Strecke zwischen Wendlingen und Tübingen fuhren, mussten die Autos oft minutenlang in der Heinrich-Otto-Straße vor der Bahnschranke warten.

L 1250 ein halbes Jahr lang gesperrt

9.6 Rotation

Diese Staus haben nun ein Ende. Die Unterführung der Bahnlinie verbindet künftig den Stadtteil Unterboihingen mit der Heinrich-Otto-Straße, der künftigen Landesstraße 1250. „Das befreit die Nürtinger Straße vom Durchgangsverkehr“, erläuterte Verkehrsminister Hermann den Nutzen des Projekts. „Diese Entlastung wird auch mehr Sicherheit für die Bürgerinnen und Bürger bringen.“

Das Bahnprojekt Stuttgart 21 erfordert es, die Landesstraße 1250 zwischen Wendlingen und Unterboihingen zu verlegen. Nur so ist die Verbindung der Güterzugstrecken zwischen Tübingen und Ulm möglich. Diese Arbeiten beginnen nach den Worten von Regierungspräsident Wolfgang Reimer im Oktober. Ein halbes Jahr lang wird dann die Landesstraße 1250, die Wendlingen und Unterboihingen verbindet, für den Autoverkehr gesperrt. „Es geht nicht anders, weil das ein sehr komplexes Bauprojekt ist“, begründete Verkehrsminister Hermann diese erhebliche Einschränkung für die Verkehrsteilnehmer. Die Bahn hat die Wendlinger darüber bereits in einigen Veranstaltungen informiert.

Allerdings entlaste das die Verkehrsinfrastruktur in Wendlingen erheblich, sagte Regierungspräsident Reimer. In der Nürtinger Straße erwarte man dann bis zu 40 Prozent weniger Verkehr. Das bietet nach den Worten von Wendlingens Bürgermeister Steffen Weigel die Chance, die Heinrich-Otto-Straße und das Areal rund um das Schloss nun städtebaulich deutlich attraktiver zu gestalten. Außerdem ist dann mehr Platz für Gewerbe.

Chronologie

Pläne für die Beseitigung des Bahnübergangs Schützenstraße: Bereits 1981 dachten die Planer der Stadt Wendlingen darüber nach, den Bahnübergang beim Stadion des TVU zu beseitigen. 1986 wurde mit dem Bau einer Rampe der erste Bauabschnitt realisiert.

Neubaustrecke verzögert die Arbeiten: Weil die Pläne für die Neubaustrecke zwischen Stuttgart und Ulm eine komplett neue Planung notwendig machten, wurden die weiteren Bauabschnitte bis jetzt auf Eis gelegt. Bürgermeister Steffen Weigel erinnerte in seiner Rede an die Vorarbeiten, die Alt-Bürgermeister Hans Köhler und der ehemalige Stadtbaumeister Paul Herbrand für dieses Projekt bereits geleistet haben.

Nächste Schritte: Die Vorarbeiten für die Verschwenkung der Nürtinger Straße sind abgeschlossen. Nun wird im Bereich des Bahnübergangs Schützenstraße, der zurzeit für den motorisierten Verkehr gesperrt ist, mit dem Bau einer Grundwasserwanne für die Straßenunterführung begonnen. Sie führt unter der Neckartalbahnstrecke durch. Über der Heinrich-Otto-Straße wird es eine Brücke geben. Außerdem ist eine Eisenbahnbrücke für die Neckartalbahnlinie geplant. Schließlich werden neue Parkplätze für den TV Unterboihingen gebaut.