Der Stadtbus wird zwei Haltestellen links liegen lassen, um Zeit zu sparen. Während der Testphase bleiben alle blauen Schilder erhalten. Foto: Kaier - Kaier

Von Petra Pauli

Der Busfahrplan war eine harte Nuss. Mehrfach hat der Gemeinderat darüber diskutiert, wie der Stadtbus besser auf die S-Bahn aus und nach Kirchheim abgestimmt werden kann. Jetzt gibt es eine Entscheidung: An den Haltestellen Ziegelei, Brühl und bergaufwärts an der Adlerstraße wird nicht mehr gestoppt. Dafür gibt es eine Ersatzhaltestelle. Der Testlauf soll ein Jahr dauern.

„Wir sind gut aufgestellt, aber nicht optimal“, fasste Bürgermeister Armin Elbl die derzeitige Situation bei den Stadtbuslinien zusammen. Die Abstimmung mit der S-Bahn aus und nach Stuttgart klappt gut. Für 82 Prozent der S-Bahn-Nutzer gibt es also nichts zu meckern. Knapp verpasst - das erleben dagegen ständig die S-Bahn-Fahrer, die aus Richtung Kirchheim und Wendlingen kommen. Für 18 Prozent der Nutzer gibt es also einen „Anti-Anschluss“, wie es Verkehrsberater Hartmut Jaißle ausdrückte.

Der Experte von der Nahverkehrsberatung Südwest war zum wiederholten Male in eine Gemeinderatssitzung eingeladen. Dieses Mal fasste er die Varianten zusammen, mit denen das Anschluss-Problem gelöst werden könnte. Würde der Takt um 15 Minuten verschoben, würde das für alle Fahrgäste rund eine halbe Stunde Wartezeit pro Tag bedeuten. „Das wäre wohl die schlechteste Lösung“, gab er eine Einschätzung. Den Takt zu verdoppeln, sodass quasi zwei Busse kurz hintereinander kommen, würde zwar das Problem beseitigen, aber 75 000 Euro kosten. „Wahrscheinlich würden uns alle für verrückt erklären“, so Jaißle. Entschieden hat der Gemeinderat am Ende bei drei Gegenstimmen und einer Enthaltung, dass der Bus auf der Strecke Zeit spart: An den Haltestellen Ziegelei, Brühl und bergaufwärts an der Adlerstraße wird es keinen Stopp mehr geben. Dafür wird es eine neue Einstiegsstelle an der Max-Eyth-Straße geben. Dass mit dieser Variante so viel Puffer herausgefahren werden kann, dass der Bus noch Zeit hat, um auf die S-Bahn zu warten, hatte eine detaillierte Fahrgastzählung ergeben. Deren Ergebnisse hatte Jaißle bereits vor Monaten vorgestellt.

Für die Kunden von Aldi, Edeka oder Penny und auch für die Beschäftigen des Integrationsbetriebs Arbeg wird diese Veränderung aber etwas längere Fußwege bedeuten. Der maximale Abstand zwischen den Haltestellen von 300 Metern würde aber dennoch eingehalten. Das sei innerstädtischer Standard, so Jaißle. „Damit verschlechtert sich die Einkaufssituation“, kritisierte Stefan Prakesch (Grüne), er plädierte deshalb dafür, alles so zu lassen, wie es ist.

Doch die Rückkehr zur alten Version ist in jedem Fall nicht verbaut. Bürgermeister Elbl griff den Vorschlag von Horst Nannt (Grüne) auf: Die zwei Haltestellen werden zwar nicht mehr angefahren, aber vorerst trotzdem nicht zurückgebaut. Es wird einen Probelauf geben, der ein Jahr lang dauert.

9 Für eine Verbesserung könnte auch die Ampelvorrangschaltung sorgen. In den Bussen ist die Technik zwar vorhanden und funktioniert auch, bei den Ampeln aber hapert es. Die Ampelanlage gehört dem Landkreis. Bis jetzt ist das zuständige Straßenbauamt aber die Antwort schuldig geblieben, warum sich in der Sache nichts tut. „Wir bleiben da dran“, versprach Elbl, man erhoffe sich mit der Vorrangschaltung noch bessere Planbarkeit. Auf Funksteuerung bei der Ampelschaltung umzusteigen, wurde aus Kostengründen verworfen.