Jede Ausbildung bedeutet eine Herausforderung, doch die Azubis sind auf ihrem Weg nicht allein. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Alexander Maier

Azubis sind derzeit gesucht wie lange nicht, und die große Nachfrage eröffnet auch manchem Bewerber eine Chance, der es früher schwer gehabt hätte, einen Ausbildungsplatz zu finden. Doch jede Ausbildung will auch erfolgreich gemeistert werden, und die Anforderungen der modernen Arbeitswelt werden immer größer und differenzierter. Damit junge Leute besser durch ihre Lehrzeit kommen, bietet die Agentur für Arbeit ausbildungsfördernde Maßnahmen an. Aktuell nutzen rund 900 junge Leute in den Landkreisen Esslingen und Göppingen diese Möglichkeit - vielen von ihnen bleibt dadurch ein Abbruch ihrer Ausbildung erspart. Derzeit klopfen allein in Esslingen jede Woche durchschnittlich vier junge Menschen bei der Berufsberatung an, die daran denken, die Flinte ins Korn zu werfen. „Und es ist um jeden einzelnen schade, der nicht weitermacht“, sagt Markus Knorpp, der Teamleiter der Berufsberater in der Esslinger Arbeitsagentur.

Engagement zahlt sich aus

Knorpp kennt den regionalen Arbeits- und Ausbildungsmarkt, und er sieht einen interessanten Trend: „Es ist klar erkennbar, dass viele Ausbildungsbetriebe inzwischen auch schwächeren Bewerbern eine Chance geben. Das freut uns.“ Knorpp weiß, dass Ausbildungsbetriebe in solchen Fällen einen höheren Betreuungsaufwand für einen Auszubildenden in Kauf nehmen müssen. Er ist jedoch überzeugt, dass sich diese Bereitschaft auszahlen kann: „Das kann zu einer engeren Bindung zwischen Ausbildungsbetrieb und Azubi führen und dem Betrieb gegebenenfalls einen langjährigen loyalen Mitarbeiter verschaffen.“

Die Arbeitsagentur lässt Arbeitgeber, die sich für diesen Weg entscheiden, hinterher nicht im Regen stehen. „Wir unterstützen solche Arbeitgeber mit ausbildungsbegleitenden Hilfen oder bieten die Möglichkeit einer assistierten Ausbildung, wenn diese Unterstützung helfen kann, eine Ausbildungsstelle zu finden und einen erfolgreichen Abschluss zu erreichen“, erklärt Markus Knorpp. Dass immer mehr Jugendliche solche Angebote in Anspruch nehmen, ist für ihn einfach zu erklären: „Unsere Berufsberater werben seit Jahren dafür, auch Jugendlichen mit Defiziten eine Chance zu geben und ausbildungsbegleitende Hilfen von Beginn der Ausbildung an auch in Anspruch zu nehmen.“ Knorpp hat beobachtet, dass viele Ausbildungsbetriebe diesen Schritt gehen und dass auch die Nachfrage nach einer assistierten Ausbildung zunimmt. In diesem Modell werden Auszubildende und deren Ausbildungsbetriebe über die schulische Nachhilfe hinaus bei allen Schwierigkeiten rund um das Ausbildungsverhältnis unterstützt. Beide Förderungsmöglichkeiten sind für Auszubildende und Betriebe kostenlos und werden von qualifizierten Bildungsträgern im Auftrag der Arbeitsagentur angeboten.

Rechtzeitig Unterstützung suchen

Und was tut ein Azubi, wenn er merkt, dass er bei der Berufswahl aufs falsche Pferd gesetzt hat? Auch da weiß Markus Knorpp Rat: „Am besten sollten solche Auszubildenden umgehend einen Termin bei der Berufsberatung vereinbaren. Gerne helfen wir dann dabei, zu klären, was schiefgelaufen ist und suchen nach Lösungsmöglichkeiten. Das muss nicht unbedingt im Abbruch der bisherigen Ausbildung enden, schließlich können die Gründe genauso vielfältig sein wie die Möglichkeiten, die uns zur Verfügung stehen. Vielen hilft schulische Unterstützung für die Berufsschule bereits weiter. Andere brauchen umfangreichere Hilfen, die wir ebenfalls mit dem Modell der assistierten Ausbildung bieten können. Und falls wir damit keine gute Lösung erreichen können, helfen wir ebenso gerne bei einer Umorientierung und der Suche nach einer neuen Ausbildungsstelle.“

Ausbildungsfördernde Maßnahmen der Arbeitsagentur im Überblick

Die Agentur für Arbeit kann durch begleitende Hilfen zum Gelingen der Ausbildung beitragen Die Konzepte sind vielfältig, und sie erlauben es, auf den individuellen Bedarf des Jugendlichen zu reagieren.

Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen: Wenn ein Jugendlicher noch nicht die nötige Ausbildungsreife mitbringt, kann die Arbeitsagentur helfen, zunächst das fehlende Rüstzeug im fachlichen Bereich oder im Sozialverhalten zu vermitteln. Neben Theorieangeboten kann ein sechs- bis zwölfmonatiges Betriebspraktikum hilfreich sein.

Maßnahmen zur erweiterten vertieften Berufsorientierung bieten Jugendlichen einen vertieften Einblick in die Berufs- und Arbeitswelt und bereiten sie damit noch besser auf die Berufswahl vor.

Einstiegsqualifizierung: Wer auf Anhieb keinen Ausbildungsbetrieb findet, kann zunächst ein Praktikum absolvieren. Ziel ist die Übernahme in ein Ausbildungsverhältnis im kommenden Ausbildungsjahr. Zur sechs- bis zwölfmonatigen Einstiegsqualifizierung gehört die Vermittlung berufsrelevanter Kenntnisse. Im Rahmen eines „Berufspraktischen Jahres“ ist für sozial benachteiligte oder lernbeeinträchtigte Jugendliche zusätzlich eine Betreuung möglich.

Berufsausbildung in außerbetrieblichen Einrichtungen ist für lernbeeinträchtigte oder sozial benachteiligte Jugendliche gedacht, denen eine Regelausbildung ohne besondere Hilfen nicht gelingt - etwa Migranten mit Sprachproblemen. Die Berufsausbildung findet in einem Ausbildungsbetrieb statt. Zudem wird Betreuung durch einen Bildungsträger angeboten, etwa in Form von Nachhilfeunterricht.

Assistierte Ausbildung ist eine Option für lernbeeinträchtigte oder sozial benachteiligte Jugendliche, die eine Regelausbildung nicht meistern würden. Zunächst gibt es eine ausbildungsvorbereitende Phase von März bis zum Beginn des Ausbildungsjahres, dann folgt die ausbildungsbegleitende Phase in der betrieblichen Ausbildung.

Ausbildungsbegleitende Hilfen können junge Leute nutzen, wenn ihr Ausbildungsplatz in Gefahr ist, weil etwa theoretische Defizite in der Berufsschule dem Erfolg im Wege stehen. Außerdem können solche Hilfen bei schlechten schulischen Voraussetzungen oder sozialen Benachteiligungen schon zu Beginn der Ausbildung angeboten werden.

Berufseinstiegsbegleitung kann Schüler mit einem besonderen Förderbedarf beim Übergang von der allgemeinbildenden Schule in eine betriebliche Ausbildung individuell unterstützen. Die Berufseinstiegsbegleitung wird derzeit an 18 Werkreal- und Förderschulen in den Kreisen Esslingen und Göppingen angeboten - insgesamt erhalten rund 400 Schülerinnen und Schüler diese zusätzliche Unterstützung.