Die Kurven zeigen die Entwicklung der Vollkraftstellen von 2006 bis 2013 im Landkreis EsslingenGrafik:KVJS Quelle: Unbekannt

Von Uwe Gottwald

Das Landesjugendamt des Kommunalverbands für Jugend und Soziales (KVJS) erhebt für Landkreise Daten für den sozialen Bereich wie Hilfen zur Erziehung und zur Tagesbetreuung. Seit Neuestem gibt es auch Zahlen zur Jugendarbeit und zur Jugendsozialarbeit, die in der letzten Sitzung des Jugendhilfeausschusses des Kreistags aufgezeigt wurden.

Dargestellt werden in dem Bericht die personellen und finanziellen Ressourcen für die verschiedenen Bereiche der Kinder- und Jugendarbeit, der Jugendverbandsarbeit, der Schulsozialarbeit und der Mobilen Jugendarbeit, in denen sich der Landkreis gemeinsam mit den Städten und Gemeinden engagiert. Volker Reif vom KVJS, der den Bericht erläuterte, bescheinigte dem Landkreis Esslingen, im landesweiten Vergleich in vielen Bereichen der Jugendarbeit gut aufgestellt zu sein. Die Erhebungen geben aber auch Hinweise, worauf der Kreis in der Zukunft sein Augenmerk legen sollte.

Zur Analyse gehört auch die demografische Entwicklung, laut dieser der Kreis Esslingen zu den drei Landkreisen mit der höchsten Anzahl junger Menschen im Alter zwischen sechs und 21 Jahren zählt. Bis 2025 könne der Kreis als einer der wenigen noch mit einem Zuwachs in dieser Altersgruppe um 2,2 Prozent rechnen. Allerdings verliere er fast zehn Prozent bei den 15- bis 18-Jährigen.

Festgestellt wurde aber auch, dass der Kreis Esslingen im oberen Drittel der Landkreise mit jungen Menschen liegt, die von Sozialleistungen oder Arbeitslosengeld leben. Diese bräuchten besondere Förderung und Unterstützung. Der prozentuale Anteil der Jugendhilfe-Ausgaben für die Jugendarbeit im Kreis liegt mit 3,2 Prozent etwas unter dem Landesschnitt von 3,38 Prozent.

Mit seinen Personalressourcen in der Jugendarbeit steht der Kreis laut Bericht aber an der Landesspitze. Seit 2006 gebe es eine kontinuierliche Zunahme der Stellen in der offenen und verbandlichen Jugendarbeit, der Schulsozialarbeit und der Mobilen Jugendarbeit. Eine wesentliche Rolle spiele dabei die starke finanzielle Förderung der offenen Jugendarbeit des Kreises und der Kommunen im Rahmen des Esslinger Modells mit dem Kreisjugendring (KJR) als Träger. Dies sei ein Alleinstellungsmerkmal in Baden-Württemberg. Dem KJR wird eine hohe fachliche Qualität bescheinigt.

Dazu kommt seit 2012, als die rot-grüne Regierung wieder die Förderung der Schulsozialarbeit aufnahm und sich dann auch der Kreis und die Kommunen zu gleichen Teilen in die Drittel-Finanzierung einbinden ließen, ein starker Anstieg der Schulsozialarbeit auf aktuell 87 Stellen. In einigen Kreisen des Landes werde die Schulsozialarbeit auch aus Personalressourcen der offenen Jugendarbeit gestärkt. Das könne für den Kreis Esslingen nicht festgestellt werden, sei doch auch in der offenen Jugendarbeit im Zeitraum zwischen 2006 und 2013 ein Anstieg zu verzeichnen (siehe Grafik), wenn auch weniger steil nach oben als bei der Schulsozialarbeit.

Auch in Bezug auf die Personalstärke im Jugendmigrationsdienst steht der Kreis gut da auf Platz zwei der Landesrangliste. Allerdings gehört er mit 33,7 Prozent auch zu den Kreisen mit der höchsten Dichte an Jugendlichen mit Migrationshintergrund.

Das Landratsamt zieht aus dem Bericht die Schlussfolgerung, dass der Kreis in engem Schulterschluss mit den Kommunen in der Jugendarbeit gut aufgestellt sei. Sie sei ein wichtiger infrastruktureller Bestandteil von familienfreundlichen und zukunftsfähigen Kommunen. Auch Volker Reif betonte: „Es ist wichtig, bei jungen Menschen frühzeitig eine starke Identität mit ihrem Umfeld herzustellen, um deren Verbleib zu sichern.“

Mit der aktuellen Planung zur Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendarbeit und dem Aufbau eines Kreisjugendreferats zur Sicherung und Steuerung der Angebote sieht sich die Kreisverwaltung gegenüber aktuellen Herausforderungen gewappnet. Anstrengungen in diesem Bereich seien auch ein wichtiges präventives Handlungsfeld für gute Entwicklungsbedingungen, gesellschaftliche und Bildungsteilhabe und könne die Notwendigkeit intensiver Hilfen vermeiden.

Auch Ursula Merkle (CDU) stellte fest, die offene Jugendarbeit habe im Kreis einen wichtigen Stellenwert. Den KJR bezeichnete sie als wichtigen Partner, der zur Spitzenposition des Landkreises beitrage. Angebote für Jüngere mehr zu berücksichtigen, werde aber auch Mehrkosten verursachen. Landrat Heinz Eininger bremste. „Mit Blick auf anstehende schwierige Haushaltsberatungen geht es in Anbetracht des vorhandenen Niveaus nicht einfach um mehr, sondern auch um Umschichtungen.“

Auch Frank Buß (Freie Wähler) sieht den Kreis gut aufgestellt. Besonders die städtisch geprägten Strukturen erforderten jedoch weiter einen hohen Einsatz, nicht nur für Migranten. Steffen Weigel (SPD) dazu: „Für diese Gruppe braucht es passgenaue Angebote.“ Vom neuen Jugendreferat erhoffe er sich Synergieeffekte, zu vermeiden seien Doppelstrukturen