Die Gebäude der Firma Hammelehle sollen spätestens im August oder September abgerissen werden. An ihren Stellen entstehen mehrere Neubauten. Foto: Ait Atmane Quelle: Unbekannt

Jahrzehntelang war die Firma Hammelehle mit ihrem zum Hammel stilisierten „h“ im Firmenlogo jedem Kind in und um Altbach ein Begriff. Allerdings war es schon länger ruhig geworden um die Bettwarenfabrik; Ende Februar hat sie geschlossen. Auf dem Hammelehle-Gelände sollen ein Pflegeheim und zwei Gebäude mit betreuten Wohnungen entstehen.

Von Karin Ait Atmane

Seit rund zehn Jahren beschäftigt sich Helmut Maschler mit der Entwicklung des Hammelehle-Geländes. Der Immobiliensachverständige und Projektentwickler kennt die Firma von klein auf, seine Familie war mit Hammelehles befreundet. Irgendwann sprach ihn der mittlerweile gestorbene Helmut Hammelehle an, weil sich abzeichnete, dass die nächste Generation das Unternehmen nicht weiterführen würde. Denn der Markt für Bettwaren hat sich komplett verändert, Federn und Daunen sind weniger gefragt als früher und die meisten Kunden kaufen ihre Zudecken in einem günstigen Filialgeschäft oder beim Discounter.

Die Familie Hammelehle feierte 2012 noch das 100-jährige Bestehen, sah aber keine Perspektive mehr. Damals sei „alles schon im Rollen“ gewesen, sagt Maschler. Von anfänglichen Überlegungen einer Wohnbebauung kam man wieder ab, ein Pflegeheim und betreute Wohnungen standen im Raum. Beides fehlt in Altbach. Maschler mit seinem Büro HMB hatte einen Interessenten an der Hand, der das Gelände gekauft, bebaut und betrieben hätte. Doch als der starb, platzte das Vorhaben. Die Suche nach neuen Investoren und Betreibern erwies sich als schwierig, denn die meisten Träger von Pflegeheimen seien nicht bereit, das zugehörige Grundstück zu kaufen, sagt Maschler. Oft bekämen sie es in Erbpacht von Kommunen. Für die Familie Hammelehle war das nicht interessant. Nach vielen Verhandlungen blieb die Bruderhaus-Diakonie Reutlingen übrig: Sie plant ein Pflegeheim mit rund 60 Plätzen dort, wo jetzt das Firmen- und Wohngebäude steht. Daneben will die Firma Heinrich Wohnbau aus Korb zwei Häuser mit je zwölf barrierefreien Wohnungen und Tiefgarage erstellen. Sie sollen als Eigentumswohnungen verkauft und von der Bruderhaus-Diakonie als „Wohnen mit Service“ betreut werden.

Damit ist die Hälfte des 11 000 Quadratmeter großen Grundstücks, das an die Wohnbebauung im Vogelwiesenweg grenzt, verkauft und überplant. Der östliche Teil gehört vorerst noch Familie Hammelehle, die aber aus Altbach wegzieht und an einem Verkauf interessiert ist. Das Grundstück kann allein schon wegen der Hochspannungsleitungen, die darüber führen, nicht bebaute werden. Mit der großen, stabilen Holzhütte und dem eingewachsenen Teich ist es ein kleiner Park, auf dem man sich eine private oder auch eine öffentlich Freizeitnutzung vorstellen könnte.

Einen Bebauungsplan hat die Gemeinde 2013 verabschiedet. Dass er so lange mit dem Projekt beschäftigt sein würde, hätte Maschler anfangs nicht gedacht. Jetzt soll es aber schneller vorangehen. Die Investoren bereiten ihre Baugesuche vor; die Bäume auf dem Baugrundstück sind bereits gefällt. Die Gebäude sollen spätestens im August oder September abgebrochen werden. Vorher muss die Familie sie noch räumen. Nicht nur die Unterlagen, die auch eine erloschene Firma zehn Jahre aufzubewahren hat, lagern noch hier.

Im Federnhaus stehen ehrwürdige Maschinen, in einem anderen Gebäudeteil eine Kardiermaschine mit Transmissionsriemen, die einen Platz im Museum verdient hätte. Auch Nähmaschinen mit meterlang ausgreifenden Näharmen und Schneidetische sind noch vorhanden. Manches davon lässt sich vielleicht verkaufen.

Engagiert für den Ort

1912 als Polsterei und Wollreißerei gegründet, gewann die Firma Hammelehle ab 1932 als Bettwarenfabrik zunehmend an Bedeutung. Auf dem Gelände am östlichen Ortsrand von Altbach wurde zunächst produziert, dann auch verkauft; Frottierwaren für Küche und Bad rundeten das Sortiment ab. Zudem bot Hammelehle umfassende handwerkliche Dienstleistungen an, über einen Nähservice bis zur Federreinigung im kleinen Nebengebäude, dem „Federnhaus“. Gerade letztere nutzten treue Stammkunden bis zuletzt. Nach dem Tod von Helmut Hammelehle 2016 führte seine Frau Elisabeth das Unternehmen bis zur Schließung Ende Februar weiter.

Die Familie Hammelehle hat sich über Generationen hinweg auch fürs Gemeinwohl engagiert, Helmut Hammelehle gehörte wie sein Vater Ernst lange dem Gemeinderat an. Auch Vereine hat die Firma unterstützt.