Quelle: Unbekannt

Von Sabine Försterling

Gerne erinnert sich Hubert Großmann daran, wie er als kleiner Bub auf dem Gepäckträger mit seinem Vater zum Turnfest nach Neckartenzlingen geradelt ist. Dem Ehrenvorsitzenden des TV Unterboihingen ist der Sport wie vielen anderen Mitgliedern in die Wiege gelegt worden. Mittlerweile ist der Verein, der dieses Jahr auf eine 125-jährige wechselvolle Geschichte mit Höhen und Tiefen zurückblickt, für die fünfte Generation zur zweiten Heimat geworden. Anlässlich des Jubiläums wurden zahlreich Zeitzeugen, Urkunden, Pokale, Trikots und Fotos zusammengetragen.

Über 400 Stunden haben zehn Vereinsmitglieder in die Ausstellung im Stadtmuseum gesteckt. Und so ist dort auch die Urkunde von Emil Großmann zu sehen, der im September 1928 in Oberensingen Gaumeister mit 11, 66 Metern im Dreiweitsprung geworden ist. „Das springen heutzutage die Mädels“, bemerkt Sohn Hubert und lacht. Die sechs Gründungsväter des TVU um Albert Simon waren übrigens Schönwetterturner. 1892 turnte man noch im privaten Garten und die Sportgeräte waren handgemacht. Erst 1910 wurde die erste Halle gebaut, und zwar aus dem Abbruchmaterial eines Hauses in Nellingen. Die Originalbaupläne sind in der Ausstellung zu sehen. Wie auch der Kaufvertrag mit Baron Thumb von Neuburg von 1928 über das bis heute noch existierende Sportgelände am Neckar. 1914 richtete der TVU erstmals ein Gauturnfest aus, und zwar im Garten des Schlosses derer von Thumb in Unterboihingen.

60 Mitglieder, Turner und Leichtathleten, maßen sich damals mit Sportlern aus über zehn aus der Umgebung angereisten Vereinen. Ab 1920 gab es auch eine Fußballabteilung, aber man sei sich nicht „grün“ untereinander gewesen und trennte sich wieder, erzählt Großmann. Zehn Jahre später kehrten die Kicker, die sich bis dahin Sportfreunde Unterboihingen genannt hatten, wieder zurück. Ein dreiseitiges Regelwerk mit zahlreichen Bestimmungen besiegelte den Zusammenschluss, nachzulesen in der Ausstellung. Alsbald hielten dann die Frauen Einzug in die bisherige Männergesellschaft. Die Frauenmannschaft des TVU, darunter die Tochter des Gründers Albert Simon, trat zum ersten Mal 1935 beim Turnfest in Esslingen an. Nach dem zweiten Weltkrieg startet der Verein so richtig durch. Der Ehrenvorsitzende, der von 1980 bis 2010 die Geschicke geleitet hatte, ist besonders stolz auf den Sprintstar Heinz Benz, der 1953 mit 17 Jahren nicht nur Bezirksmeister, sondern später auch Württembergischer Meister mit der Staffel eines Stuttgarter Vereins geworden war.

Verein als zweite Heimat

Zwei Jahre zuvor war die neue Sporthalle, die mit viel Eigenleistung auf dem Gelände am Neckar errichtet worden war, eingeweiht worden. „Es gab einen Umzug und tausende von Besuchern sind gekommen“, erinnert sich Großmann. Dieses Fest sei aber vom 100-jährigen Jubiläum noch getoppt worden. 1992 sei fast die ganze Stadt auf den Beinen gewesen, meint der Ehrenvorsitzende mit einem Augenzwinkern. Ende der 1960er Jahre begann die Erfolgsgeschichte der Fußballer. Bei der Eröffnung der Ausstellung wird in einem 20-minütigen Film unter anderem die Auslosung für den DFB-Pokal zu sehen sein: Am 18. Dezember 1976 spielte der TVU in der dritten Runde gegen Bayern München im Olympia-Stadion, Endstand 10 : 1. „Das ist wohl der Schuh, mit dem das einzige Tor für uns erzielt wurde“, sagt Großmann mit einem Schmunzeln und weist auf die Vitrine. Darin befindet sich auch der Württembergische Meisterschaftspokal. Mit der Zeit kamen immer mehr Sportarten hinzu. Erfolgreich waren auch die Tischtennisspieler: 1995 wurde die Mädchenmannschaft Deutsche Meister und ein Jahr später folgten die Jungs. Der TVU hat darüber hinaus zahlreiche Auszeichnungen für seine vorbildliche Jugendarbeit erhalten. „Der Verein ist für Generationen ein Stück zweite Heimat“, weiß der Ehrenvorsitzende, dessen Tochter bis vor kurzem aktiv Volleyball gespielt hat. Und man teilt Freud und Leid. Als 2004 der Wendlinger Gemeinderat beschlossen hatte, den Sportpark beim Freibad zu bauen kam es zur Zerreißprobe. Der TVU sollte nämlich sein angestammtes Gelände am Neckar verlassen und umziehen. Zehn Jahre lang habe man um diese Frage gerungen, doch die Entscheidung zu bleiben sei schlussendlich richtig gewesen, sagt Großmann: „Wir werden die derzeitigen Bauarbeiten angesichts der Beseitigung des Bahnübergangs Schützenstraße in der Nähe sowie die geplanten Hochwasserschutzmaßnahmen entlang des Neckars auch noch überstehen und nach dem Abriss der alten Halle 2018 den Bau unseres nun dritten Vereinsheims in Angriff nehmen.“

Die Ausstellung „125 Jahre Sport in Unterboihingen“ ist bis zum 30. September im Stadtmuseum zu sehen. Öffnungszeiten: Donnerstag 16 bis 20 Uhr, Samstag 14 bis 17 Uhr, Sonntag 10 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr

Und so sieht das weitere Programm aus: Vom 23. Juni bis 1. Juli: Sportwoche des TVU mit dem Fußball-Ortsturnier um den Wanderpokal der Stadt Wendlingen; außerdem Charity Speed mit den Rope-Skippern, TVU-Sommerbiathlon und Open-Air-Party. 14. bis 16. Juli: VfB-Trainingscamp beim TVU. 28. Oktober: Jubiläumsgala Turnen und Rope-Skipping. 25. November: Schaulaufen der Eislauf-Abteilung in der Eishalle Wernau.