Von Sabine Försterling

Mit einem einstimmigen „Nein, wir wollen uns nicht einsetzen“ hat der Wendlinger Gemeinderat einen Schlussstrich unter den Streit um den Abriss der Johanneskirche gezogen. Nachdem der Bürgerentscheid gescheitert war, war das Gremium zu einer Entscheidung aufgerufen. Doch die Gräben sind noch nicht überwunden. Die Gegner wünschen weiterhin einen Dialog.

Der Freundeskreis der Johanneskirche und die Initiative Pro Johanneskirche waren am 6. November mit ihrem Bürgerentscheid gescheitert. Weniger als 20 Prozent der Stimmberechtigten hatten mit „Ja“ votiert. „Ja“ bedeutete, dass sich die Stadt für den Erhalt der evangelischen Johanneskirche in der Stadtmitte einsetzen soll. Das einstimmigen „Nein“ des Gemeinderats kam nicht überraschen, denn bereits am 4. Oktober hatte sich das Gremium im Vorfeld der Abstimmung in einer Stellungnahme dazu entschlossen. Es habe inzwischen keine neuen Erkenntnisse gegeben, meinte Bürgermeister Steffen Weigel. Also bleibe es dabei. Nur die Kirchengemeinde als Grundstückseigentümerin könne über die Frage eines Abrisses und eines Neubaus befinden und das habe sie getan.

Gemeinderat und Bürgermeister lehnten es ab, sich einzumischen. Das verlange der Respekt vor dem demokratisch gewählten Gremium des Kirchengemeinderats, heißt es in der Stellungnahme, auf die sich Weigel bezog. Städtebauliche Gesichtspunkte seien bereits bei einem Architektenwettbewerb im Jahr 2015 berücksichtigt worden. In der Jury saßen zwei Vertreter der Stadt. Inzwischen gibt es eine rechtskräftige Abbruchgenehmigung, und wenn die Kirchengemeinde einen Bauantrag stelle, dann werde sich die Verwaltung mit den planungsrechtlichen Voraussetzungen beschäftigen.

Die Gegner des Abrisses haben jedoch noch nicht aufgegeben. In einem Schreiben an Bürgermeister Weigel weisen der Freundeskreis der Johanneskirche und die Initiative Pro Johanneskirche darauf hin, dass immerhin 1800 Stimmen für den Erhalt abgegeben worden seien. Diese müssten berücksichtigt werden. Die Initiativen setzen auf ein von einem neutralen Mediator geleitetes ergebnisoffenes Gespräch mit der Kirchengemeinde. Weigel habe sich am Abend des Bürgerentscheids bereit erklärt, dazu einzuladen. Dies sah anscheinend der als Streitschlichter gewonnene Thomas Erne, Leiter des Instituts für Kirchenbau an der Universität Marburg, als Voraussetzung an, um zu befrieden.

„Ich habe mich nie dazu bereit erklärt, zu solch einem Treffen einzuladen“, stellte Weigel in der Gemeinderatssitzung klar. Er habe an diesem Abend nur seine grundsätzliche Bereitschaft zu einem Gespräch mit den Mitgliedern des Freundeskreises und der Initiative signalisiert, wie er es mit jedem Bürger in Wendlingen handhabe. Eine ergebnisoffene Diskussion in einer Angelegenheit, in der die Bürger entschieden haben, werde er nicht führen.