Wäre es sinnvoll, die Arbeit der Sportvereine mit hauptamtlichen Strukturen zu stützen? Braucht Reichenbach eine zusätzliche Sporthalle? Auf solche Fragen werden im ersten Halbjahr 2017 in Reichenbach Antworten gesucht, denn dann geht die Sportentwicklungsplanung in die entscheidende Phase.

Von Karin Ait Atmane

Im Voraus waren nicht alle Gemeinderäte davon überzeugt, dass eine Sportentwicklungsplanung mit einem externen Büro sinnvoll ist. Sie hatten deshalb ein Vorgehen in Stufen beschlossen. Wolfgang Schabert vom Fachbüro ikps (Institut für kooperative Planung und Sportentwicklung) legte jetzt den ersten Zwischenbericht vor. Dieser wirft zwar teilweise Fragen auf, bietet aber auch Ansatzpunkte. „Interessant! Die Befragung hat sich schon bis jetzt gelohnt“, urteilte Alexander Hottenroth (Freie Wähler). Die Datenbasis sei „hervorragend“ gewesen, sagte Schabert, alle Schulen und Vereine hätten sich beteiligt, Letztere mit verschiedenen Abteilungen. Das war mit einigem Aufwand verbunden, die Bearbeitung und Koordination der Fragebögen sei „eine Heidenarbeit“ gewesen, sagte Sigrid Bayer (SPD), die zum Vorstand des TV Reichenbach gehört. Zumal man teilweise nicht verstanden habe, wie die Fragen gemeint seien.

Sportstätten schlecht bewertet

Das erklärt möglicherweise, warum die Qualität der kommunalen Sportstätten auf einer Skala bis 100 mit einer glatten Null bewertet wurde. Das müsse man differenziert betrachten, waren sich alle einig. Damit auseinandersetzen werde man sich auf jeden Fall, betonte Bürgermeister Bernhard Richter: „Wenn das als Defizit wahrgenommen wird, dann möchten wir schon erkunden, wo es herkommt.“ Sehr positiv beurteilt wurden beispielsweise die Organisation der Sportstättenbelegung durch die Gemeinde sowie die Transparenz von Entscheidungen. Ob positiv oder negativ, etwas ableiten lässt sich aus den Ergebnissen nur nach genauerer Analyse. „Das war die quantitative Befragung, jetzt müssen wir an die qualitative“, sagte Matthias Weigert (Grüne).

Die Vereine selbst sehen ihre größten Probleme bei der Gewinnung und Bindung von Ehrenamtlichen, aber auch beim Zulauf von Kindern. Man müsse sich fragen, ob die Arbeit ehrenamtlich zu bewältigen sei oder „ein Stück weit neue Strukturen“ gebraucht würden, sagte Schabert. Überlegt werden müsse auch, was Aufgabe der Verwaltung sei und was beispielsweise eines Dachverbandes. Während die Vereine die Versorgung mit Sportplätzen positiv beurteilen, sei bei den Hallen „Unterkapazität“ festzustellen. Das heiße nicht zwingend, dass gebaut werden müsse, betonte der Fachmann: „Man kann auch über organisatorische Maßnahmen nachdenken.“ Oder beispielsweise über eine Kalthalle, also ein überdachtes Sportfeld, das für viele Zwecke ausreichend wäre.

Keine „Wunschliste“

Eine Planungsgruppe mit 30 bis 35 Mitgliedern soll im ersten Halbjahr 2017 bei fünf Treffen tiefer in die Materie einsteigen. Zu diesem „partizipativen Netzwerk“ gehören Vertreter der Verwaltung, von Institutionen und Vereinen. Sie werden in Gruppen Themen diskutieren und einen Maßnahmenkatalog erstellen. Womit keine „Wunschliste“ gemeint ist, sondern Vorschläge für Problemlösungen. Dabei schaue man sich bundesweit nach möglichen Ansätzen um, betonte Schabert. Die Größe des Gremiums macht ihm, anders als manchen Ratsmitgliedern, keine Sorgen: „Das hat bisher bei jedem Prozess funktioniert.“