In der Egelsee-Festhalle diskutieren Bürger über die Zukunft der Gemeinde Neuhausen. Foto: oh Quelle: Unbekannt

Von Elisabeth Maier

Durch die S-Bahn-Verlängerung, die 2021 in Betrieb gehen soll, haben sich die Entwicklungsperspektiven für Neuhausen gewandelt. Bis zu 1500 Einwohner mehr erwartet die Filderkommune durch die Ausweisung neuer Baugebiete. Das bietet Chancen, weckt aber auch Ängste. Bei einer Bürgerversammlung brachten am Dienstag rund 100 Besucher Ideen ins Gespräch. Doch es fielen auch kritische Anmerkungen zu dem Prozess.

Im Rahmen des „Integrierten Gemeindeentwicklungskonzepts“ (IGEK) werden die Bürger frühzeitig in Planungsprozesse eingebunden. 11 300 Einwohner hat die Gemeinde zurzeit, aber durch neue Baugebiete und den Schienenanschluss ist Wachstum programmiert. Bereits im November hatte Thomas Kiwitt, Chefplaner der Region Stuttgart, sehr offen und umfassend über die gravierenden Verkehrsprobleme und über Entwicklungsgrenzen des Filderraums referiert. Und die Bürger sammelten Ideen, in welche Richtung ihre Kommune sich entwickeln soll.

Christoph Weigel vom Planungsbüro Baldauf hat die Gedanken nun zusammengefasst und stellte sie in der Egelsee-Festhalle vor. Weitere Gewerbeflächen im Norden nahe der Autobahn stehen ebenso auf der Wunschliste wie die Umsiedlung der Sportflächen ans östliche Ortsende. Etliche Bürger wünschen sich dort auch das Freibad, das zurzeit in der Ortsmitte seinen Platz hat. Obwohl Wünsche nach einem Hallenbad wohl angesichts der Finanzlage wenig realistisch sind, war auch dafür in der offenen Gedankensammlung Platz. „Darüber muss nun der Gemeinderat diskutieren“, kündigte Bürgermeister Ingo Hacker an. Er wünscht sich, dass Bürger „persönlich, per Mail oder Brief“ neue Ideen jederzeit einbringen. Für ihn steht die Bürgerbeteiligung zur Gemeindeentwicklung erst ganz am Anfang.

„Viele Bürgervorschläge stimmen überein“ lautet ein Fazit von Weigels erster Analyse. Die Umsiedlung der Sportstätten war auch schon Thema im Gemeinderat. „Das zeigt, dass sich die Bürger mit unseren Beschlüssen beschäftigen“, begründete SPD-Gemeinderat Dietmar Rothmund diese Gemeinsamkeiten. Der Dialog mit der Kommunalpolitik funktioniere. Weigel gab zu bedenken, dass man über die Anregungen zwar ergebnisoffen nachdenken könne. „Fraglich ist aber, ob sie mit dem Regionalplan, dem Landesentwicklungsplan und den Fachgesetzen vereinbar sind.“ Auch das müsse man untersuchen, bevor erste Vorschläge in die Tat umgesetzt werden.

Kritische Stimmen zum prognostizierten Wachstum der Gemeinde und zu den Plänen gab es nach dem Vortrag. „Wir müssen uns frühzeitig Gedanken machen, wo wir unsere Kinder unterbringen“, sagte Tanja Verch mit Blick auf das geplante Baugebiet „Akademiegärten“, in dem 800 Menschen leben sollen. Schon jetzt stoße die Grundschule an Kapazitätsgrenzen. Wegen des Generationswechsels sind bereits jetzt unerwartet viele Familien mit Kindern nach Neuhausen gezogen. Sie füllen in der Mozartschule eine zusätzliche Klasse. Bildung sei eine Pflichtaufgabe, betonte Verch. Auch mit der Finanzierung sieht sie Probleme. Da verwies Bürgermeister Hacker auf die Schulentwicklungsplanung, die eine neue Grundschule bei der Schiller-Schule vorsieht. Außerdem seien für Schulneubauten und -sanierungen Zuschüsse zu erwarten. Um die Infrastruktur anzupassen, rechnet Hacker mit Investitionen bis zu 30 Millionen Euro.

Bei den Bürgervorschlägen vermisst Dieter Merling Bezüge zum neuen S-Bahnhof. Der werde das Ortsbild entscheidend prägen. Auch da habe man sich schon viele Gedanken gemacht, erinnerte Hacker an die Diskussionen im Gemeinderat. Dass die zweite IGEK-Veranstaltung weitgehend ohne Bürgerbeteiligung durchgezogen worden sei, gab Merling dem Moderator Theo Rombach als Kritik mit auf den Weg. Frank Bächle sah das auch so. Er hatte Fragebögen und Stifte mitgebracht, denn aus seiner Sicht müssten die Sorgen der Bürger noch mehr zur Sprache kommen. Von dem Angebot machten viele Gebrauch.