Freundschaften zwischen Paten und Flüchtlingen vermitteln Thorsten Schulz (links) und Andreas Wolf von der „Welcome“-Stelle. Foto: Kaier Quelle: Unbekannt

Von Elisabeth Maier

Neue Erfahrungen macht der Rentner Thomas Lieberer mit einem jungen Mann aus Eritrea, für den er die Patenschaft übernommen hat. Ganz einfach findet er es nicht, sich dem Flüchtling anzunähern. „Beim gemeinsamen Abwasch entwickelt sich so manches Gespräch“, sagt der Senior mit einem Lächeln. Er wird wie andere Paten von der Integrationsstelle der Kinder- und Jugendhilfe Neuhausen betreut.

Der Kontakt mit dem jungen Afrikaner erweitert den Horizont des Ingenieurs im Ruhestand. Erst mal habe er mit dem 17-Jährigen Hausaufgaben gemacht. „Aber das wurde uns schnell zu formal.“ Beim gemeinsamen Kochen kommen Lieberer und Grmaj sich näher. Der Deutsche und der Eritreer haben vor allem Spaß zusammen.

Vom Team der Projektleiterin Sabine Schöning-Müller in der „Informationsstelle für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge“ bekommt der Pate professionelle Hilfe, falls es mal Probleme gibt. Oder er holt sich Tipps, wie man mit jungen Menschen aus anderen Kulturen umgeht. Da es nur in westlichen Kulturen üblich ist, Haustiere zu halten, erschrecken manche Flüchtlinge erst mal, wenn bei einer Familie ein Hund auf dem Sofa liegt. Behutsam Berührungsängste abbauen, ist das Ziel der Paten. Dennoch ist ihr Gesprächsbedarf hoch. Dass der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) für die Betreuung des Ehrenamts eine weitere Stelle schaffen konnte, macht ein mit 175 000 Euro hoch dotierter Förderbetrag der Deutschen Fernsehlotterie möglich. Auch die Diözese Rottenburg unterstützt die Stelle, die „Welcome“ heißt. Zunächst ist das Projekt auf drei Jahre befristet, doch die Arbeit soll auch danach weitergehen.

„Wir möchten die Paten einfach begleiten und auf ihre Aufgabe vorbereiten“, beschreibt Andreas Wolf, Koordinator für Patenschaften, die Aufgaben seines Teams. Acht Patinnen und Paten kümmern sich um einen Teil der 38 unbegleiteten Kinder und Jugendlichen, die derzeit in der Kinder- und Jugendhilfe in Neuhausen und in den Wohngruppen leben. „Weil wir in der Nähe des Flughafens sind, ist unsere Einrichtung erste Anlaufstelle“, sagt Wolf.

Für die Jungen und Mädchen, die aus ganz anderen Kulturkreisen kämen, sei die Integration besonders schwer. Viele der jungen Menschen aus Somalia, Afghanistan, Syrien und anderen Kriegsländern seien traumatisiert, hätten schreckliche Erlebnisse hinter sich. Da wolle die Kinder- und Jugendhilfe einen Beitrag leisten, „dass sie sich hier gut einleben“, sagt Christa Vossschulte.

Für Mütter und Väter sei es ein schwerer Schritt, ihre Kinder alleine in fremde Länder zu schicken. Da müsse die Situation im eigenen Land schon ganz unerträglich sein. Gerade die Trennung von ihren Familien erlebten die jungen Flüchtlinge als besonders schwer, weiß die ehemalige Schulleiterin und Pädagogin Vossschulte. Die Patenfamilien könnten da am besten Hilfen und eine gewisse Geborgenheit bieten.

„Es geht vor allem darum, Freundschaften zu schließen“, sagt Angela Riße, die Geschäftsführerin des SkF. Sie wünscht sich, dass die jungen Menschen mit ihren Paten in Kontakt bleiben. Die Beratungsstelle „Welcome“ berate die jungen Erwachsenen auch dann weiter, wenn sie auf eigenen Beinen stünden. Diese Nachhaltigkeit des Projekts ist Riße besonders wichtig. Sie legt großen Wert darauf, dass die Paten sich nicht um Behördengänge oder Probleme der Kinder und Jugendlichen kümmern müssten. Darum kümmert sich das Team der „Welcome“-Beratungsstelle ebenso wie um Sprachförderung und die Versorgung. Nach Andreas Wolfs Worten sollen die Paten einfach Zeit mit den Kindern und Jugendlichen verbringen. Um noch mehr jungen Menschen Halt in der fremden Umgebung zu bieten, sucht die Kinder- und Jugendhilfe weitere Paten. Derzeit vermittelt die Stelle vier Jungen und ein Mädchen aus Somalia und Afghanistan.

Kontakt zur „Welcome“-Stelle: Tel. 07158/17 18-51.