Die Wernauer Parkhäuser werden ab Januar teurer und das kostenlose Parken entlang der Kirchheimer Straße ist dann passé. Zwischen Quadrium und bft-Tankstelle werden neun Parkscheinautomaten aufgestellt. Diese Entscheidung war im Gemeinderat umstritten. WBL/JB und CDU stimmten für die Automaten, die übrigen Räte und Bürgermeister Armin Elbl sprachen sich dagegen aus. Elbl hatte gewarnt: Die Gebühren schaden dem Einzelhandel.

Von Roland Kurz

Die beiden Parkhäuser Stadtmitte und Quadrium zählen zu den großen Defizitproduzenten der Wernauer Stadtwerke - mehr als 300 000 Euro im Jahr. Deshalb war seit der Klausurtagung im Sommer klar und unstrittig, dass die Gebühren hier steigen sollen. Die Stunde kostet ab Januar einen Euro, bisher waren es 50 Cent. Das Tagesticket wird einen Euro teurer und kostet nun 7,50 Euro. Den sogenannten Brezeltarif - 20 Cent für eine halbe Stunde - wird es nicht mehr geben. Die Verwaltung wollte ihn beibehalten, doch ins Konzept der WBL/JB passte er nicht mehr. Auch die erste halbe Stunde kostet bereits 50 Cent.

Nach Ansicht der WBL/JB lösen die höheren Tarife im Parkhaus einen höheren Parkdruck an der Kirchheimer Straße aus. Deshalb müsse man dort Parkgebühren einführen, begründete Gereon Trabold den Antrag der Fraktion. Darüber hatte man sich kürzlich schon im Verkehrsausschuss grundsätzlich gestritten. Nun legte die WBL/JB ihr Rechenmodell samt Antrag vor. Er sieht insbesondere vor, einen wesentlich längeren Abschnitt an der Verkehrsachse mit Gebühren zu belegen: vom Quadrium bis zur Tankstelle. Vor zwei Wochen war nur der Abschnitt bis zum „Bistro City“ angedacht, mit sechs Automaten für 49 Stellplätze.

Die neun Automaten kosten laut Trabolds Rechnung 58 500 Euro für 96 Stellplätze. Würde man die Daten der Stadtverwaltung nehmen, käme man auf 81 000 Euro. Bei einer 30-prozentigen Auslastung der 96 Stellplätze rechnet die WBL/JB mit Einnahmen von 90 000 Euro, was schon im ersten Jahr einen Überschuss von 31 500 Euro bringe. Später steige der Gewinn auf knapp 80 000 Euro. Um die Brezelkäufer nicht zu vergraulen, schlug die WBL/JB vor, nach Kirchheimer Vorbild Sanduhren anzuschaffen, mit denen man zwölf Minuten kostenlos parken kann. Die maximale Parkdauer soll auf 90 Minuten begrenzt werden.

Die CDU stimmte dem Konzept der Jungen Bürger zu. Wirtschaftliche Gründe sprächen dafür und man müsse an die Anwohner denken, die sonst unter dem Verdrängungseffekt litten, sagte Jens Müller. SPD-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Sieler hielt wenig von der Rechnung der WBL/JB. Er könne sich nicht vorstellen, dass jemand 30 Meter zum Parkautomaten laufe, wenn er nur Geld abheben wolle oder eine Brezel kaufen. 40 bis 50 Prozent der prognostizierten Einnahmen müsse man abziehen. Bürgermeister Elbl hält die Gebühr an der Straße grundsätzlich für falsch. „Wir wollen doch Einzelhandel und Gastronomie stärken“, rief er fast verzweifelt. Bernd Altenburg (FWV) schlug vor, die Parkzeit an der Kirchheimer Straße auf 30 Minuten zu verkürzen und stärker zu kontrollieren, um die Autofahrer zur Fahrt ins Parkhaus zu bewegen.

Der Vorschlag der WBL/JB - Automaten plus Sanduhr - wurde mit zwölf Ja-Stimmen beschlossen, Neun Stadträte stimmten dagegen. Sieler beklagte anschließend, er fühle sich durch den vorzeitig gefassten Beschluss überfahren. Keiner habe eine Vertagung beantragt, zuckte Elbl mit den Schultern. Er kündigte an, bis zur nächsten Sitzung einen Investitionsplan für die Parkscheinautomaten vorzulegen.

Beschlossen hat der Gemeinderat außerdem, in der Adlerstraße bis hoch zur Weidachgasse eine Parkscheibenpflicht einzuführen.