Am kommenden Wochenende will die „Alternative für Deutschland“ in der Nürtinger Stadthalle K3N ihren Parteitag abhalten. Ein Aktionsbündnis will dies nicht unkommentiert lassen und mit „Nürtingen ist bunt“ dem Populismus mit Vielfalt sowie Weltoffenheit begegnen.
Weit mehr als 100 Teilnehmer sind der Einladung von Pit Lohse, Andreas Mayer-Brennenstuhl, Michael Medla, Helmut Hartmann und Jochen Braunmüller in die Kulturkantine der Alten Seegrasspinnerei gefolgt. Sie sind die Initiatoren des am Dienstagabend gegründeten Aktionsbündnisses „Nürtingen ist bunt“. Mit bunten Aktionen, einem Kulturprogramm und einer Kundgebung will das Bündnis dem AfD-Parteitag in der Nürtinger Stadthalle begegnen. Allerdings legten die Organisatoren großen Wert darauf, ihre Veranstaltung nicht als „Gegendemo“ zu sehen, sondern als Kundgebung für kulturelle Vielfalt, Weltoffenheit und Zusammenhalt der Bürgerschaft. Die gemeinsamen Ziele des Aktionsbündnisses wurden in Form einer „Nürtinger Erklärung“ von 109 Unterzeichnern verabschiedet.
Hausherr Pit Lohse freute sich über die gute Resonanz trotz der „sehr kurzen Vorlaufzeit“. Es waren auch etliche Vertreter von Gewerkschaften, Parteien und Kirchen gekommen. Michael Medla erläuterte das Grundkonzept. So sollen alle Aktionen gewaltfrei sein, des Weiteren soll ein kooperativer Umgang mit Behörden, Stadt und Polizei gepflegt werden. Zudem plant „Nürtingen ist bunt“ keine Aktionen direkt an der Stadthalle, hier ist allerdings eine Demonstration eines Antifa-Bündnisses angedacht.
Die Mitwirkenden wollen stattdessen ab 9 Uhr auf dem Schillerplatz aktiv werden. Wie bunt das Programm ist, lässt eine Vorabversion erahnen: Vertreter des Trägervereins Freies Kinderhaus planen Kinderaktionen mit bunten Hüten, Fahnen und Liedern. Die SMV der Rudolf-Steiner-Schule hat eine Aktion angekündigt. Auch Vertreter der Kirchen wollen sich an der Veranstaltung beteiligen, Pfarrer Markus Lautenschlager sagte zu, Minestrone zu liefern. Für den musikalischen Rahmen ist ebenso gesorgt: Der Coro per resistencia plant einen Auftritt, außerdem können sich einige Solomusiker und Bands einen Auftritt am Samstag vorstellen. Der TB Neckarhausen hat sich bereits mit Tanzeinlagen angekündigt. Die Organisatoren der Afrikatage wollen ebenfalls mitmachen. Außerdem sind zahlreiche weitere Initiativen und Vereine beteiligt. Daneben sind Angebote wie Yoga und ein „Brass Mob“ geplant, Kunstaktionen von Mitarbeitern der HKT stehen ebenso auf der Liste wie „Projektionen im öffentlichen Raum“ von Andreas Mayer-Brennenstuhl. Alle Teilnehmer sind aufgefordert, bunt gekleidet zu kommen.
Von 11 Uhr an ist eine abschließende Kundgebung mit Reden und Musik auf dem Schillerplatz geplant. Dafür wird am kommenden Samstag auch der Wochenmarkt verlegt, sagt Ordnungsamtsleiterin Angela Pixa. Die Marktstände, die sonst rund um den Ochsenbrunnen ihre Waren anbieten, ziehen um und rücken in der Kirchstraße enger zusammen. Damit wird Platz für die Kundgebung mit geschätzten 150 Teilnehmern geschaffen.
Zwischenzeitlich habe auch die AfD ihr Sicherheitskonzept für die Stadthalle K3N vorgelegt. Das Gebäude in Nürtingen sei wesentlich einfacher abzusichern als das Esslinger Neckar Forum, sagt Pixa.
Allerdings hat nicht nur „Nürtingen ist bunt“ eine Veranstaltung angekündigt. Insgesamt seien beim Ordnungsamt der Stadt vier Demonstrationen im Umfeld des AfD-Parteitages angemeldet worden.
Damit die Sicherheit gewährleistet werden kann, werden einige Straßen voll gesperrt. Von Samstag, 6 Uhr, bis Sonntag, 20 Uhr, trifft das auf die Uhlandstraße sowie die Steinengrabenstraße von der Ecke Uhlandstraße bis zur Europastraße zu. Dadurch ist auch die Zu- oder Abfahrt der Johannesstraße nicht möglich. Weil die Sperrung auch nachts Bestand hat, sind ebenso keine Zu- oder Abfahrten zu den in diesem Bereich liegenden privaten Stellplätzen möglich, teilt die Pressestelle der Stadt mit.
Polizei mit größerem Aufgebot
Die Polizei plant ebenfalls, mit einem größeren Aufgebot die Veranstaltungen abzusichern, sagt Björn Reusch, der Sprecher des zuständigen Polizeipräsidiums in Reutlingen. „Wir werden die Versammlungsfreiheit der AfD und der Demonstranten gewährleisten.“ Dafür sei auch die Bereitschaftspolizei aus Göppingen angefordert. Zwar gehe man von friedlichen Gegenveranstaltungen aus - allerdings werde in einschlägigen Internet- und Social-Media-Foren zu Gegendemonstrationen aufgerufen. „Wir rechnen mit allen Eventualitäten“, sagt Reusch.
Unterdessen bemühen sich die Vertreter des Aktionsbündnisses „Nürtingen ist bunt“ darum, dass am Wochenende alles friedlich bleibt. Auch nach der Veranstaltung soll es nach dem Willen der Organisatoren mit dem Bündnis weitergehen. Wie, das soll ein Bürgerdialog am Sonntag, 22. Januar, ab 11 Uhr in Form eines gemeinsamen Brunchs in der Seegrasspinnerei klären. Hier soll über das Bündnis, Politik und natürlich die AfD diskutiert werden.