Was im Entwurf für den neuen Regionalverkehrsplan als „Maßnahme mit hoher Dringlichkeit“ eingestuft wird, will Reichenbach auf gar keinen Fall: Den „Stumpenhofaufstieg“ an der Gemarkungsgrenze zu Plochingen. In der Ablehnung ist sich der Gemeinderat mit den Plochinger Kollegen einig.

Von Karin Ait Atmane

Der Regionalverkehrsplan soll verkehrspolitische Weichen in der Region stellen. Die Stumpenhofauffahrt als neue Direktverbindung vom Schurwald zur B 10 haben die Reichenbacher schon immer abgelehnt, allein schon, weil die Trasse nahe am Ortsteil Siegenberg vorbeiführt. Die Stadt Plochingen betrachtete die neue Sraße lange als Entlastung für die Schorndorfer Straße und die Stadtmitte. Nachdem der Verband Region Stuttgart sie aber auch als Hauptachse für die Schurwaldquerung sieht, wäre das Projekt vor allem für den Stumpenhof eher eine Belastung. Über den neuen Schulterschluss mit den Nachbarn sind die Reichenbacher froh, auch mit dem Land sei man sich einig, sagte Bürgermeister Bernhard Richter. Die Gemeinde beantragt in ihrer Stellungnahme, „diese Straße aus dem Regionalverkehrsplan zu streichen“.

Darüber hinaus ist vor allem der öffentliche Nahverkehr ein Thema für die Ratsmitglieder. So ärgert man sich darüber, dass innerorts kein Kurzstreckentarif für Linienbusse möglich ist. Folglich ist die Fahrt vom Siegenberg in die Ortsmitte teurer als die ohne Zwischenhalt von Reichenbach nach Plochingen. Hier fordert die Gemeinde, „das Tarifgefüge zu überprüfen“. Die Grünen würden in diesem Zuge auch gleich die Sektorengrenzen abschaffen.

Wolfgang Baumann (SPD) sprach einmal mehr die Probleme im Bahnverkehr auf der Filstalstrecke an. In den vergangenen 20 Jahren seien viele Weichen abgebaut worden, mit der Folge, dass nur noch an wenigen Stellen Züge andere überholen können. Das sei mitverantwortlich für die derzeitigen Verspätungen. Die Forderung, diese Weichen wieder einzubauen, schreibt die Gemeinde ebenfalls in ihre Stellungnahme. Wobei Matthias Weigert (Grüne) darauf hinwies, dass auch der Reichenbacher Gemeinderat vor Jahren den viergleisigen Ausbau der Filstalstrecke abgelehnt habe.

Betroffen ist Reichenbach außerdem vom Plan, „schnelle“ Fahrradverbindungen zu schaffen und vom Rückbau der ehemaligen B 10. Beides befürwortet die Gemeinde. Als weitere wichtige Maßnahmen, wenn auch nicht auf der eigenen Gemarkung, sprachen die Grünen und die Freien Wähler den S-Bahn-Ringschluss über Wendlingen und Neuhausen zum Flughafen an. Er finde es „sehr schade, dass diese Maßnahme nicht im Plan steht“, sagte Thorsten Höger (FW) und rechnete vor: Aktuell brauche man mit öffentlichen Verkehrsmitteln mehr als eine Stunde zum Flughafen, mit dem Auto 20 Minuten. Allerdings sah Matthias Weigert (Grüne) politisch gute Chancen, dass man diesen Ringschluss noch im Plan unterbringe. Die Grünen sprachen weitere Tangentialen, zum Beispiel in den Kreis Ludwigsburg an. Ebenso sollte das regionale Expressbusnetz weiterentwickelt werden. In das Reichenbacher Papier wurden die Punkte, die nicht die eigene Gemarkung betreffen, allerdings nicht aufgenommen.