(red) - Alle Akteure sind sich einig: Die Lokale Allianz für Menschen mit Demenz hat nichts von ihrer Bedeutung eingebüßt. Zwei Jahre nach dem Zusammenschluss von zahlreichen Filderstädter Partnern ist das Förderprogramm des Bundes zwar ausgelaufen, doch die Kooperation hat Bestand.

Das Netzwerk aus Pflegeeinrichtungen, Kirchengemeinden, Betreuungsgruppen, Schwäbischem Albverein sowie ehrenamtlich und professionell Engagierten bleibt seinem Motto treu: „Gemeinsam Verantwortung zeigen“ für Bürger, die als Betroffene oder Angehörige nach Unterstützung suchen, lautet der gemeinsame Anspruch.

„Der Bedarf ist enorm“, sagte Jürgen Wagner-Haußmann, der städtische Sozialplaner und Allianz-Koordinator, beim Treffen der Netzwerkpartner. Derzeit gelte ein Großteil der Hilfsanfragen an den Pflegestützpunkt der Neuordnung der veränderten Pflegegrade, die an die Stelle der bisherigen Pflegestufen getreten sind. Gerade den Belangen demenziell Erkrankter soll das differenziertere Pflegestärkungsgesetz gerecht werden. Doch in der Praxis „kämpft das System noch“, sagen die Pflegeprofis.

Wagner-Haußmann präsentierte eine Bedarfsberechnung der Bertelsmann-Stiftung, die bis zum Jahr 2030 von einer Steigerung um 20 000 Pflege-Patienten im Kreis Esslingen ausgeht. Das entspricht einem Plus von 50 Prozent. Dementsprechend dürfte die Zahl der Erkrankten mit Demenzdiagnose steigen. In Filderstadt will die Lokale Allianz die Herausforderungen, die mit dieser Krankheit einhergehen, mit vereinten Kräften meistern. Vor allem die stadtteilbezogene Vernetzung soll ausgebaut werden - Stichwort „Neue Nachbarschaften“.

Angedacht ist ein Fachtag Wohnen, der verschiedene Formen des Zusammenlebens unter die Lupe nimmt. Dazu bedarf es der Prognosen der Stadtplaner zur Bevölkerungs- und Quartiersentwicklung. Bereits in den Herbst hinein reicht ein Ausblick der Kirchengemeinde Sielmingen: Dort ist ein Sinnesgarten mit barrierefreiem Zugang geplant. In der Stadtbibliothek in Bernhausen macht im Oktober eine Wanderausstellung Station, eine Demenzecke wird eingerichtet und ein mulitkultureller Demenzkoffer zur Ausleihe angeboten. Zum Begleitprogramm gehört auch ein Vortrag der Alzheimer Gesellschaft zum Thema Demenz und Integration. Eine bislang auf Bonlanden begrenzte Initiative von „Brückenbauern“ soll auf das gesamte Stadtgebiet ausgeweitet werden: Das ehrenamtliche Nachsorgeteam erleichtert den Übergang vom Krankenhaus ins eigene Zuhause.

Bestehende regelmäßige Angebote wie Wanderungen oder Café- Treffs listet ein Kalender auf, der in den Einrichtungen und über die städtische Webseite umfassend informiert. Demenz dürfe nicht zum Ausschlusskriterium werden, sagt Oberbürgermeister Christoph Traub: „Diese Alterserkrankung ist längst Teil unserer Gesellschaft.“ Das Netzwerk setze der Angst eine Vielzahl an Angeboten entgegen - verbunden mit der Einladung zur gleichberechtigten Teilhabe.