Landschaftserhaltungsverband? Brauchen wir nicht. Das fand zumindest die Mehrheit des Aichwalder Gemeinderates. Während die beiden Grünen, ein Teil der Freien Wähler und Bürgermeister für einen Beitritt zu dem neuen Bund auf Kreisebene stimmten, lehnten CDU und SPD ihn als unnötiges Bürokratiemonster ab.

Von Karin Ait Atmane

Weder die zwölfseitige Vorlage noch der von ihm so angekündigte „flammende Appell“ des Bürgermeisters konnten am Ende vom Sinn eines Landschaftsverbandes überzeugen. Das kurz LEV genannte Konstrukt gibt es bereits in fast allen Landkreisen in Baden-Württemberg; nur noch wenige weiße Flecken bleiben auf der Karte. Im Regierungsbezirk Stuttgart ist der Kreis Esslingen die letzte verbleibende Ausnahme.

Die Kernaufgabe eines LEV liegt, wie einem Schreiben des Landrats zu entnehmen ist, in der „Erhaltung und Entwicklung von Kulturlandschaften“. Das betrifft im Kreis Esslingen insbesondere die Streuobstwiesen, aber auch andere sogenannte FFH-Gebiete. Diese Fauna-Flora-Habitate bilden ein europäisches Netz an Schutzgebieten. Elf davon sind im Kreis Esslingen ausgewiesen, unter anderem gehört der Schurwald dazu. FFH-Gebiete sollen aktiv gepflegt und „gemanagt“ werden, wobei Schäfer, Landwirte und Forstwirte zusammenarbeiten. Biotopflege gehört ebenso zu den Aufgaben wie Renaturierungen und Projekte zur extensiven Landnutzung.

Ein LEV hat die Aufgabe, diese Arbeit zu koordinieren und „Managementpläne“ dafür zu erstellen. Er soll im Kreis Esslingen mit 3,5 Personalstellen ausgestattet werden. 2,5 dieser Stellen finanziert das Land, jeweils eine halbe Stelle eines Geschäftsführers und einer Schreibkraft der Kreis. Dessen Kosten sollen unter anderem mit den Mitgliedsbeiträgen der Kommunen gedeckt werden: Für Aichwald würden 200 Euro im Jahr anfallen. Bürgermeister Nicolas Fink appellierte, dem noch „ungeborenen Kind“ eine Chance zu geben. Auch Albert Kamm (Freie Wähler) sprach sich für den Beitritt aus, schließlich habe jede Mitgliedskommune ein Mitspracherecht und bekomme „Unterstützung in allen Lebenslagen, was Natur angeht“.

Die Räte von CDU und SPD konnten sie nicht überzeugen. Auch wenn man die 200 Euro im Jahreshaushalt nicht spüre, brauche man sie nicht für etwas Unnötiges ausgeben, meinte Volker Haug (CDU). Michael Neumann (SPD) merkte an: „Meine Erfahrung mit Bürokratie ist, dass sie wächst.“ Im Kreistag war die Gründung des LEV mehrheitlich beschlossen worden, weil man mehr Personal im Landschaftsschutz für nötig hielt.