Wolfgang Wohnhas leitet das Info-Zentrum am Rand des Schopflocher Steinbruchs seit dessen Gründung. Fotos: Naturschutzzentrum Quelle: Unbekannt

Als der Landkreis Esslingen 1989 bei Schopfloch sein kleines Naturschutzzentrum eröffnete, war diese freiwillige und teure Aufgabe umstritten. Nach einem ersten Umbau ist das Land Baden-Württemberg mit eingestiegen und das Naturschutzzentrum wurde ein zweites Mal eröffnet. Das war vor 20 Jahren. Der runde Geburtstag wird nächsten Sonntag gefeiert. Für Geschäftsführer Wolfgang Wohnhas (64) war die Ausrufung des Biosphärengebiets Schwäbische Alb ein weiterer positiver Einschnitt.

Für die Belange des Naturschutzes sensibilisieren, so lautet Ihre Kernaufgabe. In Ihrem Programm heißt es weiter „Bildung für nachhaltige Entwicklung“. Können Sie das erklären?

Wohnhas: Wir machen Umweltbildung, um diese Landschaft, diese Natur und Umwelt in intakter Form für die Nachwelt zu erhalten. Dazu arbeiten wir viel und intensiv mit Schulen zusammen, etwa 2500 Schüler sind jedes Jahr bei uns. Unser Angebot richtet sich jedoch an alle Generationen.

Elektromobilität als Schwerpunkt am Jubiläumssonntag - kann man daran eine Veränderung ihrer Aufgabenstellung ablesen?

Wohnhas: Der Klimawandel ist eines der zentralen Umweltprobleme. Er trifft den Menschen, wie wir aktuell bei den Unwettern sehen, er betrifft die Natur. Um den Klimawandel in den Griff zu bekommen, wollen wir einen kleinen Beitrag zur klimafreundlichen Mobilität leisten und dieses Thema an unsere Besucher herantragen. Wir verlassen dabei unsere Kernaufgabe nicht.

Ihre acht Pedelecs und die Busverbindung am Wochenende sind kaum eine entscheidende Größe. Ist das nicht eher ein Feigenblatt?

Wohnhas: Ich würde das nicht als Feigenblatt bezeichnen. Es ist ein wichtiger Einstieg. Ich erinnere mich an unserer Anfangszeiten, als es hieß, der ÖPNV auf der Alb ist nicht bezahlbar. Heute sieht man ein, dass der ÖPNV auch am Albtrauf gefördert werden kann. Es geht um die Bewusstseinsbildung: Lasst mal das Auto stehen und fahrt mit Bus und Pedelec.

Werden Ihre E-Bikes gut genutzt?

Wohnhas: Letzten Freitag waren alle acht weg. Insgesamt ist die Auslastung aber nicht optimal, es fehlt noch am Netzwerk hier oben, an Ladestationen.

Das Naturschutzzentrum ist zu einem Teil des 2009 von der Unesco zertifizierten Biosphärengebiets Schwäbische Alb geworden. Wie hat sich das auf Ihre Einrichtung ausgewirkt?

Wohnhas: Das Biosphärengebiet hat einen großen Entwicklungsschub gebracht. Man kann sogar sagen, dass es dem Zentrum nach ein paar schwierigen Jahren das Überleben ermöglicht hat. Es war der Anstoß für den Landkreis, das 1963 erbaute Haus am Steinbruch zu modernisieren, energetisch und ökologisch zu sanieren und um einen Ausstellungstrakt zu erweitern. Die Besucherzahlen lagen vor der Erweiterung bei 15 000 bis 16 000 jährlich. In den vergangenen fünf Jahren hatten wir durchschnittlich 25 000. Die Anerkennung als Biosphärengebiet hat der Schwäbischen Alb und somit auch uns neue Besucher erschlossen. Es kommen Gruppen aus der Pfalz, aus Frankreich, allgemein von weiter weg.

Hat das Biosphärengebiet Ihre Arbeit verändert?

Wohnhas: Ja, als Nordportal des Biosphärengebiets haben wir seit der Wiedereröffnung 2011 zusätzliche Aufgaben übernommen. Wir informieren über Ausflugsziele, Wanderwege und Sehenswürdigkeiten - wir sind quasi auch eine Tourist-Info. Ich finde, Naturschutz und Tourismus müssen sich nicht ausschließen. Wir wollen ja gerade im Biosphärengebiet einen naturverträglichen Tourismus aufbauen.

Erreichen Sie alle Generationen, oder doch vorwiegend Senioren und Eltern mit Kindern?

Wohnhas: Jugendliche zu erreichen, ist schwierig. Aber gerade jetzt wird ein Kindergeburtstag gefeiert mit Survivaltraining und Würstle grillen. Irgendwann kommen diese Kinder wieder, wenn sie selbst Eltern sind. Wir versuchen, neue Zielgruppen zu erschließen, zum Beispiel über Fotoworkshops die Menschen für die Natur zu begeistern. Auch die Vorträge über den naturnahen Garten, die zur aktuellen Ausstellung und der Aktion ’Blühender Landkreis’ angeboten werden, kommen sehr gut an. Und der nächste Sensenkurs ist ausgebucht. Unser größtes Kapital ist aber diese Lage auf der Schopflocher Alb: das Torfmoor ganz in der Nähe, das Randecker Maar, dazu Blumenwiesen, wie man sie selten findet - Natur vom Feinsten.

In den Anfangsjahren des Naturschutzzentrums war die Beziehung zur Landwirtschaft nicht spannungsfrei. Wie sieht das Verhältnis heute aus?

Wohnhas: Zugespitzt hieß es damals: Frosch oder Landwirt? Heute wird diese Frage nicht mehr gestellt. Wir haben uns angenähert. Hier auf der Schopflocher Alb spielt zum Glück auch die Intensivierung der Landwirtschaft keine große Rolle und der Maisanbau greift nicht so um sich. Wir arbeiten mit Schäfern und Landwirten zusammen. Sie beteiligen sich an der Landschaftspflege. Am jährlichen Landschaftspflegetag machen auch viele ehrenamtliche Helfer, der Schwäbische Albverein und der BUND mit. Und wir veranstalten mit 15 bis 20 direkt vermarktenden Landwirten seit fast 20 Jahren den jährlichen Bauernmarkt.

Sie setzen insgesamt stark auf Ehrenamtliche, die sogenannten Volunteers.

Wohnhas: Die ersten Volunteers haben 1999 angefangen und zwei sind immer noch dabei. Aktuell sind es 25, aber sie nennen sich jetzt Landschaftsführer am Naturschutzzentrum. Ohne sie könnten wir unser Programm - etwa 350 Veranstaltungen - nicht in diesem Umfang anbieten. Wir könnten auch bestimmte Themen nicht anbieten, weil sich die Freiwilligen spezialisiert haben, zum Beispiel Wolfgang Roser aus Esslingen auf die Albvulkanismus. Die Freiwilligen sind eine Erfolgsgeschichte.

Wie steht es um die Finanzen des Naturschutzzentrums?

Wohnhas: Nach wie vor erhalten wir vom Land 70 Prozent und vom Landkreis 30 Prozent unseres Budgets, zusammen etwa 300 000 Euro im Jahr. Wir haben 3,5 hauptamtliche Stellen, die 25 ehrenamtlichen Landschaftsführer und nicht zuletzt die 14 Frauen, die ehrenamtlich das Biosphärenlädle betreuen. Die Frauen verkaufen und beraten mit einem besonderen Engagement und kümmern sich um die Besucher. Dabei geht es nicht um Profit, sondern um Information und Werbung für Produkte aus dem Biosphärengebiet. Die Frauen bieten einen Service an, den wir sonst nicht leisten könnten. Da gibt es nachmittags für Besuchergruppen Kaffee und Hefezopf. Das Biosphärengebiet, das Lädle und die Volunteers, das sind drei Faktoren, die in den letzten Jahren zu unserem Erfolg viel beigetragen haben.

Sie sind jetzt aber nicht wunschlos glücklich, oder?

Wohnhas: Bei den Außenanlagen, gibt es Nachholbedarf. Unser Spielplatz ist nicht mehr attraktiv genug. Und der Kinderspielraum im Haus ist beim Umbau nicht modernisiert worden.

Wie gut funktioniert das Sponsoring, wenn Sie solche Extraprojekte umsetzen möchten?

Wohnhas: Wir vermieten unsere Seminarräume an Firmen wie Daimler oder Festo. Dabei geht es aber weniger um Einnahmen, sondern mehr um den Kontakt zu den Mitarbeitern. Es ist ja wichtig, dass auch in den Firmen ein Bewusstsein für den Naturschutz entsteht. Der Kontakt zur Wirtschaft könnte aber noch ausgeweitet werden.

Das Interview führte Roland Kurz.

Am Sonntag, 3.Juli, feiert das Naturschutzzentrum von 11 bis 17 Uhr seinen 20. Geburtstag. Nach der Begrüßung durch Landrat Heinz Eininger spricht Umweltminister Franz Untersteller. Zum Themenschwerpunkt Elektromobilität stellt die Daimler AG Elektrofahrzeuge vor, ein Fahrradhändler präsentiert Pedelecs.

Der Verein „Schmeck die Teck“ und Biosphären-Partnerbetriebe bewirten die Gäste. Im Familienprogramm gibt es die Aktion „Schmetterling“, den Clown Klikusch und Touren mit dem Nabu-Biosphärenmobil. Schäfer, Imker und Obstbrenner informieren und bieten Produkte an. Der Liedermacher Günter Wölfle singt seine schwäbischen Songs. Es gibt Führungen ins Schopflocher Moor (13.30 Uhr), durchs Randecker Maar (15 Uhr) und mit der Kräuterpädagogin Ursula Sander (14 Uhr).