Gehölz wird aus dem Schilfgürtel entfernt, um Wildwuchs einzudämmen, vorne im Bild Naturschutzwart Harald Brandstetter. Foto: Ait Atmane Foto: Bulgrin - Bulgrin

Von Karin Ait Atmane

Immer auf den Wegen bleiben, das ist im Naturschutzgebiet oberstes Gebot. Wer beim Pflegeeinsatz des Nabu an den Wernauer Baggerseen mithilft, kommt aber auch in Zonen, die sonst tabu sind. Gut 15 Männer und Frauen packten am Samstag an, wobei auch Motorsägen und ein Radlader im Einsatz waren.

Um die fünf Grad hat es am Samstagmorgen, das ist verglichen mit minus elf beim ersten Arbeitstermin im Januar geradezu frühlingshaft. Die Freiwilligen, mit Arbeitshandschuhen und robustem Schuhwerk ausgerüstet, marschieren mit Roland Appl vom Nabu zum Naturschutzgebiet. Bald geht es ab vom Schotterweg ins Gelände. Man merke, dass es derzeit sehr trocken ist, sagt Appl - normalerweise wäre die jetzt feste Grasnarbe sumpfig.

In natürlichen Flusslandschaften tragen Überschwemmungen dazu bei, dass Kiesbänke nicht zuwachsen; Büsche und Bäume meiden die nasse Schilfzone. An den Wernauer Baggerseen fehlen diese Voraussetzungen. „Wir haben manchmal Probleme mit dem Wasserstand“, sagt Landschaftsgärtner Holger Fitzek, der schon seit Jahren bei den Pflegearbeiten mitmacht. Mit Vorschlägen zur Erhöhung des Grundwasserspiegels im Gebiet sind die Naturschützer nicht durchgekommen. Umso wichtiger ist, dass Menschen, Maschinen und die Schafe, die hier mehrere Monate im Jahr weiden, unerwünschten Wildwuchs eindämmen und verschiedene Lebensräume erhalten.

Mit den Motorsägen geht es Weiden und anderem Gehölz an das Holz. Auch Handsägen sind im Einsatz und Franziska Appl haut trotz ihrer schmalen Statur mit der Axt einen kleinen Schlehenbaum um. Als Tochter von Roland Appl mache man so was zwar nicht alle Tage, aber doch öfter mal, sagt sie lachend. Die Helfer schichten die Äste und Stämme auf, später werden sie mit dem Traktor und dem großen Anhänger, die ein befreundeter Landwirt zur Verfügung stellt, abtransportiert.

Eine Gruppe arbeitet sich am Seeufer entlang, die andere taucht in den Schilfgürtel ein, zwischen dessen Halmen man schon nach wenigen Schritten verschwindet. Diese Zone ist in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen, was Vögeln wie der Rohrdommel oder dem Teichrohrsänger zugutekommt. Für Teilzieher wie sie, die diesen Lebensraum brauchen, ist es immens wichtig, dass im dichtbesiedelten Raum solche „Inseln“ erhalten blieben. Aber auch andere Vögel wie die Bartmeise lieben das Schilf, in dem viele Insekten leben.

Auf den großen Weiden und Pappeln im Hintergrund sind Graureiher und Kormorane an ihren Nestern beschäftigt. „Die nisten in Kolonien“, erklärt Appl, und Christine Burgey aus Raidwangen lernt, dass auch der Reiher, den sie immer beobachtet, vermutlich hier ansässig ist. Sie ist schon lange Nabu-Mitglied“, aber zum ersten Mal bei der Pflege dabei, genau wie der Esslinger Karl Fröschl. Er hat beim Spaziergang auf dem Neckardamm den Hinweis auf den Einsatz gelesen. „Ich finde die Baggerseen hier wunderbar“, sagt er - da wolle er einfach was für sie tun. Andere Helfer wie Johann Waskala, der in den 70er-Jahren das Naturschutzgebiet mit erkämpft hat, oder Naturschutzwart Harald Brandstetter sind seit Jahrzehnten mit von der Partie.

Information und Naturgenuss gehören zum Arbeitseinsatz dazu, allzu romantisch wird es aber bei Motorsägen-Begleitung nicht. Der Nabu hat zudem einen Radlader gemietet, der im Bereich einer Kiesfläche mit seiner Schaufel über den Boden schrammt und wucherndes Kraut entfernt. Solche vegetationsfreien Kiesflächen braucht zum Beispiel der Flussregenpfeifer. Auf engstem Raum wird so an den Baggerseen ein Mosaik von Landschaftsformen - Schilfgürtel, Kiesbank, Wasserfläche, Uferzone, Grasbewuchs und Hecken - bewahrt.