Einzeln oder im Sechserpack könnten diese schmalen Systemgebäude kostengünstig gebaut werden. Grafik: Mueller/Benzing &Partner Quelle: Unbekannt

Standardisierte Bauweise, lokale Firmen, kommunales Grundstück sowie Finanzierung über Kreissparkasse und L-Bank: Das sind die Bestandteile des Konzepts zur Schaffung von „Wohnraum zu fairen Preisen“ im Landkreis Esslingen. Gestern ist das Modell im Finanzausschuss des Kreistags vorgestellt worden.

Von Roland Kurz

Ausgangspunkt war die Frage, wie man Wohnraum für Flüchtlinge schaffen kann. Im April hatten die Kreisräte deshalb der Verwaltung grünes Licht gegeben, mit den Wohnbaugenossenschaften und den Kommunen einen neuen Weg auszuloten. Acht Baugenossenschaften aus dem Kreis und die Kreissparkasse beteiligten sich an der Ideensuche. Da sich im Sommer die Flüchtlingsfrage etwas entspannte, setzte sich der Gedanke durch, „nicht nur die Flüchtlinge im Auge zu haben“.

Unter Federführung der ES-PEG, einer Tochter der Esslinger Wohnungsbau GmbH (EWB), wurde ein Konzept entwickelt, das übertragbar ist und wirtschaftlich sein soll. Mit dem Esslinger Architekturbüro Mueller, Benzing und Partner wurde ein dreigeschossiges Systembau-Gebäude entwickelt. Die sechs Wohnungen haben einen „gängigen Grundriss“, erklärt Hagen Schröter, Geschäftsführer von EWB/ES-PEG. Mit drei Drei-Zimmer-Wohnungen à 72 Quadratmetern und drei Zwei-Zimmer-Wohnungen (54 Quadratmeter) wird das Haus auf knapp 800 000 Euro veranschlagt. Der Prototyp soll in Esslingen zwischen Flandernstraße und Schöner Rain erstellt werden. Das Baugesuch läuft.

Landrat Heinz Eininger pries den „wertvollen Impuls“, mit dem Wohnraum nicht nur für Flüchtlinge geschaffen werde könne, sondern für alle Menschen, die sich auf dem teuren Wohnungsmarkt schwer tun. Im Oktober stellte er das Modell den Bürgermeistern aus dem Landkreis vor. Denn auf die Kommunen kommt es an. Sie müssen Grundstücke zur Verfügung stellen und zugunsten des sozialen Wohnungsbaus „auf Gewinn-Maximierung verzichten“, wie Eininger sagte. Möglich wäre etwa die Vergabe über Erbbaurecht. Die ES-PEG würde die System-Gebäude als Bauträger oder Baubetreuer schlüsselfertig erstellen.

Das Modell sei ein guter Weg, jedoch nur für kleinere Gemeinden unter 5000 Einwohnern interessant, sagte Reichenbachs Bürgermeister Bernhard Richter (Freie Wähler). Größere Kommunen hätten eigene Möglichkeiten oder eigene Baugesellschaften. Sieghart Friz (CDU) lobte auch grundsätzlich, dass der Landkreis mit den Wohnbauunternehmen aktiv werde. Das Modell sei aber an Voraussetzungen geknüpft: dass es bebaubare Grundstücke gebe und eine öffentliche Verkehrsanbindung. Ulrich Bartels (SPD) war erfreut, das der falsche Titel „für Flüchtlinge“ aufgegeben wurde. „Ein tolles Konzept“, sagte Marianne Erdrich-Sommer (Grüne).

EWB-Chef Schröter empfiehlt den Kommunen, mal die Schablone mit der schmalen Bauform über ihre Ortsplan zu ziehen. Sie selbst hätten anfangs auch nicht gedacht, so ein Projekt am Schönen Rain zu bauen. Den Prototyp erstellt die ES-PEG selbst, dann brauche es eine mutige Kommune, die dieses Modell ausprobiere. Mit zwei, drei Gemeinden sei man bereits im Gespräch.