Von Alexander Maier

Der Countdown läuft: Fünf Tage noch, dann wird der Fernsehempfang via Antenne auch in der Esslinger Region vom alten DVB-T- auf den moderneren DVB-T2-HD-Standard umgestellt. Fernsehzuschauer, die nicht vorgesorgt haben, werden vom 29. März an in die Röhre schauen - ihr Bildschirm bleibt schwarz. Mit Einblendungen im laufenden Programm und mit einer Werbekampagne des Anbieters „Freenet TV“, der DVB-T2-Nutzern künftig den größten Teil der HD-Programme privater Sender gegen Gebühr ins Haus liefert, wurde auf die Umstellung hingewiesen. Entsprechend stark ist die Nachfrage, die Elektrogeschäfte und Technikmärkte in der Region derzeit verzeichnen. Die Umstellung ist nicht schwierig, und falls sich ein Kunde überfordert fühlen sollte, hilft das Servicepersonal des Fachhandels vor Ort. Doch zunächst muss jeder Zuschauer klären, ob er überhaupt betroffen ist.

Einzelhandel hat vorgesorgt

Alexander Mosch, Mitarbeiter in der Fernsehabteilung des Esslinger Mediamarktes, verzeichnet seit einigen Tagen ein deutlich größeres Beratungsbedürfnis bei vielen Kunden: „Die Werbekampagne von Freenet TV zeigt Wirkung. Allerdings scheint es bei manchen Kunden auch eine gewisse Verunsicherung zu geben. Bei uns melden sich immer wieder Leute, die ihre Fernsehprogramme über Kabel und Satellit empfangen und uns fragen, was sie jetzt tun müssen. Die können wir beruhigen, weil sie gar nicht gemeint sind.“ Dass angesichts der nahenden Umstellung auf DVB-T2 Handlungsbedarf besteht, zeigt sich in der gesteigerten Nachfrage nach den passenden Decodern, die künftig gebraucht werden: „Das Interesse ist deutlich größer als bei den alten DVB-T-Decodern.“ Trotzdem kann Mosch seine Kunden beruhigen, dass eine Umstellung auf den letzten Drücker noch möglich ist: „Wir sind gerüstet, haben vorgesorgt und erwarten Ende der Woche nochmal eine dicke Lieferung.“

Dass viele erst im Endspurt ihren heimischen Fernsehempfang umstellen könnten, vermutet Marco Bartoloni, Geschäftsführer bei Technoland in Deizisau: „Die Nachfrage zieht deutlich an. Wir informieren unsere Kunden seit Wochen über die bevorstehende Umstellung - im Beratungsgespräch und über unsere Homepage.“ Dennoch kann er sich vorstellen, dass der eine oder andere erst aufmerksam wird, wenn in der kommenden Woche umgestellt wird: „Es ist gut möglich, dass manchen erst klar wird, dass sie betroffen sind, wenn am 29. März der Bildschirm schwarz bleibt.“ Dann ist es noch lange nicht zu spät: „Wir haben genügend Receiver im Angebot“, versichert Marco Bartoloni. „An fehlenden Geräten wird es bei uns nicht scheitern.“ Vor der Umstellung brauche sich niemand zu fürchten: „Wer bisher einen DVB-T-Receiver hatte, muss ihn einfach gegen ein neues Gerät mit DVB-T2 austauschen“, erklärt der Technoland-Geschäftsführer.

Alle Hände voll zu tun hat derzeit auch Euronics Burkard mit der bevorstehenden Umstellung auf DVB-T2. „Die Resonanz ist sehr groß“, berichtet Gerhard Stumpf, Mitarbeiter des Oberesslinger Elektrofachgeschäfts. „Man hätte nicht gedacht, dass DVB-T noch so verbreitet ist, weil wir bei uns in der Region ja nicht so viele Programme drauf haben.“ Stumpf weiß, dass viele seiner Kunden über die Umstellung sehr gut informiert sind. Allerdings hat er auch beobachtet: „Die Verwirrung ist groß, weil viele gar nicht wissen, wie sie ihre Programme empfangen und ob sie von der Umstellung betroffen sind. Täglich haben wir 10 bis 15 Anrufe von Leuten, um die es gar nicht geht, weil sie über Kabel oder Satellitenschüssel empfangen.“ Gerhard Stumpf hat vorsorglich noch Geräte auf Lager, weil er davon ausgeht, dass sich nach der Umstellung bei einigen Kunden noch akuter Handlungsbedarf einstellen wird. Gerade bei älteren Kunden beobachtet Stumpf eine gewisse Verunsicherung, weil sie für den neuen DVB-T2-Receiver eine zusätzliche Fernbedienung brauchen. „Da hat sich der eine oder andere gleich zum Kauf eines neuen Fernsehgeräts entschieden, das bereits für den neuen Standard ausgestattet ist.“

Was Fernsehzuschauer wissen müssen

DVB-T steht im Englischen für „Digital Video Broadcasting - Terrestrial“ und bezeichnet die Übertragung digitaler Hörfunk- und Fernsehsignale über Antenne. Diese Form der Übertragung wurde 1997 standardisiert. Aktuell nutzen in Deutschland 3,4 Millionen Haushalte diesen Standard. Wer bislang DVB-T nutzt, könnte bald auf einen leeren Bildschirm schauen, weil in der Nacht auf den 29. März auch in der Esslinger Region auf das neue System umgeschaltet wird. Die Umschaltung erfolgt als harter Schnitt: Wo auf DVB-T2 umgestellt wird, endet die Ausstrahlung von DVB-T von einer Sekunde auf die nächste.

DVB-T2 ersetzt vom 29. März an die Übertragung im DVB-T-Modus. Das neue System soll mehr Sender mit einem besseren Bild bringen. Es ermöglicht Übertragungen in Full-HD-Auflösung und je nach Region bis zu 40 TV-Programme.

Betroffen sind jene Zuschauer, die bislang die Fernsehprogramme stationär oder mobil über DVB-T empfangen haben - über Fernsehgeräte, Computer, Notebooks oder Tablets. Haushalte mit Kabel-, Satelliten- oder IPTV-Anschluss sind von der Umstellung nicht betroffen - es sei denn, sie nutzen DVB-T an einem Zweitgerät oder unterwegs. Wer unsicher ist, ob er über DVB-T empfängt, kann dies mit Hilfe der Teletextseite 199 bei Das Erste oder RTL überprüfen. Wer seine Postleitzahl auf der Internetseite http://www.dvb-t2hd.de/empfangscheck eingibt, kann ebenfalls erfahren, wann in seinem Bereich umgestellt wird. Wo noch nicht auf DVB-T2 umgestellt wird, werden die Programme bis zur Umstellung wie gehabt empfangen.

Technik: DVB-T-Geräte können den neuen Standard DVB-T2 nicht empfangen. Dazu wird ein Receiver benötigt - entweder als externe Box oder integriert in einem neuen Fernseher. Ältere Geräte mit Scart-Eingang brauchen einen Adapter.

Programme: DVB-T2 kann je nach Region bis zu 40 Programme übertragen. Die öffentlich-rechtlichen und einige wenige private Programme sind kostenlos, der Großteil der privaten Programme ist für eine Jahresgebühr von 69 Euro über ein Modul empfangbar.