Will Baden-Württemberg in Richtung Berlin verlassen: Der scheidende SPD-Landesvorsitzende Nils Schmid strebt einen Platz im Bundestag an. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Roland Kurz

Zuversichtlich ist ein Lieblingswort von Nils Schmid. Er ist zuversichtlich, dass seine Erfahrung als Finanzminister der SPD in Berlin nützt. Er ist zuversichtlich, dass er die Landespartei überzeugen kann, dass es eine gute Entscheidung ist, ihn am 11. März auf einen vorderen Listenplatz zu setzen. Bereits am Donnerstag war durchgesickert, dass der frühere baden-württembergische Finanzminister in den Bundestag wechseln will (wir berichteten). Als Nachfolger von Rainer Arnold (66), der vor zwei Wochen mitteilte, sich nach fünf Amtsperioden zurückzuziehen. In einem Pressegespräch in Filderstadt begründete Schmid (43) gestern seine Entscheidung.

Mitentschieden hat auch der SPD-Kreisvorstand. In einer Telefonkonferenz haben laut dem Kreisvorsitzenden Michael Beck am Donnerstag alle der Nominierung Schmids zugestimmt. Für den Wahlkreis Nürtingen sei es wichtig gewesen, eine Person zu finden, die einen sicheren Listenplatz erhalte, erklärte Beck. Deshalb habe er im Auftrag der SPD-Findungskommission das Gespräch mit Nils Schmid gesucht. Dem CDU-Abgeordneten Michael Hennrich das Direktmandat abzuluchsen, liegt jenseits der Zuversichtsgrenze.

Schmid, der in Filderstadt aufwuchs, ist 1997 für den Wahlkreis Nürtingen in den Landtag gezogen und wechselte erst 2011 in den Kreis Reutlingen. Er finde es schön, weiter für seine Heimatregion zwischen Neckar, Alb und Filder im Bundestag arbeiten zu können. Es sei wichtig, dass der einwohnerstarke Wahlkreis dort einen Vertreter habe. Er könne sich für den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur stark machen, etwa den sechsspurigen Ausbau der B 27 bis Aichtal oder die Stadtbahn auf den Fildern. Es gelte auch, die Wirtschaftsstärke der Region in den Berliner Betrieb einzubringen. Die exportorientierten mittelständischen Firmen bräuchten die Unterstützung der Politik. Jemand mit Erfahrung als Minister könne dort mehr bewegen.

Schmid beabsichtigt aber auch, in die Außenpolitik einzusteigen. Er würde sich freuen, die internationale Dimension der Politik stärker wahrnehmen zu können. Das hänge jedoch von der Aufgabenteilung in der Fraktion ab. Er wolle sich jedenfalls für eine weltoffene Gesellschaft einsetzen.

Mit Anfang 40 und nach 20 Jahren in der Landespolitik sei es gut, etwas Neues zu beginnen, sagte Schmid. Mit seiner Familie habe er den Wechsel besprochen, sagte Schmid. Er werde jedoch nicht von Reutlingen in den Wahlkreis ziehen, weil seine Tochter jetzt in Reutlingen in die Schule gekommen sei, und sich die Familie in der Stadt sehr wohl fühle. Der Weg auf die Filder oder nach Nürtingen sei kurz.

Zwei vordere Listenplätze sind frei

Schmid fühlt sich in der Landespolitik nach wie vor „pudelwohl“, betont er auf seiner Homepage. In Filderstadt sprach er jedoch auch von „weniger schönen Erfahrungen“, die er gemacht habe, beispielsweise als es um den Landesvorsitz ging. Mit Blick auf den Landesparteitag in Schwäbisch Gmünd sagte der scheidende Landesvorsitzende, er sei zuversichtlich, „dass die Leute sehen, was ich in der Landespolitik geleistet habe“. Mit der designierten SPD-Landesvorsitzenden Leni Breymaier habe er über seinen beabsichtigten Wechsel bereits gesprochen. Die neue Landesvorsitzende wird voraussichtlich auf Listenplatz eins gehievt. Da außer Rainer Arnold auch der Freiburger Gernot Erler nicht mehr antritt, sind aber zwei sichere Plätze vorne frei. Nach aktuellen Umfrageergebnissen wird die SPD nicht mehr mit 20 baden-württembergischen Abgeordneten rechnen dürfen, auch wenn Nils Schmid zuversichtlich ist, dass die SPD einen „schwungvollen Wahlkampf“ liefern wird.

Im Wahlkreis Esslingen ist die SPD-Findungsgruppe noch auf Kandidatensuche. Hier hat der frühere Kreisvorsitzende Michael Wechsler erklärt, nicht mehr als Bundestagskandidat anzutreten. Auch mit viel Zuversicht, so viel steht fest, kommt der Esslinger SPD-Kandidat nicht nach Berlin. Das Direktmandat hat Markus Grübel (CDU) im Griff und auf der Landesliste kommt kein Zweiter aus dem Kreis Esslingen nach vorne.