Imad Alkhaldi Foto: oh - oh

Von Elisabeth Maier
Mit einem Fotostudio in Kirchheim hat sich der syrische Künstler und Fotojournalist Imad Alkhaldi eine Existenz aufgebaut. Sein künstlerisches Schaffen pflegt der Flüchtling, der 2013 sein Land verlassen musste, auch in seiner neuen Heimat. Mit Tinte und Wasserfarben kreiert er seine Kalligrafien, die ab Sonntag in der Kirchheimer Kornhaus-Galerie zu sehen sind. Die Vernissage beginnt am Sonntag, 30. April, um 17 Uhr in der städtischen Galerie in dem restaurierten Fachwerkbau am Krautmarkt.
„Ich will mit den Besuchern ins Gespräch kommen“, sagt der Künstler, der die Menschen in seiner neuen Heimat mit Traditionen der arabischen Kultur vertraut machen will. Im arabischen Raum sind die schön gestalteten Schriftzeichen eine uralte Tradition. Betrachter sollen sich in die Zeichen vertiefen, die meist einen religiösen Hintergrund haben. Das hat viel mit Meditation zu tun. „Die Weisheit des Herzens“ – so lautet der Titel eines farbenfrohen Aquarells, das in den Fachwerkräumen zu sehen ist.

Sprungbrett in die Kunstszene

Kurator Florian Stegmaier hat den syrischen Künstler nicht wegen seines biografischen Hintergrunds ausgewählt. „Mich hat die ästhetische Qualität seiner Arbeiten überzeugt“, schwärmt der Kunstkenner, der das Kunstprogramm für den Kulturrring kuratiert. „Flüchtlingskunst ist das nicht“, wehrt sich Stegmaier gegen „Schubladendenken“. Er hofft, dass die regional renommierte Galerie im Kornhaus für den geflohenen Syrer zu einem Sprungbrett in die Kunstszene wird. Multikulturelle Vielfalt will der Kurator mit seiner Ausstellungskonzeption spiegeln, „denn das entspricht der Struktur unserer Gesellschaft“. Da sei es ein Glücksfall, einen Künstler zu haben, „der uns mit der syrischen Kultur vertraut macht.“
Über die Möglichkeit, in Kirchheim auszustellen, freut sich Alkhaldi sehr. Seine Arbeiten waren auch schon im katholischen Gemeindehaus in Köngen zu sehen (wir berichteten). „Viele der Kalligrafien, die ich hier zeige, sind in Deutschland entstanden.“ Gelernt hat er Technik an der Universität in Damaskus. Da studierte er von 1997 bis 2001 Bildende Kunst und Journalismus. Die kunstvolle Schönschrift ist für den Journalisten und Künstler eine Möglichkeit, seine starken Gefühle auszudrücken. „Da ich die deutsche Sprache noch nicht gut verstehe und spreche, habe ich keine Möglichkeit, als Journalist zu arbeiten.“ Die Sprache der Kunst könnten alle verstehen. In Kirchheim fühlt sich Alkhaldi wohl. Sein engster Freund ist der Wernauer Bernd Steyer. „Ich will Imad helfen, sich in der Kunstszene zu etablieren.“ Dass es der Syrer geschafft hat, in der Kirchheimer Galerie ausstellen zu dürfen, freut Steyer. Seit Tagen verbringt er viele Stunden mit ihm in den Ausstellungsräumen, um seine Kalligrafien und Fotos zu hängen.

Laute Töne sind seine Sache nicht

„Alleine würde ich das nicht schaffen“, sagt Alkhaldi. Dabei lächelt er schüchtern. Laute Töne und Selbstdarstellung sind die Sache des 39-Jährigen nicht, der für die syrische Nachrichtenagentur arbeitete. Sein Ziel ist es, sich mit Kunst eine Existenz in Deutschland aufzubauen. „Ich möchte die Menschen hier mit meiner Kunst und mit meinem Können überzeugen.“ Darauf arbeitet er hin. Das Fotogeschäft sichert seine Existenz. Zwischen Aufträgen schaufelt er sich Zeit fürs künstlerische Schaffen frei.
Es mache ihn glücklich, dass er hier so viele Menschen gefunden habe, die ihn unterstützen. Der Künstler wünscht sich, bei den Deutschen Vorurteile gegenüber dem Islam abzubauen. „Die IS-Terroristen zerstören so viel.“ Auf seinen Fotografien, die in Kirchheim zu sehen sind, zeigt er die Schrecken des Krieges. Kulturdenkmäler vor der Zerstörung. Kinder, die in einem Wohngebiet auf einem Panzer spielen. „Das ist unsere schreckliche Wirklichkeit“, erinnert Alkhaldi an sein Heimatland. Davor dürften die Menschen in aller Welt die Augen nie verschließen.

Die Ausstellung ist bis 28. Mai zu sehen. Öffnungszeiten der Galerie im Kornhaus: dienstags bis freitags 14 bis 17 Uhr, samstags, sonntags und an Feiertagen: 11 bis 17 Uhr.
www.artists.de/foto-imad.html