Alexander Bek und Lorenza Lupatelli aus Filderstadt. Foto: oh Quelle: Unbekannt

Von Greta Gramberg

Partien gegen Italien in großen Meisterschaften sind für deutsche Männer und einige fußballbegeisterte Frauen stets besonders wichtige, weil nervenaufreibende Termine - bedeuteten sie in der Vergangenheit doch stets das Aus für die deutsche Nationalelf. Wenn dieses Ereignis ungewollt mit einem der wichtigsten Termine einer Beziehung zusammenfällt, bringt das den ein oder anderen Fan in die Bredouille. Zwei Paaren im Landkreis Esslingen geht das heute Abend so. Sie feiern ihre Hochzeit, während sich Jogis Truppe dem Angstgegner stellt. Fällt da die Wahl zwischen Romantik und Fußballfieber schwer?

Die Hochzeitsgesellschaft von Lorenza Lupatelli und Alexander Bek aus Filderstadt ist heute Abend in mehrfacher Hinsicht zwiegespalten. Zum einen können sich die Gäste zwischen Festsaal und Fußballgucken am kleinen Fernsehgerät an der Theke entscheiden. Zum anderen feuern die Brautleute und ihr Gefolge unterschiedliche Mannschaften an. Denn Lorenza Lupatelli, die bald Lupatelli-Bek heißt, hat einen italienischen Pass und sagt: „Mein Herz schlägt schon für Italien.“ Der 44 Jahre alte Bräutigam fiebert dagegen mit dem deutschen Team mit.

Doch egal wer am Ende mehr Tore schießt: „Wir werden nicht gleich die Scheidung einreichen“, verspricht Lupatelli. Die 40-Jährige selbst will hin und wieder einen Blick auf den Spielstand werfen und erlaubt das auch ihrem Angetrauten. Aber so fußballverrückt, dass es heute Abend die ganze Zeit vor dem Fernseher hängt, ist das Paar nicht. Ein bisschen Romantik muss schließlich sein. „Es ist trotzdem immer noch eine Hochzeit“, sagt Alexander Bek, der mit seiner Zukünftigen knapp zwei Jahren zusammen ist und sie auf dem Cannstatter Wasen kennengelernt hat.

Den 80 Gästen steht es aber offen, fern zu sehen oder nicht. „Es sind immer noch genug Frauen da, die mit uns auf der Tanzfläche rocken“, so Lupatelli. Angst, dass es zu Streit zwischen den zwei Fanlagern der Hochzeitsgesellschaft kommt, haben Bek und Lupatelli nicht. „Aber ich hoffe, die Italiener sind gute Verlierer“, sagt Bek im Scherz.

„Wir haben bei der Wahl des Termins überhaupt nicht daran gedacht, dass zu dem Zeitpunkt eine EM stattfindet“, sagt Tina Lechler aus Wendlingen. Auch sie und ihr Mann heiraten heute. Und obwohl beide nicht besonders fußballinteressiert sind, bauen sie extra eine Leinwand für das Länderspiel im Foyer vor dem Festsaal auf. Einige der Gäste hätten aber mit einem Augenzwinkern gefragt: Wie macht ihr das mit dem Fußballspiel?, erzählt die 36-Jährige. Und damit diese nicht in ein Café mit Public Viewing gleich gegenüber vom Festort verschwinden, hat das Paar vorgesorgt. Ein paar Sticheleien gegen die Deserteure werde sie sich aber nicht verkneifen können, so Lechler.

Tina und Stefan Lechler haben sich auf einer Abifeier 1999 kennengelernt. Auf die Frage, ob es zwischen ihnen Liebe auf den ersten Blick war, sagt Tina Lechler: „Ja, schon irgendwie.“ Den Anstoß, nach 16 Jahren den Bund der Ehe einzugehen, habe die gemeinsame Tochter gegeben, die mittlerweile 13 Monate alt ist. Der Antrag sei unter dem Weihnachtsbaum gemacht worden. „Ich weiß schon, was ich an meinem Mann habe“, sagt die 36-jährige Braut. Das Paar hat bereits standesamtlich geheiratet, heute ist kirchliche Hochzeit und Taufe der Tochter in einem.

Dass der festliche Anlass durch Meinungsverschiedenheiten der Fußballfans gestört wird, müssen die Wendlinger nicht fürchten: „Wir haben keine italienischen Gäste, insofern wird die heiße Diskussion ausbleiben“, ist sich Tina Lechler sicher.