Landratsamt Esslingen Foto: Bulgrin

Am Donnerstagabend, Punkt 19 Uhr, war für Landrat Heinz Eininger Weihnachten. Der Kreistag beschloss einstimmig, den Neubau des Esslinger Landratsamtes anzupacken. Auf die grundsätzliche Entscheidung folgen aber noch etliche Schritte. Zunächst wird eine Machbarkeitsstudie erstellt, die Raumbedarf, genauen Standort, Finanzierung und die Anforderungen an einen modernen Verwaltungsbau untersucht. Baubeginn könnte 2021 sein, Einweihung im Jahr 2025.

Von Roland Kurz
Auf 106 Millionen Euro wird der Neubau in der Wirtschaftlichkeitsuntersuchung des Büros Drees & Sommer geschätzt. Eine „Momentaufnahme“, sagt Eininger und warnt, sich an diese Zahl zu klammern. Vieles sei noch ungeklärt. Der konkrete Standort stehe noch nicht fest, man führe aber bereits Gespräche mit der Stadt Esslingen. Ziel ist jedenfalls die „Ein-Haus-Strategie“ am Standort Pulverwiesen, also neben dem 2009 eingeweihten Ergänzungsbau.
Denkbar wäre, die Fläche zwischen den Hausmeisterwohnungen am Hammerkanal und Altbau einzubeziehen. Ein wesentlicher Kostenfaktor sind laut Eininger eventuell nötige Interimsbauten. Wo arbeiten die mehr als 600 Beschäftigten, wenn der Altbau abgerissen wird und der Neubau an gleicher Stelle errichtet wird? Mietflächen in dieser Größenordnung sind schwer zu finden.
„Nicht zu großzügig“
Der Neubau muss größer werden als der Altbau, weil die Kreisverwaltung schon 120 Arbeitsplätze in einem Bürobau in der Esslinger Röntgenstraße angemietet hat und beide Gebäudeteile in den Pulverwiesen überbelegt sind. Im Bestandsbau sind derzeit rund 660 Arbeitsplätze eingerichtet, die Prognose geht von 725 Arbeitsplätzen Ende 2020 aus. Das sei „nicht zu großzügig bemessen“, schreibt der Landrat an die Arbeitsgruppe der Freien Wähler, die einen ganzen Fragenkatalog ausgearbeitet hatte. In der Etatdebatte hatte Eininger kürzlich gegenüber den Freien Wählern betont, seine Verwaltung zähle beim landesweiten Vergleich der Personalausstattung zu den sparsamsten. Die Neubaupläne wirken sich nicht auf den aktuellen Umbau des Plochinger Krankenhauses aus, in dem 280 Arbeitsplätze für Gesundheitsamt und Vermessungsamt eingerichtet werden.
Bei der Bedarfserhebung will man berücksichtigen, dass Home-Office-Modelle konsequent ausgebaut werden. Dabei geht es um die Teilbarkeit von Arbeitsplätzen, um den Beschäftigten die Kinderbetreuung zu erleichtern.
Bei der Planung müsse man auch die fortschreitende Digitalisierung im Blick haben, sagte Günter Riemer (FW). Beim Sitzungssaal sieht er Sparpotenzial, der müsse multifunktional werden. Ansonsten sehe er Weihnachten 2025 freudig entgegen, wenn das Gebäude fertig sei. Sieghart Friz (CDU) vermutet, dass ein neuer Verwaltungsbau in der Bevölkerung „nicht zum populärsten Projekt“ werde. Sachlich sei es jedoch gerechtfertigt. „Die Überbelegung zwingt zum Handeln.“ Und der erst 1978 erstellte Altbau sei bautechnisch, energetisch und bezüglich des Brandschutzes nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Es könne aber nicht sein, dass nochmals vier Millionen Euro als Sofortmaßnahme für Brandschutz in den Altbau gesteckt würden.
2027 auf der IBA glänzen
Ebenso wie Friz betonte Nicolas Fink (SPD), der Kreistag habe die richtige Reihenfolge gewählt: erst die Schulbauten und Sporthallen, dann das Landratsamt. Fraktionsübergreifend ist auch die Euphorie: Mit dem Neubau könne man 2027 bei der Internationalen Bauausstellung (IBA) in Stuttgart glänzen.
Im Unterschied zum Erweiterungsbau denkt die Kreisverwaltung nun nicht daran, das Gebäude über ein PPP-Modell (Public-Private-Partnership) zu bauen, zu finanzieren und zu betreiben. Man wolle selbst die Finanzierungskonditionen flexibel gestalten und die Verwaltung habe nun eigene Betreiberkompetenz. Vorgesehen sei, die Methode „Planen und bauen“ durch einen Generalunternehmer.
In einer launigen Rede regte Reinhold Riedel (Linke) an, wenn man schon das Lager vergrößere, möge man Kapazität für ein Weinlager vorhalten. Ein solches habe es ehemals in den Pulverwiesen gegeben. Das passt allerdings nicht zu dem von der CDU-Fraktion angemahnten obersten Planungsgebot: die Flächen verringern.