Ein Prosit auf die Schönheit: Fräulein Wommy zeigt sich stets in eleganten Kleidern und mit Kunststoffperücke. Foto: Geschwill Quelle: Unbekannt

Von Elisabeth Maier

In glitzernden Paillettenkleidern, die er selbst entworfen hat, macht Michael Panzer auf der Bühne eine gute Figur. Seit mehr als 30 Jahren schlüpft der studierte katholische Theologe und Germanist in die Rolle des schrägen Fräuleins Wommy Wonder. Die Travestie des Künstlers mit dem oberschwäbischen Akzent kommt nicht nur in der Region gut an. Inzwischen ist Wommy bei Auftritten in ganz Deutschland unterwegs. Bei Schmidts Mitternachtsshow auf der Reeperbahn in Hamburg tritt das schöne Fräulein mit den Plastikperücken und der dicken Schminke ebenso auf wie auf der kleinen Bühne im Brauhaus in Albstadt-Ebingen.

Ab Donnerstag, 28. Juli, präsentiert Wommy das neue Programm „Na sowas...“ in der Sparda-Welt beim Stuttgarter Hauptbahnhof. „Ich bin so was von aufgeregt“, verrät Michael Panzer, der in Nellingen lebt. Ihm reichten nachts wenige Stunden Schlaf, sagt der Künstler, der sich oft nach Mitternacht noch selbst um die Ticketbuchungen kümmert oder seine Facebook-Fanpost beantwortet.

Songs und Texte schreibt der Künstler selbst. Zwar kultiviert er da lustvoll Wommys loses Lästermaul, aber die Texte sollen auch politisch und gesellschaftskritisch sein. „Ich will die Zuschauer auf eine Achterbahnfahrt mitnehmen“, beschreibt Panzer sein Lachtheater. Allen Schlüpfrigkeiten zum Trotz, darf seine Kleinkunst auch gesellschaftskritisch sein.

Für eine tolerante Gesellschaft

Mit der Kunstfigur Wommy wirbt Michael Panzer für eine offene Gesellschaft, die Geschlechterrollen hinterfragt. Auch privat engagiert sich Panzer, der den Christopher Street Day in Stuttgart moderiert, für die Aidshilfe und für die Rechte Homosexueller. Zwar nerve ihn die „Gender-Debatte“, gibt er unumwunden zu, weil die etwas Verbissenes habe. Aber mit seiner Kleinkunst macht er sich für eine tolerante Gesellschaft stark, in der sich Menschen aus verschiedenen Kulturen begegnen und friedlich zusammenleben.

Wer den unkomplizierten Schwaben und Jeansträger mit dem Kurzhaarschnitt auf der Straße in Nellingen trifft, mag kaum glauben, dass er sich abends in die schöne Wommy verwandelt. An der Kunstfigur, die stets elegante Abendgarderobe trägt, feilt Panzer seit Jahren. Anfangs habe er die Kostüme noch selbst genäht, sagt Panzer, der im Keller seines Hauses in Nellingen einen riesigen Fundus hat. Inzwischen machen das aber Profis - seine aufwendigen Plastikperücken ebenso wie seine glamouröse Garderobe. Ihm ist es wichtig, seine Verkleidungskunst transparent zu machen. Das Abschminken gehört deshalb zu den Programmen ganz selbstverständlich dazu.

Seinen Sommergastspielen in der Stuttgarter Sparda-Welt fiebert Wommy geradezu entgegen, „weil ich da einen besonders engen Kontakt zum Publikum habe“. Nachmittags setzt er sich auch selbst an die Kasse, um mit den Besuchern ins Gespräch zu kommen. „Da erfahre ich, was die Leute bewegt“, sagt der Schwabe und lacht. Ob er sich da auch manchmal für seine zweite Kunstfigur, die urschwäbische Elfriede Schäufele, inspirieren lässt? „Sie schwätzt, wie ihr der Schnabel gwachsa isch.“ Während Wommy auch für ein norddeutsches Publikum nicht übersetzt werden muss, kann es da bei der wackeren Putzfrau, die einst im Chor von Gotthilf Fischer Volksweisen trällerte, schwierig werden. Hierzulande schüttelt sich das Publikum vor Lachen, wenn die wortgewandte Matrone mit Lockenwicklern und Kittelschürze sich über die englischen Royals oder über Nachbarn auslässt.

Dass Fräulein Wommy Wonder schon seit mehr als 30 Jahren beim Publikum ankommt, freut Michael Panzer. Nicht nur eingefleischte Fans, auch junge Zuschauer kommen immer wieder dazu. „In den Programmen will das Publikum Neues entdecken. Aber viele kommen auch, weil sie lieb gewonnene Figuren wiedersehen wollen.“ Dazu zählt Kaiserin Sissi, die Panzer mit viel Esprit selbst verkörpert. Aber auch seine Mitstreiter, die „exhumierte Pflegekraft“ Schwester Bärbel alias Marcelo Pivoto Bolter oder Tobias Beckar am Klavier sind aus den Programmen Wommy Wonders seit Jahren kaum noch wegzudenken.

Spieltermine

Die Premiere: Das neue Programm „Na sowas“ hat am Donnerstag, 28. Juli, um 19 Uhr in der Sparda-Welt am Stuttgarter Hauptbahnhof Premiere - gespielt wird dort bis 6. September (wechselnde Termine Anfangszeiten, die genauen Termine sind im Internet zu finden. Wommy Im Internet gibt es auch Karten: tickets@wommy.de

www.wommy.de

Auftritte mit Weggefährten: An den Tagen, die eigentlich spielfrei sind, tritt Wommy mit wechselnden Gästen und Weggefährten auf: Unter anderem kommt am 1. August der schwäbische Komödiant Winfried Wagner gemeinsam mit dem Comedy- und Gesangsduo „Hillus Herzdropfa“ (Beginn: 20 Uhr). Am Dienstag, 2. August, stehen Wulf Wager und die Bronnweiler Weiber mit dem Fräulein auf der Bühne. Am Dienstag, 23. August, 19.30 Uhr, kommt Wolfgang Seljé mit seinen schwäbischen Sinatra-Songs. Der Zauberweltmeister Julius Frack kommt am Dienstag, 6. September, um 20 Uhr zu Wommy.