Als Leiter der Wache auf dem Stuttgarter Flughafen hat Bernd Wiegratz ein breites Aufgabenfeld. Foto: Kaier Quelle: Unbekannt

Von Elisabeth Maier

Wenn zu Spitzenzeiten vor den Passagiergebäuden des Flughafens viele Autos in zweiter Reihe parken, stockt der Verkehr. „Dann geht auch hinten nichts mehr“, sagt Bernd Wiegratz. Der Leiter der Flughafenwache rät seinen Stauberatern zwar, einen kühlen Kopf zu bewahren, „aber da müssen wir eingreifen“. Die Abläufe müssen klappen. Aus der Sicht des 49-Jährigen sind die Autofahrer heute viel aggressiver als früher. Das gelte vor allem, wenn Passagiere schnell einen Flug erwischen müssten.

Die Stauberater mit ihren gelben Warnwesten sind wohl die auffälligsten Mitarbeiter im 40-köpfigen Team der Wache, die ihre Zentrale vor dem Terminal 1 hat. In Spitzenzeiten werden sie von Kräften einer Sicherheitsfirma unterstützt. Sie schreiben Autofahrer auf, die ihre Autos vor dem Passagiergebäude parken. Das tun sie, um nachprüfen zu können, wie lange jemand dort parkt. „Allein das sorgt bei manchen für Ärger“, sagt Wiegratz. Drei Minuten zum Be- und Entladen sind erlaubt, „und wir drücken mal ein Auge zu, wenn es etwas länger dauert“. Wer aber die Großzügigkeit missbraucht und gemütlich zum Kaffee trinken oder einkaufen geht, muss damit rechnen, abgeschleppt zu werden. Erst mal werden die Falschparker in den Terminals ausgerufen. Wer da nicht reagiert, riskiert Konsequenzen.

Der erfahrene Wachmann Wiegratz rät seinen Mitarbeitern, in aggressiven Situationen deeskalierend auf ihr Gegenüber einzuwirken. „Wenn man freundlich mit den Leuten spricht, nimmt man viel Luft raus.“ Allerdings müssten die Stauberater manchmal durchgreifen. Denn die Flughafenwache ist dafür verantwortlich, dass die Abläufe reibungslos klappen.

Mitarbeiter werden fortgebildet“

„Wenn es ganz brenzlig wird, greife ich selbst ein“, sagt der Chef. Bei Fluggästen, die mit Gewalt drohen, müsse manchmal die Landespolizei einschreiten. Das sei jedoch die Ausnahme. Meist bekomme sein Team die Lage selbst in den Griff. Damit die 37 Männer und 3 Frauen auch auf schwierige Situationen gut vorbereitet sind, bildet sie die Flughafengesellschaft regelmäßig weiter. „Für diesen Beruf braucht man eine dicke Haut“, nennt der 49-Jährige eine wichtige Grundlage für den Job, der im Dreischichtbetrieb organisiert ist. Wer die nicht habe und die Anfeindungen auf sich beziehe, gehe in der täglichen Arbeit unter.

„Zu uns kommen Menschen, wenn sie etwas verloren haben oder wenn sie in Panik sind“, sagt der Chef der Flughafenwache. Oft reagierten sie dann irrational. Bernd Wiegratz bringt seinen Mitarbeitern bei, ganz ruhig mit den Betroffenen nach Problemlösungen zu suchen. Auch der Schichtdienst sei für manche hart, denn die Flughafenwache ist rund um die Uhr besetzt.

Neue Mitarbeiter, die auf der Flughafenwache anfangen, teilt Wiegratz erst mal für den Innendienst ein. Denn es gibt viele Aufgaben, bei denen man nicht so viel mit Menschen zu tun hat. Dazu zählen Schließdienste ebenso wie die Verwaltung der Gegenstände im Fundbüro. Denn wenn auf dem Flughafen etwas verloren geht, landet es in den Lagerräumen der Flughafenwache. „Immer wieder haben wir traurige Kinder, die weinen, wenn sie ihr Stofftier verloren haben“, sagt Wiegratz.

Malbuch tröstet KInder

Den besonnenen Chef der Flughafenwache rühren solche Momente, „wenn man den geliebten Teddy dann wieder zurückgeben kann“. Immer wieder müsse er die Kinder aber enttäuschen, wenn die Spielsachen nicht mehr auftauchen. „Für diese Fälle versorgt uns die Pressestelle mit Malbüchern oder Flughafen-Mützen“, bemerkt er augenzwinkernd. Das tröste die Kleinen meist über den Verlust weg.

Wer bei der Sicherheitskontrolle Gegenstände nicht mit ins Flugzeug nehmen darf - etwa Batterien oder spitze Gegenstände, darf diese bei der Flughafenwache aufbewahren. „Die Passagiere dürfen das dann zu uns auf die Wache bringen“, sagt Wiegratz. Dort werden die Gegenstände gegen eine Gebühr einige Wochen aufbewahrt. Das gilt auch für sperriges Gepäck wie Surfbretter oder Schlauchboote. Dafür sind die Schließfächer am Flughafen zu klein. Wer den Vorabend-Check-In nutzen möchte und die Sachen gleich da lassen will, hat die Möglichkeit, sie auf der Wache zwischenzulagern.