Das geschnippelte Gemüse kommt mit dem Hackfleisch in die Pfanne. Lehrerin Saskia Keller erklärt die Arbeitsschritte geduldig. Quelle: Unbekannt

Von Elisabeth Maier

Zucchini, Paprika und Tomaten schneiden die Kinder der Anne-Frank-Förderschule in Wendlingen ganz klein. Sehr konzentriert sind die Jungen und Mädchen bei der Sache. Denn sie kochen heute für 40 Mitschüler und für ihre Lehrer. „Das gehört bei uns zum pädagogischen Programm“, sagt Bernhard Seitzer. Der Rektor der Förderschule, der auch selbst manchmal mit den Jungen und Mädchen kocht, sieht da schöne Erfolge. „Wenn die anderen zeigen, dass es ihnen schmeckt, ist das gut für das Selbstvertrauen.“ Und gerade da hätten seine Schüler manchmal schon Defizite.

In der Schulküche ist davon allerdings nichts zu spüren. Sandrine und Alina gehen mit einem Messerchen in den Schulgarten, um Kräuter für den Salat zu ernten. „Zitronenmelisse und Schnittlauch müssen da rein“, sagt Sandrine. Vorsichtig schneidet sie die feinen Lauchröhrchen ab. Dann setzt Alina die Schneide an den Stängeln der Zitronenmelisse an, die schon etwas holzig sind. Die Küchenkräuter haben die Kinder selbst gepflanzt. Kartoffeln haben die Schüler auch angebaut. „Wir ernten da den ganzen Sommer“, sagt Alina. Der Sonderpädagogin Saskia Keller ist es sehr wichtig, „dass die Kinder mitbekommen, wie man gesund kocht“. In vielen Familien gebe es eher Fertiggerichte. Da will die Lehrerin Impulse geben.

Jeder Schritt wird erklärt

Deshalb hat sie eine Gemüsepfanne mit Hackfleisch und Reis auf den Speiseplan gesetzt. In der kleinen Küche gibt es einen Arbeitstisch und den großen Herd. Geduldig erklärt die Pädagogin den Kindern jeden Schritt, der zu tun ist. Aber man spürt, dass sie sich gut auskennen. Viele greifen schon selbst zu Brettchen und Messer, wenn sie das Gemüse sehen, und schnippeln einfach drauf los. Erst wird das Gemüse zerkleinert. Dann wird das Hackfleisch mit Zwiebeln in der Pfanne angebraten. Der Duft kitzelt in der Nase. Nach und nach kommt dann das Gemüse dazu.

Einige Schüler putzen schon mal den Eissalat. Wichtig ist, dass die Blätter gut gewaschen werden. Alina häckselt die Kräuter klein. „Fein schmeckt es am besten“, findet sie. Dann streut sie die Masse auf den Salat. Sandrine rührt Joghurt und Quark mit frischen Himbeeren an, denn auch ein Nachtisch steht in der Anne-Frank-Schule auf dem Speiseplan.

Saskia Keller ist stolz auf ihre Schüler, „denn sie arbeiten jetzt immer öfter selbstständig“. Die erfahrene Pädagogin, die in Köngen lebt, greift nur dann ein, wenn ein Kind mal nicht weiter weiß. Das Kochen ist für sie ein ganz wichtiger Bestandteil des Unterrichts, denn da könne man soziale Kompetenzen einüben. Auch beim Eindecken der Biertische, die im Foyer stehen, beweisen die Kinder viel Geschick. Teller, Gläser und Besteck kommen auf den Tisch. Nach und nach trudeln dann die Mitschüler und die Lehrer ein.

Auch die Essensausgabe übernehmen die Schüler selbst. Saskia Keller zeigt ihnen, wie man ganz einfach mit einer Tasse ein Reistürmchen ausstechen kann. „Das sieht einfach schön aus.“ An den Tischen wird dann gegessen und gemütlich über den Schulalltag geplaudert. „Montags machen wir unseren Kiosk auf“, sagt Sarah, eine der älteren Schülerinnen. In der Förderschule sind die Klassen altersgemischt. So lernen die Kleinen von den Großen - und auch umgekehrt. Den Kiosk betreiben die älteren Schüler, denn dies ist fast so etwas wie eine Firma.

Einkauf und Abrechnung haben die Jugendlichen von ihren Lehrern gelernt, jetzt arbeiten sie auch da relativ selbstständig. Was steht im Kiosk auf dem Speiseplan? „Wir machen zum Beispiel Pizzabrötchen oder etwas anderes, das uns schmeckt“, sagt Sarah. Und ihre Mitschülerin Nadine betont, dass da ganz schön viel los sei, wenn alle in der Mittagszeit kommen und etwas kaufen wollen. Vor allem müsse man zuverlässig sein und den Kiosk gut vorbereiten, sagt Sarah: „Die Mitschüler verlassen sich darauf, dass man da was einkaufen kann.“ Auf dieses Projekt ist auch Rektor Bernhard Seitzer sehr stolz. So würden die Schüler aufs Berufsleben vorbereitet und lernten früh, Verantwortung zu tragen. Aber das ist für Sarah nicht alles: „Es macht richtig Spaß.“