Architekt Andreas Barth setzt bei der Wohnungseinrichtung auf Purismus - ebenso wie in der Kunst. Auf dem Foto zu sehen sind Stücke der Feuerserie: Die schwarzen Felder des Schachbretts „Spiel mit dem Feuer“ hat Barth ausgebrannt als Metapher für das Handeln mancher Machthaber. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

„Bei mir ist es oft so: Ich gucke Nachrichten und habe das Gefühl, ich muss dazu was machen.“

Von Greta Gramberg

Auch die Kunst muss sich alltäglichen Zwängen beugen. Andreas Barth vom Hochbauamt der Stadt Plochingen kann davon ein Lied singen. In den vergangenen Jahren wurde sein Skizzenbuch mit Ideen für neue Bilder und Objekte immer voller - die Umsetzung musste aber bis vor kurzem auf sich warten lassen. Nun stellt der 36-Jährige in der Galerie der Stadt Plochingen aus. In seiner Schau „ich, Du, wir“ sind auch einige neue Kreationen zu sehen.

„Bei mir ist es oft so: Ich gucke Nachrichten und habe das Gefühl, ich muss dazu was machen“, sagt der Architekt. Seine Arbeiten haben immer einen politischen oder gesellschaftlichen Bezug, die Bedeutung erklärt sich meist aus den Werken und ihren Titeln selbst. Da hängt etwa das erst zwei Monate alte Bild „Propaganda“, auf dem schemenhaft die Köpfe aktueller Staatschefs zu sehen sind, die zuletzt häufig in den Medien auftauchten. Dagegen ist die Idee zu einem seiner würfelförmigen Objekte mit dem Titel „Danke Bangladesh“ schon älter als die kürzliche Umsetzung. Es weist auf die Ausbeutung in der Kleidungsindustrie hin, die vor einigen Jahren mit dem Einsturz einer Fabrik in Bangladesh in den Medien Thema war.

Auch für Verständnis für Flüchtlinge, mehr Mut zur eigenen Meinung oder das Hinterfragen des eigenen Tuns wirbt Andreas Barth mit seiner Kunst. Dabei setzt er verschiedene Materialien wie Nägel, Scherben oder Stoff ein - selten sind die Werke dabei farbenfroh. „Ich bin halt niemand, der bunte Farben zusammen malt und frohe Empfindungen zeigen will“, erklärt der 36-Jährige. Er mache vieles, um dem Betrachter einen Sachverhalt bewusst zu machen. „Ich sehe aber nicht in allem nur das Negative“, betont Barth.

Seine Werke zu digitalen Errungenschaften, weisen etwa darauf hin, dass diese mit Vorsicht zu genießen sind, weil wir Spuren im Internet hinterlassen. Doch der Künstler ist dennoch Realist, hat selbst ein Smartphone und nutzt die Vorteile der neuen Technik. Seine Serie mit sogenannten QR-Codes, die er auf eigene Urlaubsbilder gelegt hat, ist etwa am PC entstanden, als Barth mit einem kaputten Knie nicht ins Atelier konnte. Wenn der Ausstellungsbesucher ein Smartphone mit einem Programm besitzt, das diese Codes entschlüsseln kann, kann er bei einigen der Bilder herausfinden, wo sie aufgenommen wurden.

Bei aller Botschaft sind die Werke Barths aber auch auf eine schlichte Weise dekorativ. „Ästhetik ist auch wichtig“, sagt der Architekt, der seine Werke auch in der eigenen Wohnung aufhängt. Seine Inneneinrichtung sei sehr dezent und zurückhaltend wie seine Kunst, erzählt der 36-Jährige. „Ich bin bei der Einrichtung der Meinung, dass Farbe sowieso durch die Nutzung kommt.“ Mit Kindern - Barth hat eine zweieinhalb Jahre alte Tochter - sei es etwa schwierig, eine puristisch durchdesignte Wohnung zu haben. Wegen des Mädchens sind zudem keine Kunstwerke mit gefährlichen Materialien wie Nägeln möglich. Weil er lange Zeit kein Atelier hatte, hat Andreas Barth auch aus diesem Grund mit der Kunst pausiert.

Der Ort seiner Schau, die Galerie der Stadt Plochingen, ist übrigens nach Barths Geschmack - obwohl er an dem Projekt, das vor eineinhalb Jahren eröffnet wurde, als Mitarbeiter des Hochbauamts nur während einer Urlaubsvertretung beteiligt war. „Man hat aus dem Grundstück das Beste gemacht“, sagt er. Nach der Ausstellung will der 36-Jährige sein Künstlerdasein vorerst auf Eis legen und sich wieder mehr auf die Familie konzentrieren: „Die Zeit vor einer Ausstellung ist auch mit Stress verbunden“, erklärt er.

Die Ausstellung „ich, Du, wir“ wird heute um 19.30 Uhr eröffnet. Bürgermeister Frank Buß hält das Grußwort, Kunsthistoriker Markus Golser führt in die Schau ein. Sie ist bis 27. August in der Galerie der Stadt Plochingen, Marktstraße 36, zu sehen. Geöffnet ist Montag bis Freitag, 10 bis 17 Uhr und Samstag bis 14 Uhr.