Die alte Linde an der Berkheimer Brunnenstraße ist nicht mehr zu retten. Am Stamm sind schon große Teile der Borke abgestorben. Eine Kaiserlinde soll nun für Ersatz sorgen. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Christian Dörmann

Die Gewinner des Ehrenamtspreises 2016 „Starke Helfer“ stehen fest - und selten ist es der Jury so schwer gefallen, unter den eingegangenen Bewerbungen zu entscheiden. 25 Einsendungen waren es am Ende und eigentlich hätten alle ehrenamtlichen Projekte einen Preis verdient. Gleichwohl haben die Juroren eine Auswahl getroffen und sich auf sieben Preise geeinigt, mit denen in zwei Fällen allerdings gleich mehrere Initiativen ausgezeichnet werden.

„Zusammen leben ohne Grenzen“ lautete in diesem Jahr das von der Stiftung Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen und von der Eßlinger Zeitung vorgegebene Schwerpunktthema. Und so war es angesichts der aktuellen Situation nicht verwunderlich, dass die Betreuung von Flüchtlingen die Ausschreibung beherrscht hat. Aber wie will man beispielsweise das Engagement der Unterstützer- oder Arbeitskreise bewerten, die sich in vielen Gemeinden und in den Esslinger Stadtteilen geradezu vorbildlich um Menschen kümmern, die zu uns kommen? Leistet die eine Gruppe eine wertvollere Arbeit als die andere? Die Jury konnte und wollte solche Unterscheidungen nicht treffen und hat sich deshalb dafür entschieden, alle Unterstützerkreise, die sich beworben haben, in einer gemeinsamen Preiskategorie zusammenzufassen.

Hilfe in vielen Bereichen

Es sind dies der Arbeitskreis Asyl Deizisau, der Denkendorfer Betreuungskreis Flüchtlinge, das Lokale Bündnis für Flüchtlinge Plochingen, die Initiative Willkommen in Neuhausen (WiN), der Freundeskreis für Flüchtlinge Wernau, der Esslinger Unterstützerkreis Hegensberg-Liebersbronn „Hilfe auf dem Berg“, der Arbeitskreis Miteinander Bürgerengagement für Asylsuchende Esslingen Innen-/Weststadt und die Esslinger Initiative „Zell hilft“.

Auch in einem anderen Fall tat sich die Jury schwer, die Leistung eines Bewerbers über die eines anderen zu stellen. Es geht um die Flüchtlingsmannschaft Werner Sportfreunde und um die Fußballabteilung der Sportvereinigung 1845 Esslingen, die nicht erst in jüngster Zeit den Sport als verbindendes Glied zwischen Nationen, Kulturen und Religionen erfolgreich nutzen. Beide Projekte hat die Jury deshalb ebenfalls in einer Preiskategorie zusammengefasst.

Bleiben also noch fünf weitere Preise, die an Einzelpersonen vergeben werden. Das betrifft den Sicherheitsbeauftragten Michael Zilske, der sich in Deizisau mit Herz und Seele vor allem um junge Flüchtlinge kümmert. Das betrifft aber auch den Esslinger Elektromeister Hans Rapp, der viele Asylsuchende ausbildet. Weitere Preisträger sind Brunhilde Burgmann aus Esslingen, die mehr als 20 Jahre ehrenamtliche Flüchtlingsarbeit geleistet hat, Babette Ulmer aus Esslingen mit ihrem Kulturprojekt United Unicoms und Uwe Doleski aus Esslingen, dem keine Mühe zu groß ist, Menschen aus der Türkei oder aus Afghanistan zu helfen.

Während der nächsten Wochen wird die EZ alle sieben Preisträger im Rahmen einer Serie vorstellen, damit die Öffentlichkeit ein Bild davon erhält, in welch vielschichtiger Weise sich Ehrenamtliche für Menschen einsetzen, die oft aus schwierigsten Situationen zu uns kommen. Sie verkörpern das Motto „Zusammen leben ohne Grenzen“ vorbildlich und stehen so auch für viele andere, die in ihrer Freizeit und ohne Lohn etwas tun, um zu helfen.

Abschlussfeier am 16. November

Im Oktober wird sich die Jury dann erneut treffen, um darüber zu entscheiden, welcher der sieben Preisträger ganz oben auf dem Treppchen steht oder ob sich gar mehrere Gewinner einen Spitzenplatz teilen. Dem Gremium gehören neben dem Landrat und Schirmherrn des Ehrenamtspreises, Heinz Eininger, der Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen, Burkhard Wittmacher, sowie EZ-Verlegerin Christine Bechtle-Kobarg und EZ-Chefredakteur Gerd Schneider an. Das Ergebnis der Jurysitzung wird sodann bis zum 16. November geheim gehalten. An diesem Tag findet die feierliche Abschlussveranstaltung für den diesjährigen Ehrenamtspreis statt und erst dann soll bekannt werden, wie sich die Siegerplätze und die Preissumme verteilen.

Die Gewinner der Endrunde haben noch die Chance auf eine weitere Auszeichnung. Ihre Unterlagen werden an den Deutschen Bürgerpreis weitergeleitet. Bei diesem bundesweiten Wettbewerb für das Ehrenamt haben Projekte aus dem Landkreis Esslingen immer wieder Preise geholt.

Diese Projekte und Personen werden ausgezeichnet

Betreuungskreise: Acht Betreuer- und Unterstützerkreise erhalten eine gemeinschaftliche Auszeichnung. Der Arbeitskreis Asyl Deizisau fördert die Integration der „Neuankömmlinge“ in der dörflich geprägten Deizisauer Gesellschaft. Der Denkendorfer Betreuungskreis Flüchtlinge hat unter anderem mit dem Begegnungscafe MoCa eine Stätte geschaffen, in der Bürger und Flüchtlinge ungezwungen in Kontakt kommen. Das Lokale Bündnis für Flüchtlinge Plochingen bietet neben vielen anderen Dingen Sprachförderung und Hausaufgabenbetreuung an. Die Initiative Willkommen in Neuhausen (WiN) sorgt neben anderen Leistungen für eine regelmäßige medizinische Betreuung. Der Freundeskreis für Flüchtlinge Wernau setzt einen seiner Schwerpunkte auf die Vermittlung von Flüchtlingen in Arbeit. Miteinander, das Bürgerengagement für Asylsuchende Esslingen Innen-/Weststadt, führt Flüchtlinge auch an soziales Engagement wie die Vesperkirche in Esslingen heran. Die Initiative Hilfe auf dem Berg in Esslingen Hegensberg-Liebersbronn macht Angebote auch im Bereich Sport, Kunst und Kultur. Die Initiative Zell betreibt unter anderem eine gut funktionierende Kleiderkammer.

Integration durch Sport: Bei diesem Thema teilen sich zwei Bewerber einen Preis. Die Fußballabteilung der Sportvereinigung 1845 Esslingen engagiert sich nicht erst seit der aktuellen Situation für die Integration von Menschen, die zu uns kommen. Spieler aus Griechenland, der Türkei, Serbien, Italien, Rumänien, Afghanistan, Eritrea, Gambia und Nigeria spielen erfolgreich in den Mannschaften des Vereins. Die Wernauer Sportfreunde fördern mit ihrer Flüchtlingsmannschaft ebenfalls sportliche Talente aus unterschiedlichen Ländern und bringen ihnen das Vereinsleben in ihrer Stadt näher.

Michael Zilske: Der Sicherheitsbeauftragte tut weit mehr als nur dafür zu sorgen, dass es in Deizisau mit den Flüchtlingen möglichst wenig Probleme gibt. Michael Zilske bindet junge Männer ins Alltagsgeschehen ein, etwa im Garten oder im Haus. Seit er an der Sirnauer Straße tätig ist, hat es dort keinen Polizeieinsatz mehr gegeben.

Hans Rapp: Der Elektromeister aus Esslingen engagiert sich für viele soziale Projekte und reist auf eigene Kosten nach Afrika, um dort zu helfen. In seinem Betrieb bildet er Migranten aus.

Brunhilde Burgmann: Seit mehr als 25 Jahren ist die Frau auf ganz unterschiedliche Weise ehrenamtlich in der Flüchtlingsarbeit tätig.

Babette Ulmer: In der von ihr gegründeten Kulturgruppe United Unicorns arbeiten bis zu 20 geflüchtete junge Männer im Kulturzentrum Dieselstraße in Esslingen, das ihnen ein Stück Heimat geworden ist.

Uwe Doleski: Mit großem persönlichen Engagement hilft der 75-Jährige Menschen aus ganz unterschiedlichen Ländern bei der Bewältigung ihres Alltags.