„S. T. A. Y.“ heißt dieses Bild, eine Szene aus dem Film „Interstellar“, die Lloyd Marquart detailgenau gemalt hat. Quelle: Unbekannt

Von Petra Pauli

Lloyd Marquart ist gerade mal 16 Jahre alt. Aber er zeichnet und malt wie ein großer Meister, neuerdings auch ganz klassisch mit Ölfarben auf Leinwand. Angefangen hat der Wernauer aber mit Mangas. Das sind japanische Comics, in der zart gezeichnete Mädchen und Jungs über magische Kräfte verfügen. Bekannt gemacht hat diesen Stil zuletzt die glücklose deutsche Kandidatin zum Eurovision Song Contest, deren Aussehen von typischen Manga-Elementen geprägt ist: niedliches Kindchenschema, große Augen dank dickem Lidstrich, opulenter Kopfschmuck, kunterbunte Kleidchen, schwarzer Haarschopf. Trotzdem hat Lloyd Marquart mit der Sängerin Jamie Lee so gar nichts am Hut.

Bereits mit zwölf Jahren hatte der Schüler, der im G8-Zug des Gymnasiums Plochingen eine Klasse übersprungen hat, zwei Manga-Bücher veröffentlicht, in denen die Heldin Chiyo ums Leben kommt und ihre Seele dann gegen das Böse kämpfen muss. Im zarten Alter von einem Jahr hat Lloyd einen Affen gemalt, der auch als solcher zu erkennen war. Wann immer er Zeit hat, malt oder zeichnet er. „Ich bin einer, der ständig alles vollkritzelt“, sagt er verschmitzt. Einen Kurs hat der Jugendliche nie besucht, er kann’s einfach. Wenn er doch mal nicht weiter weiß, holt er sich Tipps im Internet. Hier klickt er sich durch und schaut sich die Bilder namhafter Künstler an. Beeindruckt ist er zur Zeit von van Gogh. Auch alle japanischen Künstler gefallen ihm. „Die sind so elegant“, sagt Lloyd, der ab und zu auch reale Museen wie die Staatsgalerie Stuttgart besucht. Die Kunst hat er in den Genen: Sein Großvater hat Ölbilder gemalt, dessen uralte Farben braucht sein Enkel heute auf. Die Eltern sind freiberufliche Jazzmusiker. Auch Lloyd kann hervorragend Klavier spielen, aber an dem Flügel, der das Wohnzimmer der Familie dominiert, nimmt er nur noch selten Platz. „Sein Herz gehört eben der Malerei“, sagt seine Mutter und Musiklehrerin Ellen Marquart mit leichtem amerikanischen Zungenschlag. Was sich ihr Sohn vornimmt, schafft er scheinbar spielend. Zurzeit lernt Lloyd mit einem Internetkurs Japanisch. 700 Schriftzeichen beherrscht er, rund 1200 sind nötig, um sich im Alltag einigermaßen unterhalten zu können. „Ich arbeite dran“, sagt er und lächelt. Ein bisschen Zeit hat er noch: Erst in den Sommerferien macht er eine dreiwöchige Sprachreise nach Tokio.

Nur mit seinem dritten Manga-Band mit einer neuen Hauptfigur kommt er nicht weiter. Gut 100 fein mit Bleistift gezeichnete Seiten liegen vor Lloyd auf dem Esstisch in seinem Elternhaus in Wernau - aber auch wenn zwei Drittel fertig sind, wird die Arbeit wohl unvollendet bleiben. „Ich habe einfach etwas den Reiz an der Geschichte verloren“, sagt Lloyd. Auch wenn er eher mit dem Text als mit den Bildern unzufrieden ist, hat er sich doch auch künstlerisch weiterentwickelt, hat Leinwand und Ölfarben für sich entdeckt. Ein Impuls dafür war ein Berufsorientierungspraktikum, kurz Bogi, das er in der Bühnenmalerei des Stuttgarter Staatstheaters absolviert hat. Danach hat er überlegt, ob er hier tatsächlich einsteigt, aber seine Chefin hat sein Talent wohl erkannt - und ihm abgeraten: Er müsse sich als Bühnenmaler zu sehr an Vorlagen halten. Jetzt schwebt ihm vor, nach dem Abitur Freie Kunst zu studieren. Immerhin hat er über das Theater Kontakt zu einer Künstlergruppe bekommen, mit der er sich einmal in der Woche in Stuttgart zum Aktmalen trifft. Derzeit bereitet der 16-Jährige seine erste Ausstellung vor. Von den 35 Künstlern, die Anfang Oktober im Kunstverein Weissach bei Leonberg ausstellen, wird er der Jüngste sein. Der Kurator ist vor allem an seiner digitalen Malerei interessiert. Denn Lloyd Marquart arbeitet viel mit einem Grafiktablet. Die Strichführung und die Konturen müssen genauso gekonnt ausgeführt werden wie mit Pinsel oder Bleistift. Oft kombiniert er auch die herkömmliche Technik mit der elektronischen. Der Computer nimmt ihm die Arbeit also nicht ab, aber er hat den Vorteil, dass man alles beliebig oft rückgängig machen kann. Und die Farbe geht auch nie aus.

www.lloydmarquart.de