Gerald Nadebor hat viele neugierige Zuschauer, wenn er den Eckturm als Zinnfigur gießt. Foto: Dietrich Quelle: Unbekannt

Von Peter Dietrich

Die Legierung ist giftig. Sie enthält 60 Prozent Zinn, etwas Antimon und knapp 40 Prozent Blei. Wer den fertig gegossenen Eckturm des ehemaligen Römerkastells anfasst, sollte sich also danach die Hände waschen. Ist das Wahrzeichen von Köngen aber angemalt, macht das Anfassen nichts mehr aus. Wie schön er angemalt aussieht, zeigten drei Muster, die Gerald Nadebor vom Verein Klio Baden-Württemberg gefertigt hat. Erstmals wurde der Eckturm, in Zinn gegossen. Am Internationalen Museumstag trafen im Römerpark in Köngen Geschichte auf Hightech.

Wie lange er für das Herstellen der Gussform - sie besteht aus zwei Schieferplatten - benötigte, hat Nadebor nicht gestoppt, schließlich ist das sein Hobby. Doch er schätzt so zehn bis zwölf Stunden. Der Gravur ging eine Zeichnung voraus. Das Problem dabei: Ein Maler kann perspektivisch malen, der Zinnguss ist jedoch flächig. Also müssen Zinngießer für eine ansprechende Wirkung ein wenig schummeln.

Viele kleine und große Zuschauer schauten Nadebor bei der Arbeit zu. Zuerst pinselte er die vorgewärmte, etwa handwarme Gussform mit Talkum ein, dann hat er gegossen, je nach Figur mit 350 bis 420 Grad Celsius. Erkaltet war der Turm schnell, nach zwei oder drei Minuten war der Gussvorgang abgeschlossen. Für die Kinder hatte der Verein fertig grundierte Ecktürme vorbereitet, denn zum Anmalen wurden Wasserfarben verwendet. Zum Schluss kam Schutzlack drüber. Ein Profi würde Öl- oder Acrylfarben benutzen, damit lässt sich feiner arbeiten.

Bei den Zinngießern gibt es ganz verschiedene Fraktionen: Die einen sammeln die gegossenen Figuren, so wie sie sind, andere malen sie liebevoll an, wieder andere bauen mit ihnen ganze Schaubilder. Dabei gibt es alles, vom Dinosaurier bis zum Astronauten. Der Trend gehe zu qualitativ hochwertigen Figuren, erklärten die Mitglieder von Klio, die mit einer ganzen Gruppe nach Köngen gekommen waren. Vorher werde sauber recherchiert, denn bei historischen Figuren solle die Kleidung korrekt der Zeit entsprechen. Bei Schaubildern müsse auch die Umgebung stimmen, etwa die Gebäude. Heute sei nicht mehr die Riesenaufstellung mit Tausenden Figuren gefragt, sondern eher das Kleindiorama. Irgendwann solle das Ganze auch mal fertig sein.

Wie das früher bei den Römern war, lernten die Zuhörer bei einem Vortrag von Michaela Köhler. Welche Bedeutung eine Stadt bei den Römern hatte, hing nicht von ihrer Größe und Einwohnerzahl ab, sondern von ihrem Rechtsstatus wie etwa Civitas oder Munipicio. Separate Straßen für den schnellen und langsamen Verkehr sind keine Erfindung der Neuzeit, das hatten bereits die Römer. Eine Art Zebrastreifen ebenfalls. Sie bestanden aus Steinen, die aus der Straße hervorstanden. Das war nötig, denn die Tiere und Menschen hinterließen so manches auf der Straße. Ein einfacher Wagen kam am Tag etwa 80 Kilometer weit, die Post mehr als 200 Kilometer.

Hightech war in den Pfeilen und Bogen zu finden, die die Köngener Firma Cojote fürs Bogenschießen zur Verfügung stellte. Die Bogen enthielten Glasfaser, die Pfeile bestanden ganz daraus. „Wenn so ein Pfeil bricht, gibt er keine Splitter“, sagte Jochen Hintz. So ein Bogen zähle als Sportgerät, aber eigentlich sei er eine Waffe. Doch Hintz, der auch Höhlentouren, 24-Stunden-Naturereignisse und Survival anbietet, passte routiniert auf. Nur sein Schild nahm er nicht ganz ernst. Auf diesem stand zwar „Vier Schuss ein Euro“, doch Hintz zählte extrem zugunsten der Kinder. So waren beim Bogenschießen schnell Fortschritte zu vermelden. Zuerst erreichte der Pfeil des kleinen Paul noch nicht die Zielscheibe, später landete drei Treffer. „Die Kinder stellen sich oft besser an als die Erwachsenen“, stellte Hintz fest.