Klein aber fein: 23 Sitzplätze hat „s‘ Kinole“ in Weilheim. Die Mitglieder haben die Räume mit großem Engagement umgebaut. Foto: Jacques Quelle: Unbekannt

Von Bianca Lütz-Holoch

Weilheim hat wieder ein Kino - oder besser gesagt ein „Kinole“. So haben die Mitglieder des Kino- Kunst und Kulturvereins ihr neues Filmtheater getauft. Das ist mit 23 Sitzplätzen zwar klein, hat aber alles, was ein richtiges Filmtheater braucht - vom Popcorn bis zu den roten Sesseln.

„Wir verstehen uns als Plattform rund ums Thema Film“, fasst es Marc Schindel, Vorsitzender des Vereins, zusammen. Der zweite Vorsitzende Jens Reichardt ergänzt: „Auf keinen Fall wollen wir in Konkurrenz zu den anderen Filmtheatern in der Umgebung treten.“ Dazu sei der junge Verein auch gar nicht in der Lage - weder personell noch finanziell.

Was nun dabei herausgekommen ist, kann sich aber mehr als sehen lassen - und besetzt eine ganz neue Nische. „Wir haben Filmteams gebildet, die für bestimmte Genres zuständig sind und regelmäßig entsprechende Kinoabende organisieren“, sagt Schriftführerin Sabine Reich. So gibt es Kinderkino und Jugendkino, Männerkino und die „Ladies‘ Night“, Krimiabende, Kultkino und die „Goldie Oldies“ für Senioren.

Cocktails zum mexikanischen Film

Sechs öffentliche Filmvorführungen sind für April angesetzt, im Laufe der Zeit sollen es mehr werden. „Wir sind offen für alles“, betont Jens Reichardt. Schon jetzt sprühen die Mitglieder vor Ideen: „Wir können uns vorstellen, den Film ,Chocolat‘ zu zeigen und dazu eine Pralinen-Verkostung anzubieten“, sagt Marc Schindel. Zu einem mexikanischen Film gab es Fingerfood und Cocktails, ein James-Bond-Streifen könnte von Wodka-Tasting begleitet werden. Ein besonderes Angebot, das „s‘ Kinole“ macht, sind Privatvorführungen. „Wir haben viele Anfragen für Kindergeburtstage“, sagt Reichardt. Auch abends kann der Raum für private Feiern, Firmen- oder Vereinsveranstaltungen gebucht werden - allerdings immer mit dem Thema Film im Mittelpunkt.

Dass der Verein so schnell eine Bleibe fand - nachdem klar wurde, dass der alte Kinosaal der Schloss-Lichtspiele nicht mehr genutzt werden kann -, dafür sorgte Beisitzerin Adelheid Metzger: Sie und ihr Mann beschlossen, die Räume, in denen sich ihr Malergeschäft früher befand, an den Verein zu vermieten. Zwischen Weihnachten und Neujahr wirbelten die Mitglieder, um den Laden umzugestalten: Sie schlugen Wände raus, entfernten die Kassettendecke, nähten Vorhänge, bauten mobile Podeste für die Sitze und eine kleine Bühne. Von Michael Holz‘ Stadtkino in Kirchheim bekam der Verein Kinosessel, das Weilheimer Küchenstudio Kleinbach baute eine Bar.

Lizenzen als Herausforderung

Mit einigen Handicaps hat der Verein immer noch zu kämpfen. „Die größte Herausforderung sind die Lizenzen“, sagt Marc Schindel. Gangbarer Weg für einen kleinen Verein war die so genannte Schirmlizenz. „Zwar können wir damit beliebig viele Filme größerer Verleiher zeigen“, sagt Schindel. Aber es gibt auch massive Einschränkungen: „Wir dürfen keine Eintrittspreise verlangen.“. Um die Kasse zu füllen, sei der Verein deshalb auf Spenden und Sponsoren angewiesen. Außerdem ist direkte Werbung nicht erlaubt. „Wir dürfen unsere Veranstaltungen nicht mit den Filmtiteln ankündigen, sondern müssen sie umschreiben“, so Schindel. Auch der Filmauswahl sind Grenzen gesetzt, weil nur Streifen bestimmter Studios gezeigt werden dürfen. „Alles andere können wir nicht zeigen - noch nicht“, sagt Reichardt. Er arbeitet daran, weitere Lizenzen zu ergattern und Kooperationen zu besiegeln, etwa mit dem Deutschen Filminstitut oder auch der Kreismedienstelle.

Offene Türen im „Kinole“ am Kirschblütentag

Der Verein: „Kino Kunst Kultur“ in Weilheim wurde im August gegründet. Er hat 50 Mitglieder und hofft auf Zuwachs. Angestoßen worden war die Gründung mit der Innenstadtoffensive. Das Ziel ist, mit einem Kino für mehr Leben im Ort zu sorgen.

Hintergrund: Die Pläne, den alten Kinosaal der Schloss-Lichtspiele zu nutzen, scheiterten. Grund dafür ist ein Wasserschaden. Ein mobiles Kino wäre zu teuer geworden.

Tag der offenen Tür: Das neue Filmtheater „s‘ Kinole“ in der Häringer Straße 10 ist das Herzstück des Vereins. Einen Tag der offenen Tür gibt es zum Kirschblütentag am Sonntag, 10. April. Beginn: 11 Uhr.

Pläne: Obwohl der Verein nun einen Kinosaal hat, will er auch weiterhin kulturelle Veranstaltungen an anderen Orten organisieren. 2015 hatte es ein „Dîner en Blanc“, ein Picknick in Weiß, vor der Peterskirche gegeben. Das Filmprogramm und Informationen finden Interessierte auf der Internetseite www.dreikw.de. Der Verein hat darüber hinaus einen Facebook-Auftritt unter facebook/dreikw.de. Die nächste Veranstaltung ist das „Männerkino“ am Montag, 4. April. bil