Das Investitions-Tempo hat Deizisau nach den Großprojekten Mensa, Pflegeheim und Kreisel in 2016 dieses Jahr leicht reduziert. Das gab den Gemeinderäten die Gelegenheit, bei den Reden zum Haushalt 2017 auch grundsätzlichere Überlegungen anzustellen, etwa zum Wohnungsbau. Und es gab zwei Premieren: CDU und SPD schickten neue Redner ans Pult.

Von Roland Kurz

Im Finanzhaushalt rechnet die Kämmerei bislang mit einem Minus von 226 000 Euro. Das würde einen Griff in die Schatulle bedeuten. Die Vermögenslage sei aber mit 5,9 Millionen Euro immer noch eine gute Ausgangslage, befand Albert Dorner, Sprecher der Freien Wähler. Und vermutlich werde, wie fast immer, am Ende des Jahres doch noch ein Plus stehen. Dorner hatte registriert, dass der Bürgermeister im Gegensatz zum gedruckten Plan das Wörtchen „Sparen“ nicht in den Mund genommen hatte. Thomas Matrohs hatte nur selbstbewusst erklärt: „Pause? Innehalten? Nicht in Deizisau!“ Dorner findet schon, dass Innehalten notwendig sei, um die Entwicklung zu bewerten. Deshalb sei gut, dass 2017 das Tempo bei den Bauausgaben gedrosselt werde. Richtig sei, dass für das „Baugebietchen Untere Halde“ Geld eingestellt sei. Leider sei man beim Thema „bezahlbaren Wohnraum schaffen“ bislang gescheitert. Eines freue ihn: Dass die schuldenfreie Gemeinde solvent genug sei, um 2018 das 750-jährige Ortsjubiläum zu feiern.

Für die CDU trat erstmals Claudia Künstle-Zeh ans Rednerpult. Angesichts guter Steuereinnahmen und Rücklagen könne Deizisau ruhig in die Zukunft schauen. Für den Weg dorthin hat die CDU/BL eine Neun-Punkte-Agenda aufgestellt. Als Punkt eins wird die attraktive Gestaltung des Orts genannt. Am Nordhang gelegen und von Gewerbegebieten eingerahmt, sei Schönheit nicht Deizisaus Stärke, aber mit der Sanierung zwischen Kirch- und Schulstraße mache man einen wichtigen Schritt. Den Flüchtlingen und Zuwanderern räume man in Deizisau Chancen ein, der AK Asyl trage viel dazu bei, so Künstle-Zeh. Bei Bildung und Erziehung habe die Gemeinde ihre Hausaufgaben gemacht, jetzt komme die Kür: 100 000 Euro für die Neugestaltung des Schulhofs. Mit der energetischen Sanierung der Sporthalle trage man zum Umweltschutz bei.

Weitere wichtige Projekte führte Regine Kaufmann (LED) auf: die barrierefreie Umgestaltung des Marktplatzes und die Arbeiten auf dem Friedhof, wo unter anderem das Flachdach saniert wird. Den Friedhof müsse man auch als Treffpunktbetrachten, er bedeute ein Stück „Heimat in Deizisau“.

Maik Vosseler, der erst seit November im Gremium sitzt, übernahm gleich für die SPD die Haushaltsrede. Er lobte, dass der Ort mit dem ÖPNV immer besser erreichbar sei. Weil Betreuungsplätze für Kleinkinder fehlen, regte er an, über „bauliche Maßnahmen“ nachzudenken. Sorgen bereitet der SPD die Lage am Wohnungsmarkt. Man müsse verhindern, dass sich nur noch Besserverdienende das Wohnen in deizisau leisten könnten. Die Gemeinde müsse überlegen, ins Bodenmanagement einzusteigen. Weitere Gegenmittel könnten ein Wohnbau-Kindergeld sein, wie es Friedrichshafen eingeführt habe, sowie Anreize für Vermieter und neue Modelle für private Baugemeinschaften.

Anträge stellten die Fraktionen nicht, der Etat wurde einstimmig beschlossen.