In Lichtenwald werden Bestattungen erheblich teurer. Sie kosten künftig bis zu einem Drittel mehr. Nach hitziger Debatte stimmte der Gemeinderat dafür, den Auftrag an den bisherigen Dienstleister zu vergeben. Besonderen Unmut erregte, dass kein anderes Unternehmen ein Angebot abgab, die Gemeinde aber verpflichtet ist, einen zertifizierten Bestatter zu beauftragen.

Von Peter Stotz

Manche Ratsmitglieder witterten kartellähnliche Absprachen. Nach Gesetzeslage sind nur zertifizierte Unternehmen für Bestattungen zugelassen. Da kleinere Kommunen im Regelfall keinen eigenen Bestatter beschäftigen, beauftragen sie ein Bestattungsunternehmen. Da der Vertrag der Gemeinde mit einem Bestatter aus Nürtingen zum 1. Mai auslief, hatte Kämmerer Rolf-Dieter Rieker bei 14 Unternehmen in der Region angefragt. Das Ergebnis war ernüchternd. Rieker: „Wir haben nur Absagen bekommen, ausweichende Antworten oder gar nichts gehört.“ Einzig der bisherige Anbieter legte ein Angebot vor - mit satten Preiserhöhungen auf einzelne Leistungen und mit einer Vertragslaufzeit von nur einem Jahr. Nach dem neuen Vertrag kostet etwa ein Erdgrab oder eine Urnenbestattung bis zu einem Drittel mehr. Bei anderen Leistung ist die Steigerung geringer, aber immer noch deutlich spürbar.

„Diese Preiserhöhungen sind regelrecht unverschämt. Und dazu habe ich den Verdacht, dass es Absprachen gibt und Monopole gebildet werden. Für mich ist das schon fast ein Fall für das Kartellamt“, schimpfte Armin Storz (LBL). Sein Fraktionskollege Werner Kiepfer wetterte: „Das fällt ja unter Raubrittertum.“ Da die Preise und Personalkosten seit 2011 stabil waren, sah Lothar Pfizenmaier (FUW) durchaus Verhandlungsspielräume. „Aber dann bei einer Laufzeit von drei oder fünf Jahren. So wird womöglich jedes Jahr 30 Prozent mehr verlangt. Das sieht doch aus wie Erpressung.“

Bürgermeister Ferdinand Rentschler konnte den Zorn der Räte nachvollziehen, verwies aber auf die gesetzlichen Verpflichtungen. „Ich fürchte, wir müssen diesen Vertrag abschließen. Wir brauchen auf jeden Fall einen zertifizierten Bestatter.“ Eine Ablehnung des Vertrags, wie Kiepfer verlangte, sei nicht anzuraten. Dies würde die Rechtsaufsicht des Landratsamts auf den Plan rufen.

Andreas Müller (CDU) empfahl, den Beschluss für ein Jahr zu fassen. „Die Meinung und der große Unmut am Tisch sind einhellig, aber wir können jetzt kaum etwas machen.“ Das Gremium stimmte schließlich bei zwei Nein-Stimmen zu - „sehr schweren Herzens“, wie mehrere Sprecher betonten. Müller und Storz beantragten, dass sich der Gemeinderat vor der Sommerpause noch einmal nichtöffentlich mit der Sache beschäftigt. Zudem schlugen sie vor, das Thema in der nächsten Sitzung des Gemeindeverwaltungsverbands auf den Tisch zu bringen. Eventuell könnten mehrere Kommunen einen Sammelvertrag mit einem Bestatter abschließen. Rentschler sagte dies zu, zumal sich etliche andere Kommunen in dieser Situation befänden. „Das ist kein Lichtenwald-spezifisches Problem.“