Um den Flächennutzungsplan fortzuschreiben, beteiligt die Gemeinde Neuhausen die Bürger. Im Rahmen des Integrierten Gemeindeentwicklungskonzepts (IGEK) sammelt die Kommune Vorschläge der Menschen, die in Neuhausen leben. „Unsere Rolle auf den Fildern wird sich entscheidend verändern“, verwies Bürgermeister Ingo Hacker auf die geplante S-Bahn-Erweiterung. Diesen Prozess wolle man „mit den Bürgern“ steuern. In einer weiteren Runde geht es nun um den Verkehr.

Von Elisabeth Maier
„Es wird noch etliche Bürgerbeteiligungen geben“, verwies Hacker auf die Fortschreibung des Flächennutzungsplans, die noch Jahre in Anspruch nehmen werde. „Wir stehen erst am Anfang des Prozesses.“ In der letzten Fragestunde hatten Bürger ihre Sorge geäußert, dass es bei den zwei bereits abgeschlossenen Veranstaltungen mit den Bürgern bleiben könnte. Hacker kündigte nun in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats an, dass es in einem weiteren Plenum um das Thema Verkehr gehen wird. Darüber wünscht er sich eine angeregte Debatte. Die Ergebnisse sollen in einen Verkehrsstrukturplan für das stark belastete Straßennetz in und um Neuhausen münden, der bis 2021 fertig sein soll. Der Masterplan für die Ortsentwicklung ist ebenfalls in Arbeit.

Verstärktes Wachstum

Ergebnisse der ersten Bürgerbeteiligung im November haben Christof Weigel und sein Team vom Stadtplanungsbüro Baldauf ausgewertet. Im Gemeinderat stellte Weigel Eckpunkte der Bürgerbeteiligung vor. Thomas Kiwitt, Chefplaner der Region, hatte darauf hingewiesen, dass die Infrastruktur „am Limit“ sei. Vor allem das Verkehrsnetz ist aus seiner Sicht dauerhaft überlastet. Deshalb setze die Region auf verstärktes Wachstum in den Kommunen, die einen Schienenanschluss haben. Dazu wird Neuhausen auch gehören, wenn 2021 die S-Bahn kommt. Das bedeutet, dass die Kommune rasant wachsen wird. Dem muss aber die Infrastruktur angepasst werden. Viele Bürger hatten sich in den Foren sehr besorgt darüber geäußert, ob das gelingen kann.

Was die Nutzung von kommunalen Flächen angeht, lassen sich nach Weigels Analyse Schwerpunkte ausmachen. Neue Gewerbeflächen sehen viele Bürger im Norden der Gemeinde; weitere Wohnflächen könnten im Osten und im Südwesten entstehen. Viele wünschen sich auch, dass die Sportanlagen an einem neuen Standort konzentriert werden. Welche Vorschläge mit den übergeordneten Plänen, etwa dem Regional- und dem Landesentwicklungsplan, kompatibel sind, wird nun in einem weiteren Schritt geprüft.

Mit dem Ergebnis der Bürgerbeteiligung ist Mariela Herzog (Freie Wähler) sehr zufrieden. Aus ihrer Sicht stimmt die Richtung des Verfahrens. Für Marius Merkle (CDU) ist das große Thema die Infrastruktur. Ihm ist wichtig, diese qualitativ hochwertig weiterzuentwickeln und daher maßvolles Wachstum anzustreben. „Der besondere Charakter Neuhausens muss erhalten bleiben.“ Eine Westumfahrung Neuhausens, bereits seit Jahren im Gespräch, ist für Merkle ein großes Thema. „Es ist gut, dass die Bürger quer denken“, findet Dietmar Rothmund (SPD) mit Blick auf die Ideen, die im Rahmen der Bürgerbeteiligung entwickelt wurden. Er begrüßte den offenen Diskussionsprozess. „Dass das Thema Verkehr aufs Tapet kommt, ist gut.“ Auch Rothmund bereitet die Infrastruktur Sorgen: „Bei Verkehr und Bildung hinken wir hinterher.“

Sehr kritische Worte fand Gabriele Probst, die mit ihrer IGL-Fraktion gegen die Fortschreibung des Flächennutzungsplans stimmte. Sie bemängelte, dass nicht ausreichend kommuniziert worden sei, dass es im IGEK-Prozess um dessen Fortschreibung gehe. „Auch im bestehenden Flächennutzungsplan hätten wir Möglichkeiten, uns zu entwickeln.“ Das geplante Wachstum sei nicht maßvoll.

Schritte des Verfahrens

Integriertes Gemeindeentwicklungskonzept (IGEK): Hinter dem Begriff verbirgt sich ein strategisches Entwicklungskonzept für einen städtebaulichen Bereich, der auf der Basis einer Bestandsanalyse eine Strategie und Ziele benennt, die schrittweise umgesetzt werden. Diese Strategie kann sich in mehrere Handlungsfelder aufgliedern und umfasst konkrete Projekten. Im Rahmen des IGEK-Prozesses beteiligt die Gemeinde Neuhausen die Bürger an der Fortschreibung des Flächennutzungsplans.

Fortschreibung des Flächennutzungsplans: Durch die geplante S-Bahn-Endhaltestelle in Neuhausen wird sich die Rolle der Kommune in der Region verändern. Im Rahmen des moderierten IGEK-Prozesses hat der Gemeinderat beschlossen, einen Masterplan zur Ortsentwicklung und bis 2021 auch einen Verkehrsstrukturplan zu entwickeln.

Weiteres Vorgehen: Zur Fortschreibung des Plans prüft der Gemeinderat Anregungen der Bürger. Vorschläge aus der Zukunftswerkstatt, oder die per Mail bei der Verwaltung eingehen, werden mit übergeordneten Plänen wie dem Regional- oder dem Landesentwicklungsplan abgeglichen.